2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
. Kapitänin Melanie Behringer besuchte die deutsche Schule von Doha. Foto: fkn
. Kapitänin Melanie Behringer besuchte die deutsche Schule von Doha. Foto: fkn

FCB-Frauen setzen in Doha gesellschaftspolitische Signale

Doppelpass im Sand

Die Frauenmannschaft des FC Bayern betreten mit ihrem Trainingslager in Doha Neuland und möchten eine Vorbildfunktion einnehmen. Katars Botschafter erhofft sich eine langfristige Beziehung.

Es war eine befremdliche Begegnung, verlief aber völlig problemlos. Melanie Behringer ging das Treffen mit Respekt an, sie betrat absolutes Neuland, sie war noch nie zuvor in Katar. Man muss sich auf Dinge einlassen können, am Ende war die Kapitänin des FC Bayern glücklich: Keine Verletzung, keine Stürze, keine Bisswunden. Soweit ihre erste Begegnung mit einem Kamel, mitten in Katars Wüste, während einer Teambuilding-Maßnahme.

Nebeneffekt Aufwirbeln: Die Bayern-Frauen nutzen ihr´Trainingslager in Katar auch für TeambuildingMaßnahmen in der Wüste. Foto: fkn
Nebeneffekt Aufwirbeln: Die Bayern-Frauen nutzen ihr´Trainingslager in Katar auch für TeambuildingMaßnahmen in der Wüste. Foto: fkn
Nebeneffekt Aufwirbeln: Die Bayern-Frauen nutzen ihr´Trainingslager in Katar auch für TeambuildingMaßnahmen in der Wüste. Foto: fkn

Es ist eine exotische Reise, auf die sich das Frauen-Team des FC Bayern vor einer guten Woche aufgemacht hat. Die gesellschaftspolitische Note negiert dabei keiner im Tross, und daher ist das Abtasten mit einem Kamel freilich nur eine Fußnote des Trainingslagers. Und die weitaus wichtigeren Annäherungen verspürt Melanie Behringer ja ohnehin in anderen Bereichen.

Bei einem Trainingslager stehe stets der sportliche Wert im Vordergrund, sagt die Kapitänin, „aber es gibt in dem Fall den guten Nebeneffekt, dass wir hier für Frauensport, für Frauen-Fußball, werben können und so auch für die Rolle der Frau in der westlichen Gesellschaft“. Der Besuch werde „sehr positiv aufgenommen“, sagt Behringer. Sie hat das bei einer Visite in der deutschen Schule in Doha gemerkt und auch im Alltag auf der Straße. „Natürlich sind viele Frauen verschleiert oder tragen eine Burka – aber nicht alle. Und wenn wir in unseren westlichen Klamotten dazwischen herumlaufen, ist das normal. Es fühlt sich kein bisschen seltsam an.“

Hätte ja sein können, denn obwohl das Emirat in Fragen der Gleichberechtigung seinen Nachbarn wie Saudi-Arabien, Kuwait oder Bahrain einiges voraus hat, ist die Stellung der Frau in der muslimischen Welt weiter streitbar. Karl-Heinz Rummenigge hatte bei der Bekanntgabe der Kooperation mit dem Flughafen von Doha erklärt, dass der Verein auch gesellschaftliche Anstöße anstrebe. Die Reise der Bayern-Frauen ist ein erster Doppelpass, mitten in der Wüste – mit dem Risiko, dass der Ball im Sand verhungert.

Botschafter Scheich Saoud bin Abdulrahman Al Thani signalisiert gegenüber unserer Zeitung: Das Emirat steht als Passempfänger parat. Alle Bemühungen rund um dieses Trainingslager „zielen darauf ab, Brücken zu schlagen und einen kulturellen Dialog zu etablieren“, erklärt er. Der Fußball ist oft ein Vehikel des Kommerzes, Frauen-Fußball aber weitgehend unrentabel – „wir wollen uns austauschen und voneinander lernen“, so Al Thani. „Wir werden diesen Besuch zum Anlass nehmen, um unseren Leitgedanken einer offenen und integrativen Gesellschaft mit den gleichen Rechten für alle weiter zu fördern.“ Worte, Visionen, an denen sich Katar messen lassen möchte – und auch muss.

Rund 2000 Frauen treiben im Emirat Sport. Katar legte sich auf einige Kernsportarten fest, darunter Fußball. Alles wird vom Qatar Women Sport Committee organisiert. Im Fußball verweist Al Thani auf das Programm „Evolution Soccer Girls Only“, bei dem Mädchen ab elf Jahren fußballerisch gefördert werden. Am heutigen Freitag spielen die Bayern mit jungen Frauen aus diesem Programm in gemischten Teams eine Partie.

Melanie Leupolz (li.) und Manuela Zinsberger beim Quadfahren. Foto: fkn

„Wir unterstützen unsere Frauen, die Sport treiben wollen, und eine Partnerschaft mit Ländern wie Deutschland ist entscheidend für die Entwicklung einer wettbewerbsfähigen Plattform“, so Al Thani. Das Problem sei, dass Katar im Westen oftmals nicht so wahrgenommen wird. Er hoffe, sagt Al Thani, „dass das alles nur der Anfang einer langfristigen Beziehung wird, ähnlich wie mit Bayerns Männer-Team“. Melanie Behringer hätte nichts dagegen: „Es wäre schön, wenn dieses Trainingslager auch die nächsten Jahre stattfinden könnte.“

Aufrufe: 02.2.2018, 10:27 Uhr
Andreas Werner - Münchner MerkurAutor