München - Wer weiß, was passiert wäre, wenn Kwasi Okyere Wriedt am 25. Oktober 2017 in der 103. Minute im DFB-Pokal-Krimi gegen RB Leipzig den Ball nicht an die Latte, sondern ins Netz geköpft hätte. Damals war „Otschi“, wie er von allen auf und neben dem Platz genannt wird, 23 Jahre alt und erst wenige Wochen in München.
Für die U23 hatte der Stürmer zu diesem Zeitpunkt neun Treffer in elf Regionalliga-Spielen erzielt, als er von Jupp Heynckes eine Chance im Starensemble des FC Bayern bekam. Vielleicht hätte er seine drei Jahre an der Säbener Straße trotzdem vollgemacht, stattdessen als Backup von Robert Lewandowski.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von fussball-vorort.de (@fussballvorort) am Jul 4, 2020 um 7:56 PDT
Bis zum Vertragsende vor wenigen Tagen kamen dann aber nur noch zwei weitere Pflichtspiele für die Profis dazu. Wriedt stand im November 2017 und unter Hansi Flick am 31. Spieltag der abgelaufenen Saison gegen Mönchengladbach im Kader der Profis. Zum Helden wurde der zweifache Nationalspieler Ghanas an der Isar trotzdem.
In drei Jahren beim FC Bayern war er Führungsspieler und Torjäger der Amateure. 2019 schoss er das Team zur Meisterschaft, dem Krimi im Relegationsrückspiel gegen den VfL Wolfsburg 2 drückte er mit zwei Treffern seinen Stempel auf. Der Doppelpack nach dem Seitenwechsel machte ihn zum Aufstiegshelden.
Der 25-Jährige steigerte sich von Saison zu Saison. In der 3. Liga legte der Mittelstürmer sogar noch eine Schippe drauf. Nach der Torjägerkanone in der Regionalliga Bayern 2019 gelangen ihm nach dem Aufstieg erneut der Ligabestwert von 24 Treffern. Zwei Spieltage vor Saisonende wurde Wriedt als bester Spieler der Saison ausgezeichnet.
Seine Sammlung an Trophäen nach drei Jahren kann sich sehen lassen. Zweimal Torschützenkönig, zwei Meisterschaften, ein Aufstieg, der Gewinn des Premier League International Cups und zum Abschied der Titel zum besten Spieler der 3. Liga. In den letzten beiden Spielen durfte Wriedt nicht mehr ran. Seinem neuen Arbeitgeber Willem II Tilburg war das Verletzungsrisiko zu groß. Der Stürmer musste das Saisonfinale gemeinsam mit Derrick Köhn abseits des Platzes verbringen: „Es war schon hart, die letzten beiden Spiele nur zuschauen zu können. Aber ich war auch auf der Tribüne sehr emotional und habe versucht, zu coachen und die Mannschaft zu unterstützen.“
Dadurch hat Wriedt den perfekten Abschied unverschuldet verpasst und knackt nicht die magische Marke von 100 Pflichtspielen im Trikot des FC Bayern. Die Partie gegen den MSV Duisburg war das 99. Spiel. Zufrieden ist der Sturmtank trotzdem mit seiner Bilanz an der Isar: „Ich hatte drei sehr schöne und auch erfolgreiche Jahre in München“, sagte er im Rahmen der Meisterfeier.