Exklusiv-Interview mit Holger Seitz: So knacken wir den BVB!

Das Halbfinal-Rückspiel gegen Schalke war ein unglaublicher Krimi. Wie hast du das Drama erlebt bzw. überlebt?

Das Spiel war natürlich eine Gefühlsachterbahn, in der wir aber gezeigt haben, dass man uns niemals abschreiben sollte. Gerade die beiden Halbfinalspiele gegen Schalke sind bezeichnend für meine Mannschaft und den bisherigen Saisonverlauf: Nie aufgeben, Rückschläge wegstecken, immer wieder aufstehen und dann auch noch guten Fußball spielen!

Nach drei Halbzeiten sah es nach dem Knock-Out für euch aus. Wie hast du die Jungs zurück in die Spur gebracht?

Die Mannschaft und das Trainerteam haben durchgehend daran geglaubt, dass wir das Spiel noch drehen können. Natürlich gehört dann auch das nötige Quäntchen Glück dazu, aber wir waren sicher, bis zum Schluss die Chance zu haben. Letzten Endes haben wir das Glück erzwungen und entsprechend groß war die Freude.

Warum habt ihr euch anfangs wieder so schwer getan? Hattest du nach dem frühen 1:0 Angst, dass du ein Deja-Vu zum Hinspiel mit ansehen musst?

Wir sind voll fokussiert und mit der festen Überzeugung noch ins Finale einziehen zu können, in das Spiel gegangen. Allerdings hatten wir, wie bereits erwähnt, erneut keinen optimalen Start erwischt, aber ich war die ganze Zeit sicher, dass es noch nicht vorbei ist. Diese Reaktion haben wir dann ja auch zeigen können. Kompliment an die Jungs.

Welcher der Jungs hat sich in der schweren Situation als Führungsspieler herauskristallisiert?

Nach so einem Spiel möchte ich keine einzelnen Spieler herausheben. Ich glaube, so eine Willensleistung ist auch nur mit einer sehr geschlossenen Mannschaftsleistung möglich, da hat sich jeder voll reingehängt. Wir haben ein gesundes Mannschaftsgefüge. Es hat mich aber besonders gefreut, dass alle Spieler, auch diejenigen, die eingewechselt wurden, eine optimale Leistung abrufen konnten. Bemerkenswert war auch das Verhalten der Spieler, die nicht eingewechselt wurden bzw. an diesem Tag nicht im 18er-Kader gestanden haben.

Im CL-Finale „dahoam“ 2012 haben sich die Spieler gesträubt vom Punkt anzutreten. Wie sah es bei deinen Spielern aus?

Es hat sich kein Spieler gesträubt, einen Elfer zu schießen. Sie haben die Situation wie "Männer" angenommen. Da alle fünf Schützen verwandelt haben, können wir mit unserer Auswahl sehr zufrieden sein.

Am Montag wartet der BVB auf euch. Was macht den BVB-Nachwuchs aus? Welche Stärken, Schwächen hat das Team?

Dortmund hat sich zwar durch zwei Siege gegen Wolfsburg klarer für das Endspiel qualifiziert, doch wir haben Schalke 04 ausgeschaltet, die, meiner Meinung nach, nahezu gleichwertig mit dem BVB einzustufen sind und in der Hinrunden-Tabelle der Weststaffel sowie vor dem letzten Spieltag noch vor dem BVB lagen und erst dann abgefangen wurden. Daher denke ich nicht, dass es in diesem Finale einen klaren Favoriten geben wird und erwarte ein sehr enges Spiel. Wer die bessere Spielidee hat und weniger individuelle Fehler macht oder es schafft, in komplizierten Spielsituationen als „Mannschaft“ aufzutreten, wird das Spiel gewinnen.

Gibt es schon einen Matchplan für Dortmund? Wie wollt ihr die Dortmunder schlagen?

Beispielsweise sehe ich im Jugendbereich nicht unbedingt einen Heimvorteil. Drei von vier Halbfinalspielen endeten mit einem Sieg der Gästemannschaft. Somit kann der vermeintliche Vorteil sich während eines Spiels auch zur Last entwickeln. Unser Erfolg auswärts gegen Schalke gibt uns diesbezüglich nochmals zusätzliches Selbstvertrauen und darüber hinaus findet die Partie im Westfalenstadion (Signal Iduna Park) statt, in dem die U19 des BVB auch nicht jeden Tag spielt. Grundsätzlich müssen wir wieder als Mannschaft auftreten, so wie wir es die gesamte Saison über schon gemacht haben.

Warum geht der Titel dieses Jahr nach München?

Sowohl für den Verein, die Mannschaft als auch für mich persönlich wäre der Titelgewinn ein sehr schöner Erfolg und auch eine Bestätigung der Arbeit, welche die Mannschaft und das Trainer- und Betreuerteam geleistet haben. Der letzte U19 Titel des FC Bayern war 2004. Dies zeigt, wie schwer es ist und dass es auch für einen Verein wie den unseren nicht selbstverständlich ist, im Jugendbereich eine ähnliche Dominanz wie im Profibereich zu entwickeln. Wir sind gut drauf, die Mannschaft hat eine gute Qualität und einige gute Individualisten. Wie vor allem das Halbfinalrückspiel gezeigt hat, glauben wir zu jederzeit an uns.

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