2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
Der Auftritt von Johannes Bachmayer bei der Jahreshauptversammlung sorgte für ordentlich Trubel beim deutschen Rekordmeister. Foto: MIS
Der Auftritt von Johannes Bachmayer bei der Jahreshauptversammlung sorgte für ordentlich Trubel beim deutschen Rekordmeister. Foto: MIS

Bayern-Kritiker Bachmayr ist ein besorgter Fan, kein Selbstdarsteller

Kommentar zum Auftritt bei der Jahreshauptversammlung

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Wer denkt, Johannes Bachmayr hätte Uli Hoeneß nur kritisiert, um mal selbst im Mittelpunkt zu stehen, der irrt - meint Dieter Priglmeir im Sportgeflüster zum Wochenende.

Jeder Priester weiß, er darf über alles predigen, nur nicht über fünf Minuten. Und es gibt auch eine Faustregel bei Jahreshauptversammlungen von Sportvereinen, die ein Vorsitzender aus dem Landkreis mal so formuliert hat: „Mia müass ma durch sei, bevor da Schorsch und da Franz die fünfte Hoibe ham“ (Namen geringfügig geändert). Die Herren neigen nämlich mitunter zu Wortmeldungen, mit denen niemand rechnet, die aber dann doch weitere Diskussionen nach sich ziehen.

Johannes Bachmayr hat vergangenen Freitag im Audi-Dome länger als fünf Minuten gesprochen. Er ist ja auch kein Priester. Und er brauchte auch keinen Sprit, der ihn antrieb. Was ihn wirklich wenige Meter von Uli Hoeneß entfernt und vor gut 1500 Bayern-Fans zum Mikrofon greifen ließ? Gewiss nicht – das wurde ihm vorgeworfen – ein Hang zur Selbstdarstellung. Hätte er dann die Einladung zu Blickpunkt Sport (und vermutlich noch weitere Fernsehauftritte) abgelehnt? Der Mann aus Hubenstein macht sich wohl schlichtweg Sorgen um jenen Verein, dem er von kleinauf die Daumen drückt.

Bachmayr – ein Wichtigtuer? Wer ihm das unterstellt, der sollte sich nochmal seinen Vortrag anschauen. Natürlich war er vorbereitet. Zum Glück, es ging ja auch nicht nur um rot-weiße Trikots oder ein Unentschieden gegen Düsseldorf. Er sprach Dinge an, über die viele den Kopf schüttelten. Bachmayr war von der ersten bis zur letzten Silbe anzusehen, dass ihn schmerzte, was er zu sagen hatte. Was er aber einfach sagen musste.

Viele Reaktionen dürften auch für ihn erwartbar gewesen sein: Die bundesweiten Hoeneß-Gegner jubelten und nutzten – wieder einmal – die Vorlage zur Generalabrechnung. Offizielle sprangen dem Bayern-Präsidenten bei und sahen gar dessen Lebenswerk in Misskredit gebracht. Was für ein Unsinn: Niemand – auch die bundesweiten Hoeneß-Gegner nicht, und schon gar nicht Bachmayr – bestreiten, dass der Welmeister den FC Bayern zum Weltverein gemacht hat. Zu einem Club, der auch etwas Kritik vertragen sollte. Aber kann er das? Folgendes Zitat stammt nahezu deckungsgleich von zwei Bayern-Fans aus dem Landkreis, die ihrem Verein bis ans Ende der Welt folgen würden: „Natürlich hatte der Bachmayr mit vielem Recht. Aber so etwas traut sich keiner aus einem Fanclub zu sagen. Die haben alle Angst, dass sie dann keine Karten mehr bekommen.“

Bachmayr dagegen hatte diese Courage, als einfaches Mitglied zu sagen, was in seinen Augen derzeit im Verein schief läuft. Anfragen für weitere Interviews und Gespräche lehnt er ab. Und wenn sich der FC Bayern melden würde? „Dann natürlich ja“, sagt der Hubensteiner. Vielleicht kommt’s ja noch dazu. Der Hoeneß von früher jedenfalls hätte sich nicht davor gescheut. Es hätte ihn gereizt, einem mutigen, aber auch kritischen Mitglied der Bayern-Familie zu erklären, warum es immer schwerer wird, einen Fußballverein zu führen.

Aufrufe: 08.12.2018, 10:18 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor