2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Sarah Müller spielt leidenschaftlich gerne Fußball, doch die Europameisterschaft der Frauen interessiert sie nicht besonders.	F.: Reinhold Radloff
Sarah Müller spielt leidenschaftlich gerne Fußball, doch die Europameisterschaft der Frauen interessiert sie nicht besonders. F.: Reinhold Radloff

„Aus der wird mal richtig was“

Die 16-jährige Sarah Müller wechselt zum FC Bayern München +++ Doch damit sind ihre Ziele noch lange nicht erreicht

Sie steht vor dem größten Sprung in ihrer bisherigen Fußballkarriere: Sarah Müller aus Lagerlechfeld wechselt zum FC Bayern München und wird dort in der Bundesliga spielen. Dieses Thema interessiert sie viel mehr als die Fußball-Europameisterschaft der Frauen, die derzeit in den Niederlanden ausgetragen wird. Wer holt dort den Titel? Mit Tipps hält sie sich etwas zurück.

Sie hat es bisher nicht anders gelernt. Sie spielt schon immer Fußball mit den Jungs und hat sich dabei bestens durchgesetzt und wohl gefühlt. Georg Käs hat das Talent von Sarah Müller 2011 als Erster erkannt, nahm sie in seine Jungsmannschaft bei der SpVgg Lagerlechfeld/Graben auf und sagte bald: „Aus der wird mal richtig was.“ Er sollte recht behalten.

Mit 14 Jahren stand sie in der Bayernauswahl, mit 15 bereits in der Jugend-Nationalmannschaft ihre Frau, hatte schon vier Einsätze, mit 16 spielt sie künftig beim FC Bayern München in der B-Juniorinnen-Bundesliga und hofft, schon in einem Jahr in der Nationalmannschaft der Frauen mitzuspielen. Dabei warf man sie als kleines Mädchen in ihrer Heimat Libreville in Gabun in Afrika sogar aus dem Team beim Straßenkick mit den Worten: „Du bist zu schlecht.“ Wenn die Jungs wüssten, wie sehr sie danebengelegen hatten.

Käs war schon bald der Meinung, Sarah müsste zu einem höherklassigen Verein wechseln, um schneller vorwärtszukommen. Doch sie wollte gerne bei ihren Jungs bleiben. Schließlich wechselte sie doch zu Schwaben Augsburg, weil sie sonst nicht in die Bayernauswahl aufgenommen worden wäre. Schnell verschaffte sich die Schülerin dort Anerkennung und war schon bald Zweite Kapitänin in dem Jungsteam in der Bezirksoberliga. Zu ihrem Abschied reisten ehemalige Spieler extra an, standen beim letzten Spiel Spalier für sie, die Exotin im Team. Ob sie wegen ihrer dunklen Hautfarbe in Deutschland mal Probleme hatte? „Nie, nicht ein einziges Mal“, sagt das resolute Mädchen, das sich unter Jungs sehr wohlfühlt.

Gerne würde sie weiter mit ihnen kicken, doch das geht nicht wegen ihres Alters. Nur noch Mädels im Team, das bedeutet eine Umstellung. „Mal sehen, wie das wird“, meint sie. Frauenfußball, der interessiere sie eigentlich nicht so sehr. „Die Männer spielen besser, schneller, kraftvoller, robuster, einfach interessanter“, sagt Sarah Müller.

Das sind auch die Gründe dafür, dass sie die Frauen-Europameisterschaft nicht besonders interessiert. „Ich schaue die Spiele nicht gerne an“, erklärt sie, weil ihr da einfach zu wenig los ist. Die EM-Spiele der U17-Nationalmannschaft hat die Mittelschülerin, die jetzt in die M10 kommt, allerdings schon verfolgt: „Aber nur, weil ich da so viele kenne und Freundinnen von mir mitspielen.“

Die Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden hat die agile 16-Jährige gesehen, aber nur, weil ihr Vater sie dazu gezwungen hat. Und wie lautet das Urteil von Sarah Müller? „Ich denke, die Schwedinnen waren taktisch besser und stärker als wir. Wenn wir zum siebten Mal in Folge Europameister werden wollen, müssen wir uns noch sehr steigern. Denn Frankreich ist ein ernst zu nehmender Gegner.“

Auch wenn sie noch gerne zu ihrer Verwandtschaft in die alte Heimat reist und sich in manchen Dingen wie eine Afrikanerin fühlt, so steht sie doch zu ihrer deutschen Staatsangehörigkeit.

Aufrufe: 021.7.2017, 13:47 Uhr
Schwabmünchner Zeitung / Reinhold RadloffAutor