2024-04-15T13:50:30.002Z

Interview
Fabian Bäcker hat Artur Lemm als Trainer beim FC Bayern Alzenau beerbt.
Fabian Bäcker hat Artur Lemm als Trainer beim FC Bayern Alzenau beerbt. – Foto: Verein

»Wir wollen dieses Quäntchen erzwingen«

Fabian Bäcker (30), der neue Coach beim FC Bayern Alzenau, im Interview

Vor elf Jahren traf er noch in seinem Bundesliga-Debüt für Gladbach, nun ist er seit knapp einer Woche der Neue an der Seitenlinie beim FC Bayern Alzenau: Fabian Bäcker (30) will die Unterfranken in der Regionalliga Südwest halten. Wie er das anstellen möchte, warum er sich für das kurze Engagement beim Tabellenvorletzten entschieden hat und wie er heute auf seine Karriere zurückblickt, erklärt der Ex-Profi im Interview mit FuPa-Reporter Kilian Amrhein.

FuPa: Herr Bäcker, was kam überraschender: Der Wechsel von Gladbach-Coach Marco Rose zu Dortmund oder Ihr Wechsel als Trainer zu Alzenau?
Fabian Bäcker (30):
(lacht) Mein Wechsel! Bei Rose wurde schon länger berichtet und es wurde nie dementiert - da konnte man davon ausgehen, dass es darauf hinausläuft. Bei mir war das nicht absehbar, das hat sich in ein paar Tagen alles zugespitzt. Die Anfrage kam erst nach der Alzenauer Heimniederlage gegen Koblenz Anfang Februar. Danach ging alles schnell, um noch ein paar Tage mehr Vorbereitung zu haben.

Glauben Sie, dass Rose der Richtige für den BVB ist?
Ich drücke auf jeden Fall die Daumen, da mit Marco Reus ein guter Freund von mir bei Dortmund spielt. Aus der Ferne kann man das aber kaum beurteilen. In Gladbach hat Rose eine nachhaltige Arbeit geleistet. Sie spielen guten Fußball, der schön anzusehen ist. Ich hätte mir auch vorstellen können, dass er noch ein, zwei Jahre bei den Fohlen bleibt. In Dortmund sind dann ganz andere Umstände. Ich kann mir aber vorstellen, dass er das gut hinbekommt.

Und sind Sie der Richtige für den FC Bayern Alzenau?
Wenn ich das nicht denken würde, hätte ich nicht zugesagt. Am Ende werde ich an den Ergebnissen gemessen und die kann ich nicht vorhersagen. Ich bin aber der Überzeugung, dass ich der Mannschaft durch meine Einstellung einen Impuls mitgeben kann, der auch Wirkung zeigt. Planen kann man das im Fußball nie.

Warum haben Sie sich für den FCB entschieden?
Zum einen passt die zeitliche Komponente aktuell gut. Zum anderen ist es eine reizvolle Aufgabe, eine Regionalliga-Mannschaft zu trainieren. Es ist allen klar, dass es schwer wird, aber es ist ein großer Reiz, mit der jungen Mannschaft die Liga zu halten. Ich bin sehr dankbar, dass Germania Ober-Roden mir keine Steine in den Weg gelegt und mir diese Chance ermöglicht hat.

Der erste Trainings-Eindruck war laut Bäcker positiv.
Der erste Trainings-Eindruck war laut Bäcker positiv. – Foto: Verein

Was für ein Team hat Ex-Coach Artur Lemm hinterlassen?
Ich kann und will die Arbeit meines Vorgängers nicht beurteilen. Körperlich ist die Mannschaft aber in einem Top-Zustand: Sie ist fit, spritzig, sprintstark und hat viel Wille. Mein Eindruck ist bislang auch, dass das Team fußballerisch gut genug für die Liga ist.

Wie sehen Sie die Ausgangslage als Tabellenvorletzter?
Wir haben 21 Spiele vor uns und es sind 63 Punkte zu vergeben – es ist noch Zeit, um alles ins richtige Licht zu rücken. Klar ist aber auch, dass wir in den nächsten Partien gegen viele direkte Konkurrenten spielen. Es wäre wichtig, dass wir uns da rankämpfen.

Unabhängig davon, ob es mit dem Klassenerhalt klappt, verlassen Sie den Verein nach Saisonende wieder. Wieso?
Ich will nicht hauptberuflich Trainer sein. Dafür war ich zu lange im Geschäft und weiß, wie wenig planbar das ist. Ich habe mir nach meiner Laufbahn ein solides Standbein beruflich aufgebaut, das möchte ich weiterverfolgen. Jetzt, wo vieles im Home-Office abläuft und der Spielbetrieb in der Verbandsliga bei meinem eigentlichen Verein Germania Ober-Roden pausiert, ist die Aufgabe in Alzenau für mich möglich. Sobald der normale Alltag wieder einkehrt, habe ich mit Beruf und zwei kleinen Kindern nicht die Zeit für ein Regionalliga-Team.

Mit 30 Jahren sind Sie ein junger Trainer. Warum spielen Sie selbst nicht mehr aktiv?
Ich hatte früh Probleme mit dem Knie, auch Knorpelschäden. Schon mit 25 wurde ich operiert und es war klar, dass es auf Dauer nicht mit dem Leistungssport geht. Ich wollte aber selbst entscheiden, wann ich aufhöre und nicht aufhören müssen, weil ich nicht mehr kann. Deswegen habe ich 2019, als das Trainer-Angebot bei Germania Ober-Roden kam, die Schuhe an den Nagel gehängt.

Murat Kurtulus (Co-Trainer), Fabian Bäcker (Trainer), Birger Naß (Co-Trainer) und Ken Eichholzer (Torwarttrainer) wollen mit dem FCB jetzt einen Positiv-Lauf starten.
Murat Kurtulus (Co-Trainer), Fabian Bäcker (Trainer), Birger Naß (Co-Trainer) und Ken Eichholzer (Torwarttrainer) wollen mit dem FCB jetzt einen Positiv-Lauf starten. – Foto: Verein

Innerhalb von elf Jahren wurden Sie vom Debüt-Torschützen in der Bundesliga zum Regionalliga-Coach. Warum hat es mit dem großen Durchbruch als Spieler nie geklappt?
Anhand von Zahlen ist es nicht zu begründen. Ich hatte in der zweiten Mannschaft von Gladbach oft getroffen und war im Januar 2010 bei der Wintervorbereitung der Profis dabei. Bei einem 2:0-Testspiel-Erfolg gegen den BVB erzielte ich beide Treffer, beim Winter-Cup machte ich gegen Düsseldorf das Siegtor im Finale und dann kam noch meine Bude im ersten Bundesliga-Spiel. Ich kann mir also nichts vorwerfen, ich habe alles versucht. Aber für Trainer Michael Frontzeck war ich damals nicht der Stürmer, den er wollte, auch nach meinem Liga-Tor nicht.

Haben Sie die Szene mit Ihrem Treffer heute noch vor Augen?
Ja, ganz genau. Wir lagen zuhause gegen Bochum 0:2 hinten. Auf links hatten die Gäste einen Einwurf. Ich habe den Ball erobert und auf Patrick Herrmann gespielt, der am gleichen Tag erstmals eingewechselt wurde. Wir sind noch heute gut befreundet und kamen beide aus der A-Jugend, wo er mir etliche Tore aufgelegt hatte. Er kannte meinen Laufweg auswendig, im Rückraum habe ich gewunken und der Ball kam genau dorthin. Und dann habe ich den Volley vor der Nordkurve eingeschweißt. Da ging schon die Post ab.

Danach hatten Sie immer wieder Verletzungspech und landeten über Aachen und Offenbach bei Bayern Alzenau. Trauern Sie heute noch der Profi-Karriere nach?
Es hätte anders laufen können, das sieht man an Patrick Herrmann. Er hat halt nach seinem Debüt bis heute noch 271 Bundesliga-Spiele absolviert und bei mir kam nur noch ein weiteres dazu. Es sind Kleinigkeiten, die das entscheiden. Selbst nach meinem Bundesliga-Tor war mir klar, dass ich es noch nicht geschafft habe. Aber ich trauere dem nicht nach und bin auch nicht neidisch. Ich bin mit meinem Leben zufrieden und freue mich gleichzeitig, wenn ich meine Ex-Kollegen spielen sehe. Durch sie weiß ich auch, dass das Leben als Fußball-Star seine Schattenseiten hat.

Zurück ins Hier und Jetzt: Am Samstag geht es für Sie mit Alzenau direkt gegen den Konkurrenten Astoria Walldorf. Wie gehen Sie das an?
Für uns gibt es nur ein Ziel und das ist ein Sieg. Wir gehen das mutig und engagiert an. In vielen vergangenen Partien hat der Mannschaft oft nur wenig gefehlt und schon wäre alles anders gelaufen. Wir wollen dieses Quäntchen erzwingen und einen positiven Lauf starten.

Aufrufe: 019.2.2021, 10:00 Uhr
Kilian AmrheinAutor