Hier Stillstand, auf der anderen Seite ein noch nie dagewesenes Mammutprogramm. Andreas Trageser weiß im Moment auch nicht so recht, was er von den beiden Extremen halten soll: "Was wir als Bayern Alzenau im Moment betreiben, hat mit einem Amateurverein nichts mehr zu tun. Gut, damit müssen wir jetzt leben, dass die Regionalliga Südwest zur Profiliga erklärt wurde. Auch wenn's für mich schwachsinnig ist. Auf der anderen Seite: Wenn ich nach Aschaffenburg blicke, die beneide ich im Moment auch nicht. Die sind jetzt dann bald seit vier Monaten zum Pausieren gezwungen."
Seinem FC Bayern hat der Wintereinbruch in Deutschland eine Verschnaufpause verschafft. Die Partie am morgigen Mittwoch beim FK Pirmasens musste witterungsbedingt abgesagt werden. Ein kurzes Durchatmen während der gnadenlosen Terminhatz. Bis Juni müssen die Alzenauer noch satte 21 Spiele austragen. Dem Treiben in der Südwest-Staffel schaut Trageser mit Befremden zu. Was da im Moment abläuft, entspricht nicht seinem Verständnis von der höchsten Amateurklasse: "Wir spielen doch eigentlich für die Zuschauer. Ein Bierchen, eine Bratwurst, die Leute kommen zusammen. Das ist im Moment alles hinfällig." Dem derzeitigen Modus kann der erste Vorstand keinerlei Mehrwert abgewinnen: "Wir spielen, weil wir müssen. Punkt. Und sollten wir am Ende absteigen, dann ist es halt so. Dann geht's für uns in der Oberliga weiter."
Ein Abstieg am Ende der Mammutsaison wäre für den Verein kein Beinbruch. Viel Schlimmeres sieht Trageser im Jugendbereich auf den gesamten Amateursektor zukommen. Bis auf die Nachwuchsleistungszentren (NLZ) wurde auch den Kindern das Fußballspielen verboten. Ein Ende ist nicht in Sicht. Für Trageser eine verheerende Vorgehensweise: "Ich kann nur immer wieder den Kopf schütteln. Wie kann man denn den Sport so zerstören? Was machen die ganzen Talente, die mittlerweile fast ein halbes Jahr nichts machen können? Ich bin absolut sicher, dass es auch in der Pandemie Möglichkeiten gäbe, Mannschaftssport auszuüben. Dann lasse ich halt immer die gleichen Zehnergruppen miteinander trainieren oder so. Aber seitens der Politik wird ja nicht einmal der Versuch unternommen, sich damit eingehender zu befassen."