2024-04-23T06:39:20.694Z

Interview
Andreas Prechtl will als Trainer in den Profi-Bereich. Foto: KN
Andreas Prechtl will als Trainer in den Profi-Bereich. Foto: KN

Prechtl: "Ich möchte so hoch wie möglich trainieren"

Mit 29 Jahren schon 12 Jahre Coach

Jedes halbe Jahr wird es schwer für Andreas Prechtl. Dann stehen im Nachwuchsleistungszentrum des FC Augsburg die Gespräche mit den einzelnen Talenten an. Die Entwicklung der jungen Spieler steht im Vordergrund.

Fehlen die Fortschritte oder ist das Kind „stehengeblieben“ und bremst so die Intensität im Training, kommt es zwangsläufig zur Trennung. „Das ist das Schlimmste an meinem Job. Für den Spieler zerbricht ein Traum“, sagt U11-Trainer Andreas Prechtl über die Tiefen seines Jobs.

Dennoch überwiegen für den 29-Jährigen in seinem Beruf die vielen Höhen. Er ist hauptberuflicher Fußballtrainer, arbeitet bei der Münchner Fußballschule (MFS) und im Nachwuchsbereich der Augsburger als Cheftrainer der U11 und Technik-Trainer für die Jahrgänge U14 bis U23. Im Vergleich zu anderen hat Prechtl keine Profivergangenheit. Zum Schluss kickte er für den ASV Dachau in der Landesliga, aber nicht als Stammspieler, weil schon damals sein Hauptaugenmerk seiner Leidenschaft als Trainer galt.

Seit er 16 Jahre alt ist, gibt er schon Anweisungen von der Seitenlinie. „Ich habe mich früher immer über das Training aufgeregt und dann einfach gedacht, das kann ich besser“, sagt er. Die DJK Altreichenau, bei der er in der Jugend selbst aktiv war, schenkte ihm das Vertrauen und übergab dem ein Jahr älteren Teenager die Verantwortung für die U15 des heutigen Kreisligisten aus Niederbayern. Drei Spielzeiten betreute er die C-Junioren, dann übernahm er mit 19 Jahren die U17.

Das Schlüsselerlebnis, seinen Traum zum Beruf zu machen, war ein Vortrag der Münchner Fussball Schule an der TU München. Deren Philosophie begeisterte Prechtl. Nach einem Gespräch mit Geschäftsführer David Niedermayer stand er zwei Tage später bereits als Trainer auf dem Platz.

Bis Prechtl 23 Jahre alt war, hatte er noch keinen Trainerschein gemacht. Fünf Jahre später hat er die A-Lizenz erfolgreich bestanden. Jetzt fehlt ihm nur noch die letzte Stufe des „Fußball-Lehrers“, um überall als Trainer arbeiten zu dürfen. „In spätestens drei bis fünf Jahren möchte ich den Schein haben“, sagt er selbstbewusst. „Ich möchte so hoch wie möglich trainieren. Ich mache meinen Traumjob.“ Auf Grund seiner fehlenden Vergangenheit als Profi musste er sich sein Netzwerk an Kontakten und Fürsprechern anderweitig erarbeiten. Hospitanzen bei der TSG Hoffenheim, dem FC Porto und mehrere Aufenthalte in der Nachwuchsakademie seines Lieblingsvereins Manchester United kann er schon vorweisen.

Als nächsten Schritt hat er das Amt des Cheftrainers einer Großfeldmannschaft im Auge. Bis dahin treibt er parallel seine Pläne als Gesellschafter der MFS voran. In seiner niederbayerischen Heimat könnte ein Ableger entstehen. „Das ist mein zweites und sicheres Standbein“, sagt Prechtl, der damit einen Plan B in der Tasche hat, wenn der Traum vom Profifußball doch platzt.

Das Prädikat „Positiv-Fußball-Verrückter“ greift bei dem jungen Trainer fast zu kurz. 25 Stunden pro Woche verbringt er auf dem Trainingsgelände in Augsburg, weitere 35 bis 40 Stunden im Büro und der Anlage der MFS. „Ich habe eine Sieben-Tage-Woche“, räumt Prechtl ein und schiebt sofort nach: „Aber es ist nicht Arbeit.“ Für Prechtl ist es seine Leidenschaft.

Er verkörpert die neue Trainergeneration. An drei prominenten Berufskollegen orientiert er sich besonders gerne. Pep Guardiolas Philosophie mit viel Ballbesitz hat es ihm angetan. Bei Thomas Tuchel gefällt ihm die Trainingssteuerung und mit Jürgen Klopps Idee des Konter-Fußballs kann er sich sehr gut identifizieren. Mit etwas Glück darf er vielleicht mit seiner eigenen Vorstellung irgendwann selbst gegen diese Stars mit ihren hochkarätigen Teams antreten. Sein oberster Chef in Augsburg hat es vorgemacht. Manuel Baum hat sich aus dem Jugend- in den Profibereich gekämpft und dort erfolgreich Fuß gefasst.

Text: Jörg Bullinger

Aufrufe: 05.10.2017, 11:30 Uhr
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