2024-04-23T13:35:06.289Z

FuPa Portrait
Hat bereits auf seiner ersten Station als Cheftrainer beachtlichen Erfolg: Timo Rost.F: Eberhardt
Hat bereits auf seiner ersten Station als Cheftrainer beachtlichen Erfolg: Timo Rost.F: Eberhardt

Top-Start der Amberger Feierabend-Truppe

In vier Spielen haben die Regionalliga-Aufsteiger acht Punkte eingesackt +++ Der Erfolgscoach rückt immer mehr in den Fokus

Ein Wahnsinn wäre das, sagt Timo Rost. Punktet sein FC Amberg am Freitag auch gegen den FC Ingolstadt II, dann ist es nämlich soweit. Dann wird das Gastspiel der Vilsstädter eine Woche später beim SSV Jahn Regensburg in der neuen Continental Arena eine lupenreine Spitzenpartie der Regionalliga Bayern. In den ersten vier Spielen hat der Aufsteiger satte acht Zähler geholt, steht auf dem dritten Platz – ein lupenreiner Traumstart.

So richtig hat es den Ambergern in der Sommerpause ja keiner geglaubt. Der Aufstiegskader werde nur ergänzt, hieß es da. Das haben schon viele Vereine behauptet, plötzlich wurde dann aber doch tief in die Schatulle gegriffen. Der FC hatte in den ersten vier Spielen in der Regionalliga aber tatsächlich keinen einzigen Neuzugang in einer Startelf stehen. „Ich habe den Jungs gesagt, dass wir auch in der Regionalliga auf sie bauen. Und dann ist das auch so. Wenn du was sagst, müssen sich die Spieler auch darauf verlassen können“, erzählt Rost.

Einen anderen Weg gewählt

Er habe in seiner langen Karriere als Profi-Fußballer viel erlebt. Viele Trainer würden am Ende „immer nur ihren eigenen Arsch retten wollen“, sagt er mit der ihm eigenen Direktheit. Oft sei es so, erklärt er, dass aus Angst davor, in der neuen Liga von Beginn an ganz unten zu stehen, vermeintliche Stars geholt werden und die halbe Aufstiegsmannschaft dann auf der Ersatzbank sitze. Rost wählte in Absprache mit dem Klub einen anderen Weg – und der scheint zum Erfolg zu führen.

Wir haben die Punkte ja nicht nur irgendwie geholt“, blickt Rost auf die ersten vierten Partien zurück. Elf Tore hat sein Team bereits geschossen. „Wir spielen brutal offensiv, das ändern wir auch in der neuen Liga nicht“, sagt der Coach. Und das, obwohl „das jetzt von der Qualität der Mannschaften und vom Spieltempo schon eine ganz andere Welt als in der Bayernliga ist“. Seine Jungs hätten im Training aber eben noch einmal eine Schippe draufgepackt: „Am Ende ist alles harte Arbeit.“

Was seine Schützlinge dafür leisten, nötige ihm Respekt ab, meint Rost. Tagsüber in den Job, abends viermal die Woche noch ins Training – da ist das Leben eigentlich komplett verplant. „Deswegen bin ich auch für jedes Gespräch offen und gebe gerne Freiräume, wenn ich das Gefühl habe, dass der Junge klar in der Birne ist“, erzählt der Coach. Er sei viel als Psychologe gefragt und versuche, dass seine Spieler vom Druck nicht aufgefressen werden. Nur eines: „Am Freitag oder Samstag, wenn es dann zum Spiel geht, dann muss alles Nebensache sein. Dann zählt nicht mehr, ob die Freundin sauer ist oder der Oma ein Zahn fehlt. Dann zählt nur noch Fußball. Anders geht es einfach nicht.“

"Wir bilden eine absolute Einheit"

Der 36 Jahre alte Rost hat in der Jugend für den FC Amberg noch selbst gespielt. Dann zog er aus in den Profifußball, spielte unter anderem für den VfB Stuttgart in der Bundesliga. Er ist jetzt schon eine Amberger Vereinslegende – geschenkt worden sei ihm als Trainer hier aber dennoch nichts, erinnert er sich. Als es vergangene Saison in der Bayernliga zunächst nicht so gut lief, gab es bereits deftige Kritik an ihm. „Die Klubführung und ich bilden aber eine absolute Einheit, da bringt niemand was dazwischen“, sagt er. Das Vertrauensverhältnis ist auch notwendig, schließlich bestätigen sowohl Klubvertreter wie auch Rost selbst, dass der Trainer nicht langfristig an den Klub gebunden ist. „Im Fall der Fälle würde man sich „zusammensetzen und innerhalb fünf Minuten eine Einigung“ haben, sagt Rost. Dies gelte für den Fall, dass der Klub einen anderen Trainer will, aber auch dafür, dass er selbst sich verändern wolle.

Ein bekannter Ex-Profi, der als Trainer erfolgreiche Arbeit leistet, das wird schließlich auch bei den deutschen Profi-Klubs registriert. „Sicher wird das der eine oder andere verfolgen“, meint Rost, „aber klar ist auch: Meine Gedanken gehören solange ich hier bin ausschließlich dem FC Amberg.“

"Da lernst du wahnsinnig viel"

Er sei rückblickend sehr froh, dass er bei seinem Heimatklub in den Trainerjob einsteigen konnte. „In der Bayernliga kannst du dich als Coach ja auch noch um andere Sachen im Verein kümmern, da lernst du wahnsinnig viel.“ In der Regionalliga sei er jetzt schon noch ein Stück weit mehr in seinem Kernjob gefordert, deswegen habe er die Ausbildung für den Fußballlehrerschein zurückgestellt. „Beides parallel machen zu wollen ist meiner Meinung nach nicht so gut. Aber irgendwann werde ich das sicher angehen.“ Und wenn er den Schein hat, dürfte der Name Rost in den Notizbüchern vieler Vereinsbosse wohl dick unterstrichen werden. Dass er irgendwann im Profi-Fußball als Coach arbeiten will, steht sowieso außer Frage: „Das muss für jeden Spieler das Ziel sein und für einen Coach ebenfalls.“

Übrigens: An einer ganz anderen Front steht für den FC ein Ergebnis noch aus. Ende April wurden von Ermittlern des Zollamts Weiden die Vereinsräume des FC Amberg durchsucht. Grund war der Verdacht, dass Verantwortliche des Klubs Sozialabgaben für beim FC angestellte Mitarbeiter nicht ordnungsgemäß abgeführt haben. In der Folge wurden auch mehrere Personen von den Ermittlern vernommen. Der Klub hatte in einer Stellungnahme angekündigt, mit den ermittelnden Behörden eng zusammen arbeiten zu wollen. Dr. Markus Pfaller, Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg, sagte am Donnerstag der MZ/FuPa, dass die Vorermittlungen nun abgeschlossen sind. Die Ergebnisse werden derzeit geprüft. „Zeitnah“, sagt Pfaller, werde das Abschlussergebnis bekannt gegeben werden können. Zu der Frage, gegen wie viele Personen ermittelt wurde, wollte sich Pfaller noch nicht äußern. Hierzu werde es bei Bekanntgabe des Ermittlungsergebnisses Einzelheiten geben.

Aufrufe: 06.8.2015, 18:57 Uhr
Jürgen ScharfAutor