2024-03-28T15:56:44.387Z

Ligabericht
Der FC Amberg (in Weiß) traf beim vorletzten Heimspiel in der Fußball-Bayernliga auf die SpVgg Ansbach.  Foto: Archiv
Der FC Amberg (in Weiß) traf beim vorletzten Heimspiel in der Fußball-Bayernliga auf die SpVgg Ansbach. Foto: Archiv

"Eine sehr durchwachsene Saison"

FC Amberg trennte sich von Trainer Günter Brandl. Nachfolger Lutz Ernemann führte den FCA von Platz 13 auf 10.

Verlinkte Inhalte

„Dieser Weg wird kein leichter sein“, röhrte einst Xavier Naidoo ins Mikrofon. „Steinig und schwer“ sollte der Weg auch für den FC Amberg in die Saison 16/17 werden – der Saison eins nach dem Regionalligaabstieg. Der Abstieg war sang- und klanglos und gipfelte darin, dass Trainer Timo Rost das Handtuch warf und eine halbe Mannschaft ging.

Einige hätten schon noch weiter gespielt, aber zu Regionalligasalär – und das ging halt nicht mehr. Regionalliga – Fluch oder Segen für den FC Amberg? Zunächst jedenfalls standen Teammanager Hubert Kirsch und Vorstandsmitglied Werner Aichner fast mit leeren Händen da. Präsident Helmut Schweiger hat auch gleich wissen lassen, wohin der Weg führt: „Das Thema Regionalliga ist nicht abgehakt“, sagte er vor der Saison und fügte hinzu: „Aber da bräuchte man eine halbe Million mehr.“ Die hat der Verein nicht mehr.

„Die Strukturen nicht gefährden, wirtschaftlich stabil bleiben, egal was sportlich passiert“, hieß die Maxime. Hubert Kirsch hat offen ausgesprochen, dass man vom „Rost-Abgang überrumpelt worden ist“. So war die Hauptaufgabe des Duos Kirsch und Aichner, überhaupt eine wettbewerbsfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen – schwer genug.


Schwere Aufgabe für Brandl

Hubert Kirsch „zauberte“ mit Günter Brandl einen neuen Coach sozusagen aus dem Hut. Er wurde vor der Saison als „der Richtige“ bezeichnet, Brandl war quasi der Nothelfer. „Die Mannschaft braucht nach dem Umbruch einen neuen Geist, die Mannschaft wieder konkurrenzfähig machen“, war sein Ziel. Die Aufgabe war für Brandl schwer – zu schwer. Und sein Ende im November ist bekannt: Noch hielt man ihm die Stange, doch Kirsch ließ verlauten: „Zwar steht Brandl nicht zur Diskussion, aber wir müssen das zur Winterpause analysieren.“ Gemeint war der Saisonverlauf bis November, da war Kirschs Aussage wohl so etwas wie ein Credo: „Wir können gegen jeden gewinnen, wir können aber auch gegen jeden verlieren.“ Das war in der Tat so, irgendwo dazwischen war die Leistung des FC Amberg angesiedelt.

Das Ziel sollte „die Vorherrschaft in der Region sein“. Bis im November hatte das auch Gültigkeit und der FC Amberg stand vor der DJK Ammerthal und der SpVgg SV Weiden. Die Neuzugänge – Sebastian Schulik (62 Tore in 64 Spielen für den SC Feucht) kam im Grunde wegen Verletzung nie zum Zuge –, Daniel Gömmel oder Brian Gallo, Michael Busch, Caleb Clarke, Daniel Geissler – sie haben die Erwartungen nur teilweise erfüllt. Der beste Neuzugang war sicherlich der litauische Nationalspieler Gratas Sirgedas, aber der hat den Verein nach zwölf Spielen verlassen.


Spieler nicht adäquat ersetzt

Spieler wie Sebastian Hauck, Oliver Gorgiev, Kai Hempel oder Benjamin Werner hat der FC Amberg nicht adäquat ersetzen können. Der Verein setzt nun vermehrt auf die Jugend, wohl mehr oder weniger der Not gehorchend oder der Tatsache, dass sich Hauptsponsor Helmut Schweiger im monetären Bereich zurückgenommen hat. Dafür leistet sich der Verein eine so genannte Sportpark GmbH, deren Stellenbeschreibung in der Öffentlichkeit nie so richtig erklärt wurde, die aber dem Vernehmen nach zwei Angestellte hat, die jährlich eine sechsstellige Summe kostet. Haller, Keilholz, Helleder, Popp, Herrndobler – das ist die Jugend, auf die der FC Amberg setzt. Die Abgänge Matthias Götz, Sven Seitz, Christian Knorr, Andre Karzmarczyk, Michael Busch, Andreas Graml, Gratas Sirgedas werden nicht zu ersetzen sein – es wird wieder ein schweres Jahr 17/18 in der Bayernliga, sehr schwer sogar.

Dass mit Werner Aichner im Juni ein verdienter Funktionär ausscheidet, der dem FC Amberg, insbesondere einer ganzen Hundertschaft von Jugendlichen, nach dem Konkurs des 1. FC Amberg 1995 ein Weiterleben ermöglich hat, das wird nicht leicht zu verkraften sein. Der sportliche Leiter Bernd Scheibel ist im Winter zurückgetreten, Hubert Kirsch hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, Helmut Schweiger hat das Budget gekürzt und schließlich: Günter Brandl musste gehen. Der Verein hat angesichts nachlassender Erfolge analysiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass es mit Brandl zielsicher nach unten geht. Mit Brandl stand der FC Amberg am 7. Spieltag auf Rang drei, zur Winterpause auf Rang 13.

„Wir müssen jetzt einen sauberen Schritt machen“ hat Präsident Helmut Schweiger am 5. Februar 2017 gesagt und mit Lutz Ernemann und Bastian Schweiger ein Trainerduo präsentiert. Kapitän Kevin Kühnlein hat in der Vereinspostille „Schanzlblick“ bemerkenswert klar Stellung bezogen: „Eine sehr durchwachsene und komplizierte Saison“ sei es gewesen hat Kühnlein gesagt. Und – Respekt vor Kühnlein – er hat auch zu Brandl Stellung bezogen: „Nach einem überraschend guten Saisonstart kamen leider viele Verletzungen, ein immer schlechteres Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer sowie darauf auch reihenweise negative Ergebnisse zustande.“


Ein Mann mit viel Erfahrungen

Ernemann, der 60-jährige Amberger, ein Urgestein des FC Amberg mit viel Erfahrung als Spieler und Nachwuchstrainer, hat die Mannschaft übernommen. Und wenn man will, das Beste daraus gemacht – den Klassenerhalt. Ernemann hat eine wenig intakte Mannschaft übernommen, am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt sichern können mit dem 5:2-Erfolg daheim gegen die Würzburger Kickers, wenn man so will ein versöhnlicher Abschluss nach einer schon fast verkorksten Saison. Dabei begann es in der Tat gut: Der Sieg am 1. Spieltag (14. Juli 2016) bei der DJK Ammerthal, wobei sich Ammerthal im Rückspiel mit 3:1 gründlich revanchiert hat, tat sicher der angeknacksten Psyche gut. Den Siegtreffer und das erste Saisontor für den FC Amberg erzielte in der 94. Minute Christian Knorr, der in der nächsten Runde die DJK Ammerthal verstärkt.

Nach dem ersten Sieg in Ammerthal sofort der Schock: 1:2 daheim gegen den einzigen Direktabsteiger VfL Frohnlach. Das wurde noch als Betriebsunfall angesehen: „Kann passieren“ hieß es, noch dazu gab es danach mit 0:0 (Würzburger FV), 6:0 (Erlenbach), 3:2 (SpVgg Weiden), 0:0 (Don Bosco Bamberg), 3:0 (FC Sand), 0:0 (Großbardorf) vorzeigbare Ergebnisse. Am 9. Spieltag dann die Umkehr: 0:1 gegen Neumarkt, 1:3 gegen Haibach, 1:1 gegen Eichstätt, 3:4 in Feucht, 2:3 Aschaffenburg und zur Halbzeit mit 23 Punkten auf dem 10. Rang. Mit einem Stamm von bereits ausgebildeten fertigen Amateur-Spielern und eigenen U 23- oder U 19-Spielern will der FC Amberg in die kommende Bayernligarunde gehen und bestehen. Da gilt noch mehr denn je: „Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer“.

Aufrufe: 09.6.2017, 18:00 Uhr
Klaus HöglAutor