2024-04-19T07:32:36.736Z

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Stavros Polichronakis - Klarenthals Mann für wirklich alle Fälle. Foto: Weiner
Stavros Polichronakis - Klarenthals Mann für wirklich alle Fälle. Foto: Weiner

Finale für Klarenthals Kultcoach

Stavros Polichronakis hört nach neun Jahren als SC-Steuermann auf +++ "Zeitpunkt gekommen" +++Zeitnahe interne Nachfolgeregelung

Wiesbaden. Der SC Klarenthal ohne Stavros Polichronakis. Das ist irgendwie wie ein Fußballfeld ohne aufgebaute Tore, wie Bayern ohne Titel – irgendwo einfach kaum vorstellbar. Doch der Einschnitt steht unmittelbar bevor. Der Trainer mit den griechischen Wurzeln bewegt sich beim SCK in der Kreisoberliga auf seiner persönlichen Zielgeraden. Noch acht Punktspiele, die erste Partie davon am Sonntag (11 Uhr) bei der Freien Turnerschaft, danach endet unweigerlich nach neun Spielzeiten am Stück die Ära Polichronakis in Klarenthal.

Mit Abteilungschef Christian Weiner stets harmonisches Duo gebildet

Ein zur Institution gewordener Fußball-Verrückter geht beim SCK von Bord, um fortan in der zweiten Mannschaft zu kicken, sich bei Bedarf noch mit Rat und Tat einzubringen. Fakt ist: Was die Nachfolge betrifft, hat Abteilungsleiter Christian Weiner eine interne Lösung fest im Auge, die er in Kürze verkünden will.
Weiner hat mit Polichronakis in einem Team gekickt, unter ihm trainiert hat und mit ihm in all den Jahren ein von gegenseitigem Respekt geprägtes enges Miteinander gepflegt. Das hätte er eigentlich gerne fortgesetzt. „Stavros‘ Abschied als Trainer reißt bei uns eine große Lücke. Auch aufgrund seiner Erfahrung und seiner Kontakte. Er hat sich schließlich in Wiesbaden einen Namen gemacht“, sagt Weiner. Andererseits ist er guter Dinge, dass nach der Runde ein weitgehend nahtloser Übergang erfolgt.

"....mir fehlen dann letztlich die 20, 30 Prozent, um optimal arbeiten zu können "

Polichronakis wiederum hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Doch sie geistert schon seit dem 2016 errungenen A-Liga-Titel in seinem Kopf umher. „Der Verein und die Spieler hätten mir sicher noch für die nächsten zehn Jahre volles Vertrauen geschenkt. Doch der Zeitpunkt für eine Veränderung ist gekommen. Momentan haben wir Stillstand. Beim Gewinn der A-Liga-Meisterschaft hatten wir einen Kader mit viel Qualität. Das hat einiges übertüncht. Ich komme aber an einige Spieler nicht mehr so heran, wie das vor drei, vier Jahren der Fall war. Ich merke dann, wenn einer nicht alles ausschöpft, um zum Training zu kommen. Mir fehlen dann letztlich die 20, 30 Prozent, um optimal arbeiten zu können.“

Ansprechpartner in allen Lebenslagen

Optimales Arbeiten, optimaler Einsatz: Das waren und sind Polichronakis‘ unverrückbare Grundsätze. In Klarenthal ist er Trainer, Psychologe, Sozialarbeiter und Ansprechpartner in allen Lebens- und Problemlagen in einer Person – egal, wann auch immer sein Telefon klingelt. „Ich war immer mit viel Herzblut dabei. Aber irgendwann sind meine Akkus auch einmal verbraucht“, führt er an.

Nach Pleite bei Grün-Weiß ans Aufhören gedacht

Als es 2013 von der Kreisoberliga in die A-Liga ging, schob Polichronakis mit hohem Energieaufwand den Neuaufbau an, um zum Ende der ersten A-Liga-Runde mit dem 3:5 bei Absteiger Grün-Weiß einen Tiefpunkt seiner SCK-Ära zu erleben. „Damals dachte ich, nicht mehr die Kraft für den Neuaufbau zu haben. Doch Christian hat mich bei der Stange gehalten“, erinnert sich der Mann, der in Bierstadt mal volley aus 50 Metern traf.

Neuaufbau und Wiederaufstieg mit steter Unterstützung von Co-Trainer Woldemicael

Letztlich blieb der Coach und konnte sich jederzeit auf seinen Co-Trainer Asmellash Woldemicael verlassen. Speziell, wenn es darum ging, die Ersatzspieler zu besänftigen. Parallel führten die im großen Stil angelegte Rückholaktion von Ex-Klarenthalern und das verstärkte Augenmerk auf die Jugendarbeit 2016 zur Kreisoberliga-Rückkehr, die Polichronakis jetzt im Saisonsendspurt mit Rang sechs oder sieben krönen will. Um danach die Entwicklung seiner Söhne Vassilios (U17 SV Wehen Wiesbaden) und Rico (spielt seit diesem Jahr in der SCK-Ersten) weiter zu verfolgen, womöglich mehr Zeit für seine Frau Sabine zu haben oder womöglich offen für eine neue Herausforderung zu sein. Denn ganz ohne Fußball, bekennt er, „würde ich durchdrehen.“

Aufrufe: 022.3.2017, 19:30 Uhr
Stephan NeumannAutor