2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Der Mauerspecht

Besnik Misini vom FC Albania Duisburg ist mit 47 Treffern nach 19 Spielen der gefährlichste Torjäger am Niederrhein. Seine Spezialität: direkt verwandelte Freistöße.

Es gibt Tage, da funktioniert aus dem Spiel heraus so gar nichts. Da kommt kein letzter Pass an, da gewinnt keiner einen entscheidenden Zweikampf. Jede Mannschaft kennt solche Spiele. Aber nicht jede Mannschaft hat einen Besnik Misini in ihren Reihen. Der FC Albania Duisburg hat Besnik Misini. Und
deshalb wird bei dem Team aus der Duisburger Kreisliga C auch niemandem bange, wenn spielerisch mal nichts läuft. Es gibt es ja immer noch Standards. Und dafür ist der 26-Jährige ein absoluter
Fachmann.

Mitte Dezember war das mal wieder zu erleben. Obwohl der FC Albania, seines Zeichens souveräner Tabellenführer, beim Mittelfeld-Team SV Lahr 21 II spielte, klappte lange Zeit nichts. Nach 25 Minuten stand es gar 2:0 für die Gastgeber, die erste Saisonniederlage drohte. Doch sie kam nicht. Weil Besnik Misini einfach drei Freistöße in Folge verwandelte und zwei weitere Tore nachlegte. Am Ende gewann der FC Albania mit 5:2. Besnik Misini hatte alle fünf Tore geschossen und war wieder mal der Mann des Tages. Nicht zum ersten Mal 47 Treffer hat er in 19 Spielen in dieser Saison bislang erzielt. Treffsicherer ist kein anderer Spieler am Niederrhein.

Großes Aufsehen macht er trotzdem nicht um sich. Nicht mal um seine Freistoßkünste. „Das trainiere ich ab und zu, und dann klappt das eben häufiger mal“, sagt Misini, der keinen besonderen Trick kennt, den andere nicht kennen. „Ich gucke einfach, wie der Torwart die Mauer stellt und wie er dann selbst steht. Dann schieße ich.“ Allerdings mit einer Präzision, um die ihn wohl mancher aus höheren Ligen beneidet.

Geht es nach Misini, wird er selbst bald wieder in einer höheren Liga spielen. Der Aufstieg in die Kreisliga B ist dem FC Albania kaum noch zu nehmen. Und auch die soll nur eine Zwischenstation sein. „Das Potenzial ist da, wir haben jetzt schon gute Spieler, und es werden weitere dazukommen. Wir können danach locker noch ein, zwei Mal aufsteigen.“

Für Misini selbst wäre es dann die Rückkehr in die Bezirksliga. Mit Rheinland Hamborn kickte er bereits dort, ehe er sich vor der aktuellen Saison mit anderen Deutsch-Albanern zusammentat und den neuen Verein gründete. „Unseren eigenen Verein“, wie ihn der 26-Jährige nennt.

Eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt war Arben Agusi, der vorher ebenfalls bei Rheinland Hamborn zu Hause war. „Wir haben gesagt: Wenn wir mit Rheinland nicht aufsteigen, gründen wir einen eigenen albanischen Verein. Wir sind nicht aufgestiegen, also haben wir den Verein gegründet“, erzählt Agusi, der das neue Team trainiert und Wert darauf legt, dass sich das nicht verschließt. „Die meisten sind zwar Albaner, aber nicht alle. Wir haben Deutsche, Türken, Libanesen und Marokkaner in der Mannschaft. Bei uns zählt nicht die Nationalität, es zähen Charakter und Leistung.“ Die zeigt sein Team vor allem offensiv. 145 Tore hat Albania in den ersten 19 Spielen geschossen. Mehr als die Hälfte hat das Sturmduo beigesteuert. Ronaldo Zhupi hat 38 Mal getroffen, Besnik Misini sogar 47 Mal. Dabei habe er „erst spät im Verein angefangen“. Andere legten bereits bei den Bambini oder spätestens in der F-Jugend los, „ich war immer mehr so der Straßenspieler“, sagt Misini und sieht darin keinen Nachteil: „Ich habe mit auf der Straße alles selbst beigebracht. Ich habe ich immer mit älteren Jungs gespielt und musste mich gegen die durchsetzen. Außerdem habe ich sehr viel Fußball geguckt und mir Sachen abgeschaut.“

Erst in der C-Jugend schloss er sich über Freunde dem 1. FC Dersimspor an. Über diverse Vereine aus Hamborn landete er bei Rheinland und blieb über Jahre dort. Eine „super Zeit“ habe er dort gehabt, „wir sind der von der Kreisliga B bis in die Bezirksliga aufgestiegen und sämtliche Rekorde gebrochen“. Auch dort war er bereits ein gefürchteter Torjäger. 14 Mal traf er im Aufstiegsjahr in der Kreisliga A, im ersten Bezirksliga-Jahr waren es immerhin acht. Vergangene Saison spielte er dann meist in der
zweiten Mannschaft in der Kreisliga B und hatte am Ende 31 Tore geschossen. Nun sind es nach knapp der Hälfte der Spielzeit 47.

Langweilig werde das nie. „Ich freue mich heute noch über jedes Tor, wie früher in der Jugend oder auf der Straße.“ Es sei jedes Mal dasselbe Glücksgefühl, das er schwer beschreiben könne. „Wenn ich eins-gegen-eins gegen den Torwart laufe, was in der Kreisliga C natürlich einfacher ist, schaue ich voraus und merke einfach, ob der Ball reingeht oder nicht. Das ist so als Stürmer.“

Auf diese Art und Weise mache er auch seine meisten Tore. „Ich komme gern aus der Tiefe und starte in die Gasse. Zum Glück habe ich gute Mitspieler, die die Lücken sehen, meine Laufwege wissen und genau passen können. Ich bin auch einigermaßen schnell, wenn ich in die Lücke laufe, habe meistens kein Problem, den Abwehrspielern wegzulaufen.“

Und wenn es spielerisch mal nicht läuft, kann er immer noch aus Freistößen Tore schießen. Ein solches aus rund 30 Metern war das bislang schönste der Saison. Am dritten Spieltag gegen Lösort
Meiderich II. „Der Torhüter ist ziemlich groß, ich habe schon vor dem Spiel gesehen, dass er knapp zwei Meter groß ist und es schwierig wird“, erinnert sich Besnik Misini, „aber ich habe den Freistoß so präzise getroffen, dass er genau in den Winkel gegangen ist.“

Aufrufe: 016.4.2017, 11:38 Uhr
Bernd SchwickerathAutor