2024-05-02T16:12:49.858Z

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Martin Braun | Foto: Benedikt Hecht
Martin Braun | Foto: Benedikt Hecht

Sportlich wohl ohne Chance, aber plötzlich schuldenfrei

BZ-Interview mit Sportvorstand Martin Braun vom FC 08 Villingen über das anstehende Pokalspiel gegen den FC Schalke und den Umzug nach Freiburg.

In Villingen macht sich Vorfreude breit. Der FC Schalke 04 muss im Pokal (Samstag, 20. August, 15.30 Uhr) gegen den Oberligaabsteiger antreten: sportlich eine schwierige, finanziell eine reizvolle Partie – auch, weil sie im Schwarzwaldstadion des SC Freiburg stattfinden wird. BZ-Redakteur Michael Dörfler hat dazu FC-Sportvorstand Martin Braun befragt.
BZ: Herr Braun, die erste Runde des DFB-Pokals steht vor der Tür und der FC Villingen empfängt dabei den Bundesligisten Schalke 04. Das Attribut Saisonhöhepunkt ist da wohl angebracht?
Braun: Das sehe ich auch so. Wobei die Kunst darin besteht, sich auf die Spielzeit davor und danach zu konzentrieren.

BZ: Das heißt, die Verbandsliga, in die die Mannschaft absteigen musste, hat für den FC Villingen Priorität?
Braun: Ganz klar, wir wollen ja wieder aufsteigen. Und ich denke, dass wir dafür auch das Potenzial haben. Aber so ein Spiel gegen Schalke vor vielen Tausend Zuschauern ist für den Verein im Allgemeinen und die Spieler im Besonderen ein großes Erlebnis.

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BZ: Beim Fußball gilt der Heimvorteil in der Regel als Vorteil. Der FC Villingen aber verzichtet freiwillig darauf und spielt im Stadion des SC Freiburg gegen die Schalker. Das müssen Sie erklären.
Braun: Bei uns im Stadion Friedengrund wären die Chancen für uns sicherlich etwas besser, keine Frage. Wir dürften bei uns aber lediglich knapp 5000 Zuschauer ins Stadion lassen und hätten zudem kostenintensive Bedingungen zu erfüllen.

BZ: Geben Sie uns ein Beispiel.
Braun: Wir müssten sicherheitstechnisch erheblich aufrüsten und auch den übertragenden TV-Sendern entsprechende Kamerapositionen einrichten. Da sind schnell 30 000 bis 40 000 Euro Investitionskosten beisammen. Da ist es für uns wirtschaftlich erheblich interessanter, in Freiburg zu spielen.

BZ: Ist das von den Statuten jederzeit möglich? Wie muss sich das der Laie vorstellen?
Braun: Wir haben dem Deutschen Fußball-Bund unsere Wünsche und Pläne mitgeteilt, ebenso den Schalkern. Denen wird das sowieso recht gewesen sein. Erstens spielen sie dann in einem richtigen Bundesliga-Stadion, zweitens bekommen sie ja die Hälfte der Einnahmen. Sie profitieren also von der Verlegung. Die Zusagen waren dann auch problemlos.

BZ: Und der SC war auch begeistert?
Braun: Ich habe mit den Vertretern des SC schon vor der Auslosung Kontakt aufgenommen – für den Fall, dass wir tatsächlich einen attraktiven Gegner zugelost bekommen. Das Entgegenkommen war dann auch sofort da und die Bedingungen, die der Sportclub stellt, sind sehr fair für uns.

BZ: Können Sie da ein Beispiel nennen?
Braun: Na ja, wir müssen logischerweise Stadionmiete bezahlen, dann gibt’s für die Freiburger eine prozentuale Beteiligung pro Zuschauer und eine Aufwandsentschädigung für die zur Verfügung gestellten diversen Dienstleistungen.

BZ: Sprich Service- und Sicherheitsdienste des SC Freiburg?
Braun: Richtig. Das hat den Vorteil für uns, dass alles eingespielt ist. Beim SC hat man ja das entsprechende Know-how.

BZ: Wie viele Karten konnte der FC Villingen denn bislang absetzen?
Braun: 12 000 sind weg. Wir hoffen, dass wir das Kontingent noch auf 15 000 hochschrauben können und dann an der Tageskasse noch etwas dazu kommt. 20 000 Zuschauer wären ein Wunsch, eine Superkulisse.

BZ: Gibt’s noch andere Möglichkeiten, an Karten zu kommen? Kann man die auch in Freiburg besorgen?
Braun: Selbstverständlich. Karten gibt’s bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen, online bei Karoevents und auch im Rahmen der Saisoneröffnung des SC Freiburg, also rund ums Spiel der Breisgauer am kommenden Sonntag gegen den AC Mailand.

BZ: Wie haben denn die Fans auf die Verlegung und damit auf die bevorstehende Fahrt nach Freiburg reagiert?
Braun: Das haben die schon verstanden. Der Verein FC Villingen war ja über lange Jahre von Altlasten gepeinigt und bei der jüngsten Mitgliederversammlung mussten wir noch immer einen Schuldenstand von 166 000 Euro bekannt geben. Jetzt haben wir die Möglichkeit, mit den Einnahmen aus dem Schalke-Spiel alle Verbindlichkeiten auf einen Schlag zu tilgen. Dieses im Hinterkopf werden auch die allermeisten Fans von uns gerne nach Freiburg fahren.

BZ: Die Schalke-Anhänger, die es ja auch hierzulande zuhauf gibt, werden dieses Vorhaben mit ihrem Erscheinen auch noch unterstützen.
Braun: Da ist so, da sind wir nicht böse drüber. Ich gehe schon davon aus, dass bei diesem Spiel die Mehrzahl der Fans die Farben blau-weiß unterstützen werden. Die Chancen aus dieser Partie als Sieger hervorzugehen, wären wohl auch in Villingen nicht sehr viel höher.

BZ: Haben Sie einen persönlichen Wunsch für dieses Schalke-Spiel?
Braun: Dass die Südbadener an diesem Tag ihr Herz für ihren Pokalsieger entdecken und uns entsprechend unterstützen.

Martin Braun, gebürtig 1968 in Löffingen, ist gelernter Bankkaufmann und ehemaliger Fußballprofi. Vom FV Donaueschingen kommend, spielte Braun von 1990 bis 1995 für den SC Freiburg, für den er 157 Partien in der ersten und zweiten Liga bestritt. Weitere Stationen waren der 1. FC Köln, Rapid Wien, der Karlsruher SC und der VfR Aalen. Braun übte nach seiner aktiven Zeit beim SC Freiburg das Amt des Pressesprechers aus. Seit 2011 ist der ehemalige FC-Trainer im Vorstand der Villinger, seit Juli 2016 übt er das Amt des Sportvorstandes aus.
Aufrufe: 011.8.2016, 23:46 Uhr
Michael Dörfler (BZ)Autor