2024-04-24T07:17:49.752Z

Ratgeber Medizin
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Falsche Belastung beim Sport kann viel zerstören

Ungesunder Ehrgeiz reduziert die "Restlaufzeit" des Körpers

Sport ist Mord - heißt es. Und tatsächlich reduzieren gewisse Faktoren bei der Aktivität die "Restlaufzeit" des Körpers. Eine intensive Betätigung, besonders als Leistungssportler in den Wachstumsjahren, sorge immer für erhöhten Verschleiß, sagt Dr.Jan Frischmuth, Leitender Arzt der Abteilung für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie am Elbe Klinikum Stade.

Schmerzender Rücken, kaputte Knie, Arthrose. "Wenn wir so wollen, haben wir nur einen Satz Autoreifen für das ganze Leben", sagt Dr. Hans-Wolfram Körner, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Elbe Klinikum Buxtehude und national anerkannter Experte für Gelenkersatz beim Knie. Sprich: Niemand sollte den Verschleiß im eigenen Körper übermäßig herausfordern. "Aber die Leidenschaft für den Sport verführt manchen, unvernünftig zu sein", sagt der Mannschaftsarzt der Bundesliga-Handballerinnen des Buxtehuder SV. Es könne wie ein Virus sein, wenn Menschen dem Sportler zujubelten. Oder wenn da ein Team ist, in dem alles stimmt. Dann wird der Sport zum Lebensinhalt und der Job zur Nebensache.

"Bestimmte Befunde können wir nicht reparieren"

"Wenn wir eine Empfehlung aussprechen und derjenige hört nicht darauf, kann Sport sehr ungesund werden", sagt Körner. Die Begeisterung kann der Teamarzt bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Aber er kennt auch die Grenze: "Bestimmte Befunde können wir nicht reparieren", sagt Körner. Im schlimmsten Fall werden junge aktive Menschen viel zu früh zu Sportinvaliden.

Auch das macht Sport ungesund: Doping. In einigen Fällen sei dem Aktiven nachweislich nicht bewusst, dass Trainer oder Betreuer sie mit Dopingmitteln versorgten, sagt Dr. Stehan Brune, Kardiologe aus Stade und Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Handballbundes. Aber die Entscheidung fällt oft ganz bewusst. "25 Prozent aller Bodybuilder nehmen laut Studien Anabolika", sagt Brune.

Ehrgeiz gegen Vernunft

Andere Sportler haben es sich zur Gewohnheit gemacht, vor einem wichtigen Spiel oder dem sportlichen Einsatz Schmerztabletten zu nehmen. Das kann zu Nierenschädigungen führen. Anabolika für den Muskelaufbau fördern auch Arterienverkalkung, EPO (Erythropoetin), das für die Bildung roter Blutkörperchen sorgt, führt zur Blutverdickung, was wiederum zu Thrombosen führen kann, und durch Amphetamine, die Müdigkeit unterdrücken und die Konzentration fördern sollen, kann es zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen kommen.

Letztlich kämpft der Ehrgeiz gegen die Vernunft. "Da ist es egal, ob ich beim FC Bayern Fußball spiele oder in der 5. Kreisklasse, das Ziel ist es, die eigene Leistung zu steigern", weiß Brune. Nur ist es nicht nur unlauterer Wettbewerb, sondern auch ein Spiel mit dem Leben.

Aufrufe: 016.11.2016, 11:00 Uhr
Tageblatt / Von Miriam FehlbusAutor