2024-05-10T08:19:16.237Z

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Steffen Wohlfarth in Aktion. Alexander Tutschner
Steffen Wohlfarth in Aktion. Alexander Tutschner
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Fairplay-Aktion des Jahres: Stürmer des FV Ravensburg wird gefeiert

/ jfa - Steffen Wohlfarth hat in seiner Fußballkarriere schon viele mitreißende Spiele erlebt. Beim SC Freiburg wurde der gebürtige Friedrichshafener zum Profi ausgebildet. Beim Club aus dem Breisgau, dem FC Ingolstadt, dem SV Wehen Wiesbaden und der zweiten Mannschaft des FC Bayern München hat er Profierfahrung in Deutschland gesammelt. Sogar mit einem Auslandsengagement beim damaligen schottischen Erstligisten Ross County ausgestattet, ist der Angreifer viel rum gekommen.

Kommende Woche wird der Stürmer des FV Ravensburg 34 Jahre alt. In der Oberliga trifft er nach wie vor zuverlässig, genauso wie in der zweiten (vier Tore in 37 Spielen) und dritten Liga (23 Tore in 100 Einsätzen). Ein weiterer Treffer hätte am Wochenende im Heimspiel gegen den FSV 08 Bissingen hinzukommen können.

Doch Wohlfarth verschoss einen Elfmeter. Das passiert den besten Fußballern der Welt - aber in diesem Fall war weniger das Unvermögen des Spielers oder die Reaktionsstärke des gegnerischen Torwarts die Ursache - sondern eine beispiellose Fairplay-Aktion, für die Wohlfarth seitdem im Internet gefeiert wird.

Bei einem Eckball in der 59. Minute für den FV ging der Ball kaputt, ein gegnerischer Abwehrspieler nahm ihn im Strafraum in die Hand. Der Schiedsrichter entschied auf Strafstoß. Das mag den Regeln entsprechen, aber ein Geschmäckle bleibt. Wohlfarth zeigte jedoch ganz viel Fairness und kickte den Ball absichtlich am Tor vorbei. 1:0 stand es zu diesem Zeitpunkt für Ravensburg.

"Das war großes Kino"

"Hut ab vor dem Captain des FV; das war großen Kino", schreibt ein Nutzer auf der Facebook-Seite des Oberligisten. Auch auf der Facebookseite "schwäbische.de" heimste Wohlfarth für die Aktion Komplimente ein. "Coole Aktion", "Respekt", "Ein toller Kapitano" sind der Ausdruck von Respekt und Lob für diese Aktion.

Trotz der Niederlage hatte auch der Trainer des Gegners, Bissingens Alfonso Garcia, nur Lob für Wohlfarth übrig: "Hut ab vor ihm", so seine Reaktion. Und was sagt der Protagonist selbst?

"So etwas habe ich noch nie erlebt, aber er hat den Ball ja nur in die Hand genommen, weil er kaputt war. Also habe ich vorbeigeschossen." Viel Aufheben wollte der FV-Kapitän aber trotz des Lobes von allen Seiten nicht um die Szene machen. "Wenn ich das bei 0:1 oder 1:1 mache, oder wir nachher das Spiel nicht gewinnen, werde ich von meinen Mannschaftskollegen verprügelt", sagte Wohlfarth lachend.

DFB ehrt fairste Sportsmänner

Jahr für Jahr ehrt der DFB besonders ehrenwerte Aktionen und Sportsmänner mit der Fairplay-Medaille. Neben bekannten Preisträgern wie dem Trainer von Eintracht Frankfurt, Nico Kovac, sind auch Amateur- oder Jugendfußballer unter den Ausgezeichneten.

Die Bandbreite der gewürdigten Szenen ist breit gestreut: Schuldeingeständnisse, nicht elfemeterreif gefoult worden zu sein, werden ebenso vom DFB honoriert wie sportliches Verhalten gegenüber dem Gegner oder ein respektvolles Miteinander mit dem Schiedsrichter.

Jeder kann Vorschläge einreichen

Absichtlich aus Fairness-Gründen einen Elfmeter zu verschießen ist durchaus ein möglicher Bewerbungsgrund. Den DFB auf die Aktion aufmerksam machen, kann übrigens Jeder. Auf der Homepage des Verbands ist ein Leitfaden veröffentlicht, wie Fans, Zuschauer oder Vereinsverantwortliche entsprechende Aktionen melden können.

Nachdem die Landesverbände ihre Jahressieger gekürt haben, wird danach der Bundessieger durch eine hochrangig besetzte DFB-Jury ausgewählt und im Rahmen einer Ehrungsveranstaltung, zu der alle 21 Landessieger eingeladen werden, mit der "Fair Play-Medaille" ausgezeichnet. Entsprechend könnten Fans und Verantwortliche des FV ihren Kapitän für die Auszeichnung vorschlagen. Unterstützer für diese Aktion wären in den sozialen Netzwerken gewiss.

Aufrufe: 05.9.2017, 08:26 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Jakob FandreyAutor