2024-05-08T14:46:11.570Z

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Seit 33 Jahren für den VfB Gutenzell als Linienrichter im Einsatz: Albert Gläser. Foto: Privat
Seit 33 Jahren für den VfB Gutenzell als Linienrichter im Einsatz: Albert Gläser. Foto: Privat
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Fahne nach oben heißt Aus

Fußball: Linienrichter – für Albert Gläser vom VfB Gutenzell eine Leidenschaft

Gutenzell / sz - Ob Kreisliga B, Kreisliga A oder Bezirksliga: Im Bezirk Riß wird wie auch in vielen anderen Fußballbezirken nur der Schiedsrichter zur Leitung eines Spiels beauftragt, aber keine Linienrichter. Die "Schiedsrichter-Assistenten", wie es im gepflegten Fußball-Deutsch heißt, sind in der Regel von der Heim- und Gastmannschaft – außer bei Entscheidungsspielen um Auf- oder Abstieg oder bei Pokalendspielen – zu stellen. Einer von ihnen ist Albert Gläser vom VfB Gutenzell.

Es ist vor so manchem Spiel die alte Diskussion: Wer ist heute Linienrichter? Die Fahne macht dann meist zwischen Ersatzkickern, verletzten oder rotgesperrten Akteuren die Runde. Wer dann den Überredungskünsten eines Vereinsfunktionärs und der Drohung des Schiedsrichters, die Partie nicht anzupfeifen, letztlich nicht mehr widerstehen kann, darf das an einen Holzstab angenähte Stückchen Stoff für 90 Minuten tragen. Gerüchten zufolge soll es aber auch Linienrichter geben, die einfach nur das Eintrittsgeld sparen wollen. Aber es gibt auch Vereine, die eingesehen haben, dass ohne festen Linienrichter gar nichts geht. Und wennschon, dennschon soll es einer sein, der sein Handwerk versteht und auf den Verlass ist.

Absolut unbestechlich

Wer Albert Gläser mit Zwischenrufen oder Kommentaren aus der Ruhe bringen oder von seinen Entscheidungen abbringen will, kann sich die Mühe sparen – der Mann gilt als absolut unbestechlich. Seit nunmehr 33 Jahren steht der 80-Jährige für den VfB Gutenzell an der Seitenlinie und greift in Liga-, Pokal- und Freundschaftsspielen zur Fahne. Und wenn sein VfB auf eigenem Platz antritt, steht er durchaus auch mal nacheinander bei der zweiten und der ersten Mannschaft an der weißen Linie und überwacht, ob die Bälle gut sind oder im Seitenaus.

Für einen Verein stand der gebürtige Gutenzeller und in Schemmerhofen wohnhafte Linienrichter aus Leidenschaft aktiv nie auf dem Platz, nie hat er sich die Fußballschuhe geschnürt, nie ist er in den Ligen der Republik auf Torejagd gegangen. Dennoch: Die Leidenschaft zum Fußball ist groß. So groß, dass der bekennende Fan des Hamburger Sportvereins mehr als 25 Jahre lang mit dem Roller zu Spielen seines VfB anreiste. Eine Auszeit gönnte sich Gläser in seiner 33-jährigen Karriere als Linienrichter nur zweimal: Nach einem Herzinfarkt vor sieben Jahren stand er aber bereits nach drei Monaten wieder an der Linie.

Die Gutenzeller Kicker wissen ihren Mann an der Seitenlinie zu schätzen. Abteilungsleiter Bernd Bär sorgt seither dafür, dass ihr Albert vor jedem Spiel in Schemmerhofen abgeholt und dort auch wieder zuverlässig abgeliefert wird. Eine zweite Kunstpause war für Gläser während des einjährigen Landesliga-Aufenthalts des VfB fällig, bei den Spielen war er aber immer dabei. Genauso, wie er seit Jahr und Tag bei den Kabinenbesprechungen im rot-schwarzen VfB-Trainingsanzug vor jeder Partie dabei ist und sich vorab schon mal mit der Taktik von Trainer Florian Walker vertraut macht. Albert Gläser denkt tief im Herzen rot-schwarz, keine Frage. An der Seitenlinie hat er seinen VfB weit über 1000 Mal mit der Fahne begleitet, immer objektiv und absolut korrekt. Dass er im Zweifelsfall auch mal gegen seinen eigenen Verein winkt, macht ihn nur noch sympathischer.

Zweites Hobby ist der CB-Funk

Wenn man Albert Gläser einmal nicht an der Seitenlinie sieht, verbringt er seine Zeit mit seinem zweiten großen Hobby, dem CB-Funk. Bernd Bär schwärmt vom Gutenzeller Urgestein. "Er war und ist immer für den Verein da und ist stets sehr engagiert. Wir wären glücklich, wenn er das noch lange machen kann", sagt der VfB-Abteilungsleiter. "Albert lebt für den Verein, der eine echte Heimat für ihn geworden ist."

Aufrufe: 021.7.2017, 20:16 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Gerhard KirchenmaierAutor