2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligavorschau

Knackt Sasse Torrekord von „Stasi“?

Obwohl die „Schießbude“ der Liga, hat in Kall niemand ans Aufgeben gedacht

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Seit 23 Jahren ist Jürgen Nagelschmidt als Trainer aktiv. Zurzeit coacht er den Kaller SC in der Kreisliga A. Letzter Platz, 19 Niederlagen, 108 Gegentore, fünf Punkte in 22 Spielen. Man muss kein Prophet sein: Die Kaller – von vielen als „Schießbude“ der Liga bezeichnet – stehen als Absteiger so gut wie fest. Trotzdem sind Woche für Woche irgendwie immer elf Spieler auf dem Platz. Da schnürt selbst der Coach mit seinen 53 Jahren noch die Fußballstiefel, um in der Personalmisere auszuhelfen. Und das Tor hüten zeitweise Kalls Vorsitzender Wolfgang Kirfel (50) oder Stefan Hönig (58).„Einen Moment des Aufgebens gab es aber nie. Für uns ist jedes Spiel ein Lernprozess, um demnächst in der Kreisliga B besser zu sein“, sagt Nagelschmidt: „Ich will als Trainer in Kall weitermachen.“ Und: „Wir suchen noch Spieler.“

Den Kallern waren zum Ende ihrer Bezirkligazeit die Kicker ausgegangen, da viele sich vom Verein verabschiedet hatten, nachdem sie kein Fahrgeld mehr bekommen hatten. Doch in die Misere geriet der Kaller SC nicht nur durch Spielermangel. Erst im zweiten Anlauf wurden Mitglieder gefunden, die sich dazu bereit erklärten, im Vorstand mitzuarbeiten, um das mögliche komplette Aus für den Verein abzuwenden.

Obwohl kaum Akteure vorhanden waren, entschied der Vorstand, eine Mannschaft für die Kreisliga A zu melden, um den Fußball in Kall nicht ganz „beerdigen“ zu müssen. Es wurde allerdings schwer, Spieler zu finden. Der Kaller SC ging das Wagnis ein, 15 Flüchtlinge in ihren Kader zu holen.

Inzwischen stehen laut Nagelschmidt von diesen nur noch sieben zur Verfügung. Die anderen ausländischen Akteure wurden inzwischen in andere Kommunen im Land verteilt. „Einige Spieler konnten sich noch verabschieden, andere erst, als sie schon weg waren“, sagt der Coach. Unter ihnen seien durchaus auch gute Fußballer gewesen.

Teilweise wird in Kall deutsch gesprochen. „Ein paar Anweisungen gebe ich aber auch in Englisch. Bruchstückhaft, was ich halt eben noch so kann“, sagt Nagelschmidt. „Unser Ziel ist es, nicht zu verlieren – und wenn wir doch verlieren, dann nicht zu hoch.“ Der nächste Gegner der Kaller am Sonntag ist Schwarz-Weiß Stotzheim.

Weiterhin auf Rekordkurs ist der ungeschlagene Tabellenführer TuS Zülpich. Und auch „Torfabrik“ David Sasse (42 Tore) hat in den verbleibenden neun Spielen noch alle Möglichkeiten, den A-Liga Torjäger-Rekord von Marco Stasiulewski einzuholen. Der damalige Dom-Escher erzielte 48 Tore in der Saison 2001.

Am Ende half dies nichts. Im Aufstiegs-Entscheidungsspiel der noch zweigleisigen Kreisliga A verlor Dom-Esch. „Stasi“, wie der Stürmer genannt wurde, stieg nicht auf, wechselte dann zum Mittelrheinligisten Bad Honnef. Von dort ging es nach Brühl und Dattenfeld und schließlich von 2007 bis 2009 zu Fortuna Köln. Sasse kann sein Tore-Konto morgen gegen Erftstadt-Lechenich II erhöhen.

Aufrufe: 021.4.2017, 20:00 Uhr
KSTA-KR/Franz Küpper, Manfred MetzAutor