2024-05-10T08:19:16.237Z

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"Das war der Moment auf den ich hingearbeitet habe"

Oberliga Niederrhein: Borel Moukoko im Interview bei ETB SW Essen

Zu Beginn der aktuellen Oberligasaison wechselte aus dem hohen Norden, um genau zu sein vom Niendorfer TSV II aus der Landesliga Hamburg, ein Spieler zum ETB, dessen Nachname dem einen oder anderen Fußballfan im Ruhrgebiet bereits bekannt vorkommen dürfte. Am Rande des Mannschaftsfototermins fand ich die Gelegenheit, ein persönliches Gespräch mit Borel Moukoko zu führen.

Man könnte als unbeteiligter Beobachter meinen, dass sich da beim ETB Schwarz-Weiß etwas tut. Der neu gewählte Vorstand packt ordentlich an. Die Vereinsstruktur ändert sich langsam. Ein Anzeichen für eine stete Verbesserung von innen heraus ist, dass die Geschäftsstelle wieder funktionsfähig und einsatzbereit ist. Genau hier, im Herzen des Stadions am Uhlenkrug, habe ich mich mit Borel getroffen.

Er hat seine eigene Fotokamera mitgebracht, er möchte das Gespräch später auf seinen Social Media Kanälen veröffentlichen. Ich habe nichts dagegen und fungiere als Kameramann. Dann geht´s los.

Er erzählt mir von der Zeit vor dem ETB und seinem Leben im Ruhrgebiet. „Meine Familie und ich kommen aus Kamerun. Als erstes habe ich in Hamburg gespielt. Das war eine schöne Zeit. In Hamburg kann man gut leben. Mein Berater hat mir dann von einem großen Traditionsverein in Essen erzählt. Ich durfte ein Probetraining hier absolvieren und es hat mir sofort gefallen. Mein Berater hat dann alles klar gemacht. Eine gute Entscheidung. Die Fans, der Verein und die Mitspieler, es hat direkt gepasst. Vor allem Karl Weiß (Anm.: Weiß war damals Sportlicher Leiter des ETB, aber mittlerweile 1. Vorsitzender) hat mich von einem Wechsel nach Essen überzeugt.“

Die Stadt gefällt dem 19-Jährigen, obwohl er noch längst nicht alles gesehen hat. „Es ist viel ruhiger hier als in Hamburg. Ich kann mich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren. Ich will immer Vollgas geben.“

In den letzten Tagen trainierte die Mannschaft von Trainer Ralf vom Dorp öfter mal auf dem Ascheplatz neben der Tribüne. Bisher ist das Ergebnis daraus durchaus positiv. Der Abwärtstrend des ETB aus vier Niederlagen und der Liga und dem Ausscheiden aus dem Niederrheinpokal konnte gestoppt werden. Seit zwei Spielen punktet die Mannschaft wieder.

Auf Asche zu trainieren ist Borel indes nicht fremd. „In Kamerun habe ich oft mit Freunden auf Asche gespielt. Das hat richtig Spaß gemacht. Mir ist es eigentlich egal, auf welchem Untergrund ich spiele. Die Hauptsache ist, dass ich überhaupt spiele.“

Das Verhältnis zu seinem Bruder

Dann kommen wir auf seinen Bruder Youssoufa zu sprechen. Dieser spielte zunächst in der U17 von Borussia Dortmund und seit diesem Sommer in der U19 des Vereins. In den bisher absolvierten sieben Spielen in der U19-Bundesliga West konnte er satte 15 Tore erzielen und weitere drei vorbereiten. Vorher spielte auch er in Hamburg, allerdings für den FC St. Pauli. „Natürlich ist mein Bruder das Wunderkind für den ihn alle halten. Auch für mich. Es ist immer wunderbar ihm zuzusehen. Aber egal wie viel Erfolg er hat, für mich ist und bleibt er mein Bruder. Die Familie ist immer das Wichtigste. Er arbeitet unglaublich viel für seine Ziele. Er ist eine richtige Tormaschine. Wirklich unfassbar.“

Der Unterschied in der Aufmerksamkeit zwischen den beiden Brüdern ist durchaus immens. Während Youssoufa angeblich bereits von Joachim Löw beobachtet wird und auch sonst die Fußballwelt verrückt nach dem „Wunderkind“ zu sein scheint, spielt Borel und der Oberliga Niederrhein. Ich frage ihn, ob das zu Hause manchmal ein Problem sei und ob er vielleicht ab und zu ein wenig neidisch auf seinen Bruder ist. „Wie gesagt, wir sind eine Familie und es ist vollkommen egal, was Youssoufa ist oder was Borel nicht ist. Ich gehe meinen eigenen Weg. Ein Problem habe ich mit seinem Erfolg nicht.“

Ab und zu schaue er sich die Spiele seines Bruders an, je nachdem ob es zeitlich für ihn passt. „Und wenn er Zeit hat, kommt er auch zu meinen Spielen. Das freut mich natürlich sehr. Eines Tages würde ich gern mit ihm in einer Mannschaft spielen. Dortmund ist ein großartiger Verein und eine meiner Lieblingsmannschaften in Deutschland.“

Könnte er sich vorstellen satt für Dortmund erst einmal für Rot-Weiss Essen zu spielen? „RWE ist auch ein toller und traditionsreicher Verein. Wir werden sehen, was in Zukunft passiert.“ Ob er dort mit seinem Bruder zusammen spielen könnte, ist allerdings fraglich.

Sein erster Saisoneinsatz

Am 9. Spieltag bekam Borel erstmalig die Chance sein Können zu zeigen. Vor den Augen seiner Familie. In der 70. Minute wurde der Linksverteidiger gegen TuRU Düsseldorf eingewechselt. Sein Debüt im schwarz-weißen Trikot. „Das war der Moment auf den ich hingearbeitet habe. Ich finde, ich habe meine Sache nicht schlecht gemacht. Schade ist natürlich, dass wir das Spiel verloren haben. Aber derzeit sieht es ja wieder recht gut aus. Wir werden weiter alles geben und zur Not auch auf Asche trainieren. In letzter Zeit hat es öfter geregnet, da ist der Ascheplatz auch nicht so schwer zu bespielen. Ich werde mich im Training weiter anbieten. Aber am Ende entscheidet der Trainer wer spielt. Er macht einen guten Job.“ Der Vertrag zwischen dem ETB und Moukoko endet im Sommer 2020.

Die Ergebnisse der nächsten Spiele werden wegweisend für die weitere Saison sein. In den kommenden zwei Wochen liegen die Heimspiele gegen Baumberg und Kray an. Vor allem das Nachbarschaftsduell gegen Kray verspricht weiteren Zündstoff. Haben die Krayer doch noch Fühlung an die Tabellenspitze. Der ETB erwartet eine vierstellige Zuschauerkulisse. Die Fans können sich auf ein rassiges Derby freuen.

Aufrufe: 022.10.2019, 20:45 Uhr
Tobias Podschadly / ETB SW EssenAutor