2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar

Es wird nie langweilig im Heidewald

Kommentar zum Trainer- Rücktritt beim FC Gütersloh

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Überraschend kam der Rück- tritt von Holger Wortmann beim FC Gütersloh nicht. Allenfalls zu diesem Zeitpunkt, am "Tag der Einheit" und zwei Tage vor einem wichtigen Heimspiel, war nicht nicht mit der Trennung zu rechnen gewesen.

Schon länger hatte der Trainer des Fußball-Oberligisten indes erkennen lassen, dass sein kritischer Verstand über das Herz für den FC Gütersloh gesiegt hatte. Die Motivation, sich gegen alle finanziellen und sportlichen Turbulenzen und wohl auch gegen eine Missstimmung innerhalb der Mann- schaft zu behaupten, war trotz eines noch zweieinhalb Jahre laufenden Vertrages gesunken. Gut möglich zudem, dass der aus Herne stammende und in Hamm lebende A-Lizenzinhaber schon bald wieder eine neue Aufgabe übernimmt.

Festzuhalten bleibt, dass Holger Wortmann mit 33 Monaten nach Heribert Bruchhagen (5 Jahre) der Trainer mit der zweithöchsten Verweildauer im Heidewald ist. Es so lange unter schwierigen Bedingungen ausgehalten zu haben, ohne dass ihm öffentlich der Kragen platzte, tut seiner Vita gut. Das sportliche Abschneiden war den beschränkten Möglichkeiten und dem organisatorischen Chaos im Verein angemessen. Die Qualifikation für die neue Oberliga und der zweimalige Nichtabstieg darf Wortmann für sich als Erfolg werten, auch wenn sich manche mehr versprochen hatten.

Sein größter Verdienst beim FC Gütersloh aber war es, den Begriff "Demut" in den Sprachgebrauch der Vereinsführung eingeführt und selbst nach außen getragen zu haben. Sein größter Fehler war es gleichwohl, sich als Trainer und Sportlicher Leiter vor einen Karren gespannt zu haben, der nach einem Dreijahresplan in die Regionalliga rollen sollte.

Der Rücktritt Wortmanns hilft dem FC Gütersloh nicht auf seinem Weg, in der Öffentlichkeit und bei potenziellen Sponsoren mehr Ansehen, Wertschätzung und Vertrauen zu erfahren. Er schadet dem Verein aber auch nicht - vorausgesetzt die Mannschaft zieht ihre gestern demonstrierte Linie durch und wehrt sich weiter geschlossen gegen den Abstieg.

Bei der Suche nach einem Nachfolger tut der FC Gütersloh gut daran, sich nicht ganz schnell zu einer Lösung, nicht zu einem prominenten Namen und womöglich einer populären Zielsetzung zwingen zu lassen. Entscheidend sollte die Kompetenz des Kandidaten sein und die Bereitschaft, womöglich auch in einer tieferen Liga an der Wiederherstellung von vernünftigen sportlichen Struk- turen zu arbeiten. Ein Oberligist ohne den Unterbau einer 2. Mannschaft und einer starken A-Jugend ist kein gesunder Verein.

Egal für wen sich der FC Gütersloh entscheidet (wobei es fast überraschend ist, dass es angeblich viele Bewerber gibt) - auf eines muss sich der zukünftige Trainer gefasst machen: Es wird nie langweilig werden im Heidewald.


wolfgang.temme @ihr-kommentar.de

Aufrufe: 08.10.2014, 06:00 Uhr
Wolfgang TemmeAutor