2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Artistisch geht Andreas Hartfell, vom Erzhäuser Murat Kutluca beobachtet, zum Ball. Sturm Darmstadt verlor in der B-Liga Darmstadt gegen den SV Erzhausen mit 1:5. Foto: Peter Henrich
Artistisch geht Andreas Hartfell, vom Erzhäuser Murat Kutluca beobachtet, zum Ball. Sturm Darmstadt verlor in der B-Liga Darmstadt gegen den SV Erzhausen mit 1:5. Foto: Peter Henrich

"Es geht um Fußball, nicht um Politik"

B-Liga FC Sturm Darmstadt ist eine bunt gemischte Mannschaft / Zwei Aufstiege in drei Jahren

A-Liga-Absteiger SV Erzhausen hat C-Liga-Meister FC Sturm Darmstadt in der B-Liga die Grenzen aufgezeigt. Der frühere Hessenligist gewann auf der Sportanlage der DJK/SSG Darmstadt, auf der Sturm seine Heimspiele austrägt, vor etwa 80 Zuschauern mit 5:1 (3:1).

„Wir hoffen auf einen Platz im Mittelfeld der Tabelle“, sagt Sergej Zimmermann. Der 49 Jahre alte Russe ist die treibende Kraft des FC Sturm. „Abends gab es in Kranichstein oft Schlägereien, die Jungs hingen herum und tranken Wodka. Da kam die Idee, eine Fußballmannschaft zu gründen. Ich wollte die Jungs von der Straße holen“, erinnert er sich an die Anfänge vor 17 Jahren, als er selbst noch bei der TG 75 aktiv war. Zimmermann, der in Russland als Sportlehrer gearbeitet hatte, ist als Trainer und Abteilungsleiter des FC Sturm, der sich 2012 als eigener Verein selbstständig gemacht hatte, nach wie vor schwer aktiv.

In den Anfängen waren es vorwiegend Russen, die zunächst bei der SG Arheilgen ihren ersten Verein fanden und dort als Soma (Sondermannschaft) alle möglichen Titel holten. Die Mannschaft suchte eine neue Herausforderung und wechselte 2006 zur TSG Wixhausen. „Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt, waren bei allen Festen dabei“, sagt Zimmermann, dessen Mannschaft als TSG Wixhausen II bis in die B-Liga aufstieg. Die Integration funktionierte, auch die erste Wixhäuser Mannschaft profitierte von den Neuen und packte den Sprung in die A-Klasse. Und die Gruppe von Zimmermann wuchs weiter bis auf 25 Spieler.

Zwei Aufstiegein drei Jahren

2012 erfolgte der Schritt in die Eigenständigkeit mit der Gründung des FC Sturm Darmstadt. Damit verbunden war der sportliche Neubeginn 2013 in der untersten Liga, der D-Klasse. Innerhalb von drei Jahren wurden zwei Aufstiege gefeiert, der FC Sturm ist wieder in der B-Klasse angekommen. „Bei der Aufstiegsfeier waren wir 300 Personen“, denkt Zimmermann stolz an den jüngsten Erfolg zurück. „Alle denken, bei uns würden nur Russen spielen. Doch wir sind mittlerweile bunt gemischt“, räumt Zimmermann mit einem Vorurteil auf. Ukrainer, Kasachen, Polen, Russen und Deutsche kicken für den FC Sturm – insgesamt 60 Spieler sind mittlerweile aktiv (die zweite Mannschaft spielt in der D-Liga). „Bei uns geht es um Fußball, nicht um Politik. Bei uns zählt die Gemeinschaft.“

Beim Saisonauftakt gegen den SV Erzhausen lief es freilich noch nicht rund. Bereits nach drei Minuten geriet der FC Sturm nach einem schweren Abwehrschnitzer, den Ferdi Ayyildiz ausnutzte, in Rückstand. Sven Stein (23.) erhöhte per Foulelfmeter, ehe Sergej Gaus – ebenfalls per Foulelfmeter – in der 32. Minute die Gastgeber jubeln ließ. Doch die Hoffnung, das Spiel wenden zu können, bekam kurz vor der Pause einen Dämpfer, als Filip Loncarevic (bester Mann auf dem Platz) auf 3:1 für Erzhausen erhöhte.
Als der Erzhäuser Sven Stein wegen Meckerns unmittelbar nach dem Seitenwechsel Gelb-Rot sah, drückte der FC Sturm die Gäste zwar in die Defensive, doch es fehlten Ideen und damit auch Tormöglichkeiten. Zirak Makonen (77.) und Fabian Stanke (90.) sorgten bei Kontern für den 5:1-Endstand.

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SV Erzhausen – von der Hessenliga bis in die B-Liga

Mit dem Aufstieg in die Hessenliga glückte dem SV Erzhausen im Jahr 2000 der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Der Ausstieg des Hauptsponsors und finanzielle Probleme führten 2006 zum Zwangsabstieg aus Hessens höchster Fußballklasse. Weitere Abstiege folgten, ehe im Frühjahr 2016 der Tiefpunkt erreicht war: der Abstieg in die B-Liga. Vor einigen Jahren begann der Neuaufbau, der sich sich allerdings nicht von heute auf morgen bewältigen lässt. Ziel ist es, wieder eine „echte“ Erzhäuser Fußball-Mannschaft aufzubauen, mit der sich die Zuschauer auch identifizieren können. Alle Jugendmannschaften – die Fußball-Abteilung hat rund 500 Mitglieder – sind wieder besetzt (einige sogar doppelt), die ersten Nachwuchskräfte aus der eigenen A-Jugend werden in dieser Saison in die erste Mannschaft integriert, die von Bünyamin Bozkir trainiert wird.

Aufrufe: 014.8.2016, 19:31 Uhr
Jens-Jörg WannemacherAutor