Die Einkaufstour von Chinas Fußball-Clubs geht weiter: Als nächster namhafter Profi wechselt Vizeweltmeister Ezequiel Lavezzi vom französischen Meister Paris St. Germain in die Super League zu Hebei China Fortune. Die Ablöse für den 30 Jahre alten Argentinier beträgt 29 Millionen Euro. Britischen Medien zufolge soll der Stürmer in Hebei in den nächsten beiden Jahren umgerechnet 30 Millionen Euro verdienen.
Eckhard Krautzun (Heppenheim), ein Kenner des chinesischen Fußballs, sieht die Einkaufspolitik der chinesischen Clubs mit gemischten Gefühlen. „Die chinesische Liga wird immer mehr zum Spielzeug von Millionären. Sie würden das Geld besser in die Talentförderung und den Bau von Fußballplätzen stecken“, sagt Krautzun.
Staatspräsident Jinping hat große Ziele
Diese Transfer-Offensive hat Chinas Staatspräsident Xi Jinping ausgelöst. Der Fußballfan gab drei Ziele vor: WM-Teilnahme, WM-Ausrichter werden und schließlich den WM-Titel holen. Entsprechend geben die Vereine, die fast alle von riesigen Unternehmen unterstützt werden, Vollgas. Da es in China (noch) nicht genügend gute Fußballer gibt, investieren sie in europäische und südamerikanische Stars, um die eigene Liga aufzuwerten. Krautzun: „Das Problem in China ist: Es fehlen die Vorbilder, die eigenen Stars. Basketball und Tischtennis sind populärer als Fußball. Die chinesischen Fernseh-Zuschauer sehen das Topniveau in England, Deutschland und Spanien, der eigene Fußball ist dabei eher in Ungnade gefallen.“ Erst einmal nahm China an einer WM teil (2002) – und schied sang- und klanglos in der Vorrunde aus.
Das Scouting-System ist unterentwickelt
In den letzten Jahren hat in China aber ein Umdenken eingesetzt. In 50000 Schulen wurde Fußball zum Pflichtfach, um den eigenen Nachwuchs zu fördern und Talente zu sichten. „Dazu müssen aber erst einmal entsprechende Lehrer ausgebildet werden“, sagt Krautzun, der einer dieser Ausbilder ist. Es ist nicht der einzige Nachholbedarf, den Krautzun sieht. „In der Trainerausbildung fehlt in China die Struktur. Zudem ist das Scoutingsystem unterentwickelt.“ Daher greifen die Chinesen auf das Wissen anerkannter Trainer aus Europa und Südamerika zurück.
Ein weiteres Manko aus Krautzuns Sicht: Nicht nur die ausländischen Profis verdienen stattliche Summen (Frankfurts Alex Meier soll beispielsweise ein Angebot für ein Jahresgehalt von sieben Millionen Euro netto vorgelegen haben), sondern auch die Chinesen selbst. „Sie verdienen zu schnell zu viel. Da bleibt der Ehrgeiz, sich bei einem europäischen Verein zu behaupten, auf der Strecke.“
Europäische Spitzenclubs wie der FC Barcelona, Real Madrid oder der FC Chelsea sehen eine Riesenchance im chinesischen Markt und versuchen selbst Talente zu finden und zu fördern. Krautzun: „Wenn ein Chinese sich bei einem europäischen Verein durchsetzen könnte, wäre das für den Club eine Riesenmarketingchance in China.“
Denn mittlerweile haben in China nicht nur der Staatspräsident, sondern auch die Marketingexperten und das Fernsehen das Potenzial des Fußballs entdeckt.