2024-04-25T14:35:39.956Z

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Der TSV und die Umstellung von Reserveliga auf Kreisliga B

Sie sind Tabellenletzter in der Kreisliga B und haben in dieser Saison erst einen Sieg eingefahren, doch Resignation? Fehlanzeige! Denn Felix Schmid, Co-Trainer der Zweiten des TSV Großdeinbach, ist nicht nur Meister der Reserverstaffel, sondern auch der einzige Tabellenführerbesieger in dieser Saison.

Spätestens die sechste Knieverletzung war am Ende eine zu viel: Schon in der Vorbereitungsphase auf diese Saison war Felix Schmid klar, dass sich sein Körper einfach nicht mehr von den vielen Verletzungen und OPs erholen wird können. Doch deshalb vom Fußball Abstand nehmen kam für ihn nicht in Frage! Mit den Verantwortlichen des TSV zusammen entschied der 32-Jährige sehr schnell, für die zweite Mannschaft, deren Kapitän er noch im Meisterjahr war, als Co-Trainer zu fungieren.
Und der Abwehrrecke von gestern weiß auch bereits, worauf es ihm bei seinen Jungs ankommt.

Hallo Felix, vielen Dank für deine Zeit. Wie ist denn so im Allgemeinen die Stimmung beim TSV? Und habt ihr im Moment irgendeinen Weg gefunden, um zumindest Kontakt zu halten?

Felix Schmid: Die allgemeine Stimmung spiegelt sicher die Stimmung der Gesellschaft wider: Es ist nicht schön, wenn man sich über so einen langen Zeitraum nicht sehen kann. In solchen Zeiten merkt man noch viel mehr, wie wichtig einem die sozialen Kontakte, auch im Fußballverein, sind. Sportlich gesehen können wir gerade nichts zusammen machen und versuchen, über Videotelefonie, WhatsApp und Anrufe in Verbindung zu bleiben. Aber natürlich freuen wir uns alle darauf, wenn wir uns wieder regelmäßig sehen können.

– Foto: Thomas Nast

Das glaub ich dir aufs Wort! Was bist du denn im Regelfall für ein Typ an der Seitenlinie?

Ich würde mich selbst als einen sehr wertschätzenden Menschen beschreiben. Ich honoriere es, wenn ich sehe, dass jemand sich richtig reinhaut und das Beste aus sich rausholt. Ich finde, dass jeder Spieler seine Qualitäten hat. Die liegen oft in unterschiedlichen Bereichen, aber wenn ich sehe, dass jemand alles im Rahmen seiner Möglichkeiten gibt, bekommt er von mir da viel gerechtfertigtes Lob. Wenn ich andersrum merke, dass Situationen hergeschenkt werden, weil man lustlos ist, dann werde ich auch mal laut. Ich bin ehrlich und rede nicht um den heißen Brei! Wenn mir etwas auf den Zeiger geht, dann spreche ich das an.

Es kam zum Glück kaum vor, aber wenn ein Spieler meiner Mannschaft meint, er müsse sich respektlos gegenüber Gegnern, Schiedsrichtern oder eigenen Mitspielern verhalten, dann werde ich richtig sauer. Diese Spieler wechsle ich dann auch aus. Die können dann Duschen gehen.

Wie lief denn die erste Hälfte der Saison bei euch?

Nachdem wir in der vorletzten Saison, in welcher wir noch in der Reservestaffel gespielt haben, mit dem Meistertitel abgeschlossen hatten, war die Umstellung auf die Kreisliga B doch groß.

Auswärtsspieltage finden zumeist nicht am gleichen Spielort unserer Bezirksligamannschaft statt. Dadurch fehlen uns dann manchmal ein paar Spieler, die wir sonst vielleicht in beiden Mannschaften eingesetzt hätten. Wir spielen nun gegen viele erste Mannschaften und da können wir oft nicht mithalten. Verletzungsbedingt dünnt sich unser Kader dann oft auch noch weiter aus, da wir Spieler für die erste Mannschaft abstellen müssen. Einen Sieg haben wir aber bereits auf dem Konto. Dieser ist auch noch gegen den Tabellenführer Pfahlbronn nicht vom Himmel gefallen. An diesem Tag haben wir gezeigt, was unsere Zweite immer stark machen kann: Zusammenhalt und Biss.

Für die kommenden Spiele müssen wir uns in vielen Bereichen steigern und vor allem hoffen, dass wir alle fit bleiben.

– Foto: Nico Schoch

Wie sieht dein Sonntag normalerweise aus?

Meine Sonntage haben sich im Vergleich zum Spielerdasein gar nicht so sehr verändert. Der Treffpunkt ist meist schon etwas früher als für die Spieler. Administrative Aufgaben übernimmt unser Coach Patrick Wahl. Er ist aber immer offen für Anregungen und zusammen mit meinem Trainerkollegen Benjamin Freudigmann besprechen wir dann die Aufstellung und die taktische Ausrichtung.

Bei Heimspielen freue ich mich auch, dass Paddy da ist und er dann auch mal die Ansprache übernimmt. Er ist ein unfassbar toller Motivator. Das tut uns allen gut vor einem Spiel. Ansonsten übernehme ich auch gerne die Ansprachen. So neu ist das für mich nicht, da ich lange Zeit Kapitän der Zweiten war und somit schon das ein oder andere Mal was zu sagen hatte.

Nach unseren Spielen ist man noch ein bisschen Kindsmagd und räumt den Spielern noch ein wenig hinterher und genießt, vor allem bei Heimspielen, das gemeinsame Zuschauen bei der ersten Mannschaft.

Was muss passieren, dass du in dieser Saison nochmal aufläufst?

Ungeachtet der Pandemiesituation, die noch offenlässt, wann wir wieder kicken können, ist es mir leider nicht mehr vergönnt, selbst Fußball zu spielen.

In einem Vorbereitungsspiel vor dieser Saison habe ich mich am Knie verletzt. Daraufhin musste ich leider das nunmehr sechste Mal an einem meiner beiden Knie operiert werden und sehr schweren Herzens Abschied vom Spielerdasein nehmen. In der Vergangenheit musste ich immer sehr viel investieren, um nach all den Verletzungen und OPs wieder Fußball spielen zu können. Diesmal ist das nicht mehr möglich. Da mich aber eine sehr lange Zeit und viele Erfolge – besonders aber Freundschaften – mit dem TSV verbinden, war ich doch ganz froh, dass die Verantwortlichen des TSV auf mich zugekommen sind. Auch wenn ich mich noch daran gewöhnen muss, dass ich selbst nicht mehr mitkicken kann.

Was ist denn deiner bisherigen Erfahrung nach das Tollste am Trainerjob?

Ich denke im Allgemeinen ist das Tollste am Mannschaftssport, dass man seine Freunde regelmäßig sehen kann. Nicht nur, dass wir schon viele sportliche Erfolge feiern konnten, nein, wir verbringen auch außerhalb des Platzes viel wertvolle Zeit miteinander.

Auch hier muss ich ehrlich sein: Ich wäre lieber noch Spieler als Trainer. Wenn ich aber sehe, dass mir die Jungs zuhören und mir das Gefühl geben, dass ich auch so noch ein wichtiger Teil der Mannschaft sein kann, dann ist es auch ganz cool, Trainer zu sein.

...und was ärgert dich an deinen Jungs am meisten?

Ich hasse es, wenn Spieler nicht fit sind. Talent kann man sich nur schwer erarbeiten, aber jeder kann etwas dafür tun, dass er den einen Schritt schneller oder weiter gehen kann. Wenn ich weiß, dass Situationen oder Spiele verloren werden, weil es an der Fitness mangelt, dann nervt mich das sehr. Denn daran kann jeder arbeiten.

Habt ihr ein Saisonziel, wenn es wieder losgeht? Wo soll die Reise auch langfristig noch hingehen?

Unser Ziel ist es, dass wir uns in jedem Spiel ordentlich präsentieren. Uns ist klar, dass wir als zweite Mannschaft uns weiterhin schwertun werden. Jedoch haben wir noch viel Potenzial, welches es abzurufen gilt. Langfristig wollen wir natürlich nicht am Ende der Kreisliga B stehen. Alles andere müssen wir auf uns zukommen lassen. Vieles hängt natürlich davon ab wie sich der Kader in der Zukunft entwickeln wird.

Alles in allem freuen wir uns aber natürlich, wie wahrscheinlich jede andere Mannschaft auch, wenn wir endlich wieder loslegen und unseren geliebten Sport unbeschwert genießen können.

Das hoffen wir alle. Vielen Dank für deine Zeit, alles Gute für dich und den TSV und bleibt gesund!

Aufrufe: 019.12.2020, 10:00 Uhr
Michael FeindertAutor