2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
– Foto: Timo Härer
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Auf die Ausstrahlung kommt es an

Was macht einen guten Torhüter aus? Marco Wahl und Jens Möck vom SV Pfahlbronn sind sich da genauso einig wie Vincenzo Coppola von TSK Türkgücü Gmünd: Man muss vor allem Souveränität ausstrahlen können und die Mitspieler damit anstecken. Hier gibts die drei im Kurzinterview.

Also vor der Saison klar war, dass Marco Wahl zurück zu seinem Jugendverein SV Pfahlbronn wechselt, war für einen Mann klar, dass er deshalb jetzt weniger Spielzeit bekommen wird. Gefreut hat es Jens Möck aber trotzdem, dass sein alter Kindergarten-Kumpel zurück ist und mit ihm zusammen um den Aufstieg in die Kreisliga A kämpft. Was das Verhältnis der beiden sonst ausmacht und wie sie generell so ticken, haben sie im Doppelinterview gezeigt.

Vincenzo Coppola, dessen grandiose Parade in der Nachspielzeit beim Spiel gegen den FC Spraitbach II ihr jetzt auf der FuPa-Facebook-Seite sehen könnt, will mit Türkgücü ebenfalls jeden Erfolg mitnehmen.

Marco Wahl (29) und Jens Möck (30), SV Pfahlbronn: "Die Spieltage hatten wir natürlich vorab untereinander aufgeteilt"

Jungs, wie tickt ein Torhüter und was unterscheidet ihn von den Feldspielern?

Marco: „Ich denke, der größte Unterschied ist, dass ein Fehler in den meisten Fällen ein Gegentor nach sich zieht und im schlimmsten Fall sogar eine Niederlage bedeutet. Die mentale Seite ist beim Torhüter meiner Meinung nach auch eine andere als beim Feldspieler. Die Kunst besteht darin, die Konzentration ständig hochzuhalten, auch wenn es mal wenig oder gar nix zu entschärfen gibt. Ich denke, jeder Torhüter kennt diese Art von Spielen, in denen man in der 88. Minute zum ersten Mal gebraucht wird und dann hellwach sein muss. Und ja: Ein bisschen verrückt sollte jeder Torhüter auch sein, aber das ist ja längst bekannt.“

Jens: „Da kann ich mich Marco nur voll und ganz anschließen, das sehe ich genauso.“

Was macht einen guten Torhüter aus?

Marco: „Ich denke, eine der wichtigsten Eigenschaften eines Torhüters ist, dass er Ruhe und Selbstvertrauen ausstrahlt und sich das Ganze dann im besten Fall auf die gesamte Mannschaft positiv auswirkt. Darüber hinaus ist ein „coachen“ der Vordermänner auch sehr wichtig beziehungsweise ist es mir sehr wichtig. Für mich persönlich ist es einfach immer am wichtigsten, dass ich der Mannschaft helfen kann. Sei es durch meine Körpersprache und Gestik oder eben durch das Entschärfen eines Angriffs des Gegners.“

Jens: „Neben den klassischen Fähigkeiten, die grundsätzlich vorhanden sein müssen und im Training auch entsprechend trainiert werden, ist die Ausstrahlung als Keeper sicherlich von großer Bedeutung. Außerdem ist eine gute und positive Kommunikation mit der Mannschaft – allen voran mit der Verteidigung – im Aufbauspiel oder während eines Angriff des Gegners enorm wichtig und kann der gesamten Mannschaft helfen.“

Wie reagierst du, wenn der Ball doch mal im Netz zappelt?

Marco: „Natürlich bin ich im ersten Moment angefressen, aber ich versuche im Prinzip unmittelbar nach dem Gegentor schon sofort wieder mit meiner Reaktion in Richtung meiner Mitspieler etwas zu bewirken, sei es in Form von „Wachrütteln“ oder einfach positiv zu reden, um das Selbstvertrauen wieder zu stärken. Wobei man sagen muss: Bei unserer Truppe ist meistens ein kräftiges Wachrütteln nötig!“ lacht

Jens: „Ein Gegentor zu bekommen, ist natürlich nie schön. Ich versuche danach auf die Mitspieler positiv einzuwirken, um das Selbstvertrauen zu stärken. Außerdem versuche ich, Ruhe in die Mannschaft zu bringen – sofern das Gegentor nicht das 0:1 in der 90. Minute war.“

Welches war dein stärkstes Spiel (oder auch deine beste Aktion) in der bisherigen Saison?

Marco: „Ein stärkstes Spiel zu nennen, ist schwierig. Ich denke, ich habe bisher eine gute konstante Saison gespielt beziehungsweise das gilt eigentlich für beide Torhüter. Aber um es auf eine Aktion zu beschränken, würde ich sagen, die letzte Spielminute im Derby, als ich einen Schuss entschärfen und somit den Derbysieg festhalten konnte.“

Jens: „Da geht es mir ähnlich wie Marco. Ein stärkstes Spiel hatte ich jetzt eigentlich eher nicht. In den wenigen Spielen konnte ich aber sicherlich eine konstante Leistung abrufen.“

Wie geht ihr denn mit der Situation, dass es in Pfahlbronn seit dieser Saison zwei Nummer Einsen gibt, um?

Marco: „Zuerst einmal können wir, denke ich, froh sein, dass wir den Luxus haben und auf dieser Position doppelt beziehungsweise dreifach besetzt sind. Man sollte in diesem Zuge Tobias Brückner, unseren Reservetorhüter, nämlich auch nicht vergessen, der sich auch in jedem Training voll reinhängt und ebenso zur Verfügung steht, wenn er gebraucht wird. Das Verhältnis speziell zwischen mir und Jens ist und war immer sehr gut. Wir kennen uns quasi schon seit dem Kindergarten und haben auch aufgrund unseres fast identischen Alters auch so gut wie alle Jugendmannschaften beim SVP gemeinsam durchlaufen. Unser Verhältnis ist, denke ich, von großem Respekt und dem Wissen darüber, welches Leistungsniveau der andere besitzt, geprägt. Von daher war es dann ziemlich schnell klar, dass wir beide den Weg als Nummer Einsen gerne gehen würden. Nachdem dann unser Coach auch bereit dazu war, sind wir das einfach so angegangen. Darüber hinaus haben Jens und ich auch schon etliche, fast endlose gemeinsame Stunden im Vereinsheim verbracht, spätestens da würde dann ein Problem, wenn es mal eins geben sollte, ausgeräumt lacht. Eine spezielle Vorbereitung auf den Spieltag habe ich eigentlich nicht, ich versuche mich einfach so vorzubereiten, dass ich körperlich und mental topfit bin beziehungsweise sein kann.“

Jens: „Als klar war, dass Marco zurück zum SVP kommt, habe ich mich riesig darüber gefreut. Zum einen da Marco ein klasse Torspieler ist und zum anderen, weil er ein super Typ ist, der zum Verein und zur Mannschaft perfekt passt. Die Idee mit den zwei Einsen hat mir sofort gut gefallen und hat sich als sehr gute Lösung bestätigt. Das Verhältnis zu Marco war schon immer und wird auch immer hervorragend sein. Die Spieltage hatten wir natürlich vorab untereinander aufgeteilt, somit war klar, wer wann zum Einsatz kommt.“

Was ist dein persönliches Ziel, wenn die Saison fortgesetzt wird?

Marco: „Persönliches Ziel finde ich immer schwierig, da für mich der Erfolg der Mannschaft und der des Vereins immer an erster Stelle steht. Wie oben schon erwähnt, bin ich ganz zufrieden mit meiner bisherigen Leistung, aber da ich nie ganz zufrieden bin und ich weiß, dass ich bedingt durch meine einjährige Pause noch nicht auf meinem alten Leistungsstand bin, ist noch einiges an Training nötig. Kurzfristig gesehen will ich auf jeden Fall mit der Mannschaft aufsteigen, das ist ganz klar – auch wenn ich weiß, dass dies alles andere als einfach wird. Langfristig gesehen will ich dabei helfen, den Verein in der Kreisliga A zu etablieren und die Jugendspieler, die in Zukunft hoffentlich dazustoßen werden, erfolgreich zu integrieren.“

Jens: „Ein persönliches Ziel ist für mich, dass wir so wenig wie möglich Gegentore in der Saison bekommen. Grundsätzlich denke ich, dass es im Mannschaftssport nicht unbedingt um persönliche Ziele, sondern eher um die Ziele der Mannschaft geht. Für die Mannschaft und den gesamten Verein kann das Ziel diese Saison – sofern sie denn fortgesetzt wird – nur der Aufstieg in die Kreisliga A sein.“



Die Leistungsdaten der beiden Sandkastenfreunde Marco und Jens gibt es hier.


Vincenzo "Buffon" Coppola (24), TSK Türkgücü Gmünd: "Einfach alle Erfolge mitnehmen"

"Ein Torhüter geht mit einer ganz anderen Mentalität in ein Spiel rein als seine Feldspieler. Denn er hat ganz klar diesen Druck, den die Spieler nicht haben. Ein Stürmer kann beispielsweise den Ball verlieren und und es passiert erstmal nichts, zumal das Mittelfeld und die Abwehr seinen Fehler noch ausbügeln können. Bei einem Torwart ist der Ball, wenn er einen Fehler macht, im Normalfall direkt im Netz und keiner kann das mehr verhindern.
Es gitb in meinen Augen zahlreiche Kriterien, die ein guter Torhüter erfüllen muss beziehungsweise die ein gutes Torwartspiel auszeichnen. Das wichtigste ist auf jeden Fall, dass er seiner Mannschaft die nötige Sicherheit gibt und das auch ausstrahlt. Er sollte auch mal lautstark die Abstimmung der Mitspieler leiten und eine gute Mischung aus der Beherrschung seines Sechzehners und dem Rauskommen mitbringen.
Es ist natürlich immer ein unschönes Gefühl, den Ball vom Netz rausholen zu müssen, aber gleichzeitig motiviert es mich noch mehr, in der nächsten Aktion alles zu geben, denn dann habe ich wohl zu wenig gemacht. Andersrum war meine beste Aktion in dieser Saison wahrscheinlich im Spiel gegen den FC Spraitbach II - eine enge Partie, bei der ich in der Nachspielzeit (90+7) einen Freistoß der Spraitbacher aus etwa 20 Metern rausgefischt habe.
– Foto: Nico Schoch


Wenn die Saison irgendwann fortgesetzt wird, wünsche ich mir, dass wir als Mannschaft weiter so konzentriert unsere Spiele und Trainingseinheiten weitermachen werden und einfach alle Erfolge mitnehmen."


Wenn ihr den Freistoß sehen wollt, den Vincenzo aus dem Winkel holt, klickt hier. Für sein Spielerprofil geht es hier weiter.
Aufrufe: 017.12.2020, 11:41 Uhr
Michael FeindertAutor