Ein Fußballcamp für Kinder derart zu bedrohen, wie es letzte Woche die SG Motor Halle erlebt hat, ist falsch und für gemäßigte Fans und Fußballanhänger nichts anderes ein trauriges und beängstigendes Signal aus der Fanszene. Die Aggression gegenüber RB Leipzig kennt in einigen Fanszenen derzeit offenbar keine Grenzen. Was ist gut, was ist schlecht - was erlaubt und was verboten? Das Gesetz der Straße scheint Einzug zu halten bei diesem Thema und die Fanszenen der Traditionsvereine nehmen es in die Hand. Das ist eine gefährliche Entwicklung, den Vereinen und erst recht der Politik entgleitet das Thema.
Aber als Reaktion darauf die größtmögliche Provokation für nahezu alle Fans des HFC zu planen, ist ein Himmelfahrtskommando mit Realitätsverlust. Weder Halles OB Bernd Wiegand noch die Polizei wird erahnen können, welche Reaktionen eine solche "Fußballwoche der Toleranz" in der Fanszene auslösen wird.
Motor Halle hat vor wenigen Tagen eigentlich ein öffentliches Signal gesendet: "Die Sicherheit unserer Kinder und aller Vereinsmitglieder ist uns wichtiger", wird Pressesprecher Marcus Göpfert auf mzweb.de zitiert. Dass man sich der angedrohten Gewalt beugt ist bedenklich und man muss sich ausgiebig und langfristig damit beschäftigen. Aber eine Jetzt-erst-recht-Hauruck-Aktion ist das falsche Signal. Im schlimmsten Fall werden jetzt die Teilnehmer dieses Fußballcamps instrumentalisiert, um eine Idee der gegenseitigen Toleranz durchzusetzen.
Das Echo aus den Fanszenen wird kommen. Und es wird laut werden. Denn wenn sich eine Fankurve eins nicht gefallen lässt, dann sind es Provokationen. Man kann davon halten, was man will, aber es gehört zur Szene-Kultur. Aktion verursacht Reaktion. Provokation führt zu Gewalt.