Wenn die Demütigung der Bayern-Amateure gegen die Sechziger etwas Positives für die Roten hatte, dann die Erkenntnis, dass der eingeleitete Umbruch im Sommer bitter nötig ist. Vor allem der fast schon gleichgültig wirkende Derby-Auftritt lässt viel Ratlosigkeit bei den Bayern zurück. "Es fällt uns gegen Zweitvertretungen enorm schwer, Torchancen herauszuspielen. Ich versuche ständig, den Spielern Hilfestellung und Unterstützung zukommen zu lassen, aber woran das genau liegt, weiß ich auch nicht", suchte Coach Heiko Vogel nach der Partie achselzuckend nach Erklärungsansätzen. Da stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem Charakter der Mannschaft. "Mir ist das zu einfach, zu sagen: Die Mannschaft hat keine Mentalität. Ich als Trainer stehe da in der Verantwortung, unter der Trainingswoche diese Mentalität zu schüren. Ich stehe an vorderster Front", nahm sich Vogel in erster Linie selbst in die Pflicht, fügte aber vielsagend hinzu: "Es beruht auf Gegenseitigkeit. Was man gibt, und was die Jungs bereit sind, anzunehmen. Wenn ich`s könnte, würde ich die Spieler jede Woche zur Mentalitätsimpfung schicken. Ich probiere das Tag für Tag vorzuleben, aber am Ende müssen es die Spieler auch umsetzen." Und als hätten viele Bayern-Fans geahnt, was für eine müde Vorstellung ihres Nachwuchses da auf sie zukommen würde, passierten dieses Mal nur 5.646 Zuschauer die Eingangstore des Grünwalder Stadions. "Das lag bestimmt am schönen Wetter. Vielleicht sind einige in die Berge gefahren", vermutete Vogel vielsagend. Hält man es mit dem FCB, definitiv nicht die schlechtere Entscheidung.
Für Spieler aus der U23 war es beim Branchenprimus schon immer ein extrem steiniger Weg, in den Profikader befördert zu werden. Selten aber dürften die eigenen Talente der Bayern weiter von der ersten Mannschaft entfernt gewesen sein wie in diesen Tagen. Perspektive nach oben? Gleich Null. Und das scheint sich derzeit auf die Einstellung der Jungprofis niederzuschlagen. 0:1 gegen Ingolstadt II, 1:1 gegen Bayreuth und nun die Derby-Schmach gegen die Junglöwen, nach einem über 90 Minuten enttäuschenden Auftritt. 2017 sind die Bayern-Amateure bis dato fast alles schuldig geblieben. Auf den Trikots steht noch FC Bayern drauf, das unbedingte Sieger-Gen steckt allerdings längst nicht mehr drin. Der bereits eingeläutete Umbruch ist dringend notwendig, der baldige Jugendchef Hermann Gerland wird einen Haufen Arbeit vor sich haben, um die Kluft zwischen Profis und U23 wieder kleiner zu machen. Schließlich will sich der Klub auch künftig an Eigengewächsen der Marke Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller oder David Alaba erfreuen. Im Moment ist aber weit und breit kein solcher Typ in Sicht, auch weil das Mannschaftsgefüge derzeit so gar nicht intakt ist. Das hat der emotionslose Auftritt im Derby allen "Roten" mehr als deutlich vor Augen geführt.