2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Eintracht Lollar, Meister der Frauen-Verbandsliga Nord und Aufsteiger in die Hessenliga: Hinten v.l.: Norbert Luh, Günther Weinhold (Führungsduo von Eintracht Lollar). Mitte v. l.: Lea Balser, Jasmin Nagl, Agnes Jocksch, Caroline Amend, Swantje Kohlitz, Johanna Rücker, Johanna Nocker, Larissa Dietz, Lea Wiedemann. Vorne v.l.:  Nika Zethner, Julia Wieczorek, Melanie Krämer, Trainer Chris Vogl, Hann
Eintracht Lollar, Meister der Frauen-Verbandsliga Nord und Aufsteiger in die Hessenliga: Hinten v.l.: Norbert Luh, Günther Weinhold (Führungsduo von Eintracht Lollar). Mitte v. l.: Lea Balser, Jasmin Nagl, Agnes Jocksch, Caroline Amend, Swantje Kohlitz, Johanna Rücker, Johanna Nocker, Larissa Dietz, Lea Wiedemann. Vorne v.l.: Nika Zethner, Julia Wieczorek, Melanie Krämer, Trainer Chris Vogl, Hann

Kometenhafter Aufstieg in einem perfekten Umfeld

FRAUEN: +++ Eintracht Lollar in zwei Jahren vom Abstiegskandidaten zum Meister in der Verbandsliga +++

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LOLLAR. Vor zwei Jahren hatten die Fußballerinnen von Eintracht Lollar erst im letzten Saisonspiel den Klassenerhalt in der Verbandsliga Nord gesichert, jetzt sind sie vorzeitig Meister und steigen in die Hessenliga auf. Ein kometenhafter Aufstieg.

Erfolgstrainer Chris Vogl sieht dafür vor allem zwei Gründe: den Reifeprozess der jungen Mannschaft und das nahezu perfekte Arbeitsumfeld im Verein. Vor allem beim zweiten Punkt weiß er, wovon er redet. Vor drei Jahren war er noch Trainer in Großen-Buseck. Doch Frauenfußball war dort fünftes Rad am Wagen und nicht gut gelitten. Daher nahm er das Lollarer Angebot an und wechselte mit dem Team zur Eintracht. Frauenfußball hat in Lollar Tradition. Welche Wertschätzung die Frauen im Verein genießen, zeigt unter anderem die Tatsache, dass der Vorsitzende Norbert Luh und sein Stellvertreter Günther Weinhold die Mannschaft zu fast jedem Auswärtsspiel begleiten. Da passt viel zusammen.

Nach dem Fast-Abstieg in der Saison 2014/15 nahm die Eintracht den Schwung der letzten Partien mit in die neue Spielzeit, mutierte zum Titelanwärter und wurde Vizemeister. „Das Momentum war auf unserer Seite“, sagt Vogl rückblickend. In der Relegation zum Aufstieg in die Hessenliga scheiterte man aber knapp an Neu-Isenburg. Diesmal kam die Eintracht ohne Relegation aus. Klar: Ein 25-Punkte-Abzug am grünen Tisch warf den hartnäckigen Kontrahenten TSG Lütter von heute auf morgen auf einen Abstiegsplatz zurück. Aber sportlich war das Titelrennen vor knapp zwei Wochen noch offen, und Lollar besiegte dann in der Woche der Wahrheit hintereinander den Tabellenzweiten, den -dritten und den -vierten.

Auf die Frage, was die Stärke seiner Mannschaft heute ausmacht, antwortet Vogl: „Eine gute Mischung aus körperlicher Fitness und Technik. Hinzu kommen ein überragendes taktisches Verständnis, ein unbändiger Siegeswille und ein toller Teamgeist. Es gibt keine Primaballerina. Die Trainingsbeteiligung ist überragend. Auch das Kämpfen haben wir gelernt.“ Selbst der Urlaub werde schon mal verlegt, wenn eine wichtige Partie ansteht.

Da er eine große Entwicklung der gesamten Mannschaft sieht, tut sich der 32-Jährige schwer, einzelne Spielerinnen herauszuheben. Aber der soeben 20 Jahr alte gewordenen Linksverteidigerin Swantje Kohlitz bescheinigt er einen „unglaublichen Sprung“. Körperlich und mental stärker geworden sei auch Dauerläuferin Larissa Dietz auf der klassischen 6. Die pfeilschnelle Hannah Wudy habe im rechten Mittelfeld zudem ihre Torgefährlichkeit wiederentdeckt. „Sie denkt nicht groß nach, schnappt sich den Ball und rennt nach vorne“, schmunzelt der Trainer. Spielführerin Melanie Krämer, mit 34 Jahren die Älteste im Team, „geht vorbildlich voran, haut sich enorm rein, investiert viel in ihre Fitness und spielt oft mit Schmerzen“.

Ein Glückgriff waren auch die beiden Neuzugänge Nika Zethner und Jeanine Stöfhas (beide 20). Torfrau Zehtner kam vor der Saison aus Marburg und ersetzte Alexandra Haas, die ihre Karriere aus privaten Gründen beendete, nahtlos. Stöfhas (von Hessen Wetzlar) schloss sich Eintracht Lollar erst zur Rückrunde an und avancierte gleich zur Stammspielerin. Mit ihrer Größe von knapp 1,80 Meter ist sie angesichts der vielen eher kleinen Akteurinnen eine echte Verstärkung im Luftkampf. Sie kann sowohl in der Abwehr als auch im Sturm spielen. „An ihr werden wir noch viel Freude haben“, hatte Vogl gleich erkannt. Wesentlich beteiligt an der rasanten Entwicklung in Lollar war auch Eileen Young (32), die bei Hessen Wetzlar höherklassig gespielt hatte. Als sie vor drei Jahren bei der Eintracht vorbeischaute, wollte sie nach drei Kreuzbandrissen eigentlich nur mittrainieren, um sich fit zu halten. Dann leckte sie aber wieder Blut, sprang als Co-Trainerin ein und half mit ihrer Erfahrung auch auf dem Platz.

„In der Verbandsliga trafen wir meist auf Gegner, die sich hinten reingestellt haben, und vorne sollte der liebe Gott helfen. Das wird nächste Saison anders, darauf werden wir uns einstellen müssen“, wagt Vogl, der alle Spielerinnen mit „nach oben“ nehmen will, schon einen Blick in die Zukunft. Aber dafür sieht er genug Potenzial in seiner Truppe, die auch im Feiern eine gewisse Meisterschaft an den Tag legt.



Aufrufe: 06.5.2017, 09:00 Uhr
Wolfgang Oelrich (Gießener Anzeiger)Autor