2024-05-02T16:12:49.858Z

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Keine Freunde fürs Leben: Benjamin Kessel von Eintracht Braunschweig und der Münchner Löwe Efkan Bekiroglu.  Imago
Keine Freunde fürs Leben: Benjamin Kessel von Eintracht Braunschweig und der Münchner Löwe Efkan Bekiroglu.  Imago

Nach Spuckskandal im letzten Duell: TSV 1860 trifft auf Braunschweig

Aufgeheizte Stimmung

Efkan Bekiroglu vom TSV 1860 spuckte Ende März Braunschweigs Benjamin Kessel an, jetzt treffen die beiden Kontrahenten erstmals wieder aufeinander.

München – Es ist eines der emotionalsten Spiele, das die 3. Liga zu bieten hat: Eintracht Braunschweig gegen den TSV 1860, zwei Altmeister (1966 bzw. 67) unter sich, blaugelbe Löwen gegen weißblaue Löwen – und ein Duell mit aktueller Vorgeschichte. „Da kommt eine sehr hitzige Stimmung auf uns zu“, ahnt der genesene Stefan Lex. Der Stürmer spielt auf eine Begegnung der besonderen Art an, die sich morgen wiederholen dürfte: Benjamin Kessel vs. Efkan Bekiroglu.

TSV 1860 gegen Eintracht Braunschweig: unsportliche Vorfälle beim letzten Duell

Rückblick auf das brisante Duell Ende März, das zum Gift- und Galle-Gipfel wurde, obwohl sich die Teams sportlich gerecht mit 1:1 getrennt hatten. Nach dem späten Ausgleichstreffer der Gastgeber (Düker/91.) kochten die Emotionen über, gipfelnd in zwei widerwärtigen Szenen. Zum großen Thema wurde die Spuckattacke von Bekiroglu gegen Kessel, der den 1860-Spielmacher zuvor massiv beleidigt haben soll. Bekiroglu wurde daraufhin vom DFB-Sportgericht gesperrt, was sich negativ auf die Löwen-Bilanz im Monat April auswirkte (null Tore und Punkte in den Spielen ohne Bekiroglu). Nicht ganz so starke Beachtung fand der zweite, nicht minder verabscheuenswerte Vorfall. Der dunkelhäutige Kodjovi Koussou schwört bis heute, von Gegenspieler Robin Becker rassistisch beleidigt worden zu sein, fand mit seiner Version aber wenig Gehör vor den DFB-Richtern.

Bekirolgu wird für das Wiedersehen mit Kessel gecoacht

Vergeben und vergessen? Wohl kaum. Koussou, der Urlöwe, ist im Sommer nach Bayreuth gewechselt und startet in der Regionalliga einen Neuanfang. Bekirolgu, 23, dagegen ist noch da – und eine unverzichtbare Größe im Offensivspiel des TSV. Den Deutschtürken mental auf das Wiedersehen mit Kessel und den feurigen Eintracht-Fans vorzubereiten, dürfte eine der Hauptaufgaben in dieser Woche gewesen sein. „Effe muss schauen, dass er sich nicht in Tumulte verwickeln lässt“, rät der erfahrene Lex: „Da wird auch von außen einiges auf ihn zukommen. Er soll sich am besten aufs Fußballspielen konzentrieren und besonnen an das Spiel rangehen.“ Lex ist sich sicher, dass die Trainer die richtigen Worte finden, damit Bekiroglus Wiedersehen mit Kessel nicht erneut eskaliert.

Sperre für Braunschweigs Becker wieder aufgehoben

Und was ist mit Becker, dem zweiten mutmaßlichen Provokateur? Dessen Sperre, zunächst für fünf Spiele ausgesprochen, wurde nach Ansicht der TV-Bilder aufgehoben – was die Braunschweiger nachträglich wie einen Sieg feierten. Die Vorwürfe seien „schwer und für uns zu keiner Zeit nachvollziehbar gewesen“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung. Beide Profis gehören auch nach wie vor dem Eintracht-Kader an, standen beim Auftaktsieg in Magdeburg bis zum Schlusspfiff auf dem Spielfeld.

Direkte Begegnungen dürften sich morgen schon deshalb nicht vermeiden lassen, weil Bekiroglu als linker der beiden 1860-Achter gerne dort auftaucht, wo Becker und Kessel zusammen die rechte Eintracht-Abwehrseite beackern. Interviewwünsche vor dem Spiel blockten die Löwen ab. Nicht mal Günther Gorenzel wollte sich äußern. Die Spuckattacke hatte der Sportchef im Frühjahr öffentlich kritisiert („Aufs Schärfste zu verurteilen“), dem wichtigen Offensivspieler aber zugleich den Rücken gestärkt. „Ich möchte nicht, dass Efkan stigmatisiert wird“, sagte Gorenzel und riet: „Das nächste Mal soll er einfach eine Kiste reinmachen.“

Lex, der Routinier, blickt dem Duell gelassen entgegen. „Im Grunde ist eine aufgeheizte Stimmung nicht so schlecht für uns“, sagt er: „Das sind wir von zu Hause gewöhnt. Wir können das Spiel dann mit Emotionen in unsere Richtung leiten.“

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Zurück aus der Folterkammer: Stefan Lex trainiert nach langer Leidenszeit wieder mit der Mannschaft.

Aufrufe: 026.7.2019, 09:20 Uhr
Münchner Merkur / tz / Uli KellnerAutor