2024-04-25T10:27:22.981Z

Spielbericht
Sein Freistoß-Treffer reichte beinahe zum Sieg in Braunschweig: Phillipp Steinhart(links) vom TSV 1860 München. sampics
Sein Freistoß-Treffer reichte beinahe zum Sieg in Braunschweig: Phillipp Steinhart(links) vom TSV 1860 München. sampics

Bierofka: „Wir können mit dem Punkt sehr, sehr, sehr gut leben“

TSV 1860 München spielt unentschieden bei dominanten Braunschweigern

Der TSV 1860 München brachte es im Auswärtsspiel bei starken Braunschweigern zu einem 1:1 Unentschieden.

Als das Unerwartbare tatsächlich passierte, versteinerte Daniel Bierofka. Auf dem Rasen tanzte Phillipp Steinhart, an der Seitenlinie hüpften die Auswechselspieler und Betreuer. Nur Bierofka, der Cheftrainer des TSV 1860, verharrte in seiner Coachingzone, ein Knie auf dem Boden, den Arm auf dem anderen Knie abgestützt, als wäre er ein antiker Philosoph. Er wollte, anders als sonst, nicht mitjubeln, als sein Außenverteidiger Steinhart in der 68. Minute einen Freistoß ins Tor schoss – vermutlich, weil er ganz genau wusste, dass dieses Tor, das 1:0, so gar nicht zum Spielverlauf passte.

Als in der 91. Minute das Erwartbare passierte, rührte sich Bierofka wieder nicht. Er sah kurz zu, wie vor ihm, auf dem Rasen, jetzt die Braunschweiger tanzten, drehte sich dann um und lief weg. Er musste natürlich aber noch mitanhören, wie das Eintracht-Stadion, an diesem Samstagnachmittag mit 21 235 sehr lauten Fußballfans gefüllt, feierlich den Namen von Julius Düker brüllte, der den Ball zum 1:1 ins Tor geköpft hatte.

Es gehört zu den ärgerlichsten Ereignissen des Fußballs, wenn man sich einen Sieg in der Nachspielzeit noch entreißen lässt. Wie verdient es in dem Drittliga-Duell zwischen Eintracht Braunschweig und 1860 München aber war, zeigte sich schon an der Reaktion Bierofkas. „Wir können“, sagte er, „mit dem Punkt sehr, sehr, sehr gut leben.“ Das Dreifach-„sehr“ wählte er sehr bewusst. Später sagte er noch: „Braunschweig hatte es zu 100 Prozent verdient, den Ausgleich zu schießen.“ Man musste an diesem Tag kein Philosoph sein, um zu diesem Schluss zu kommen.

„Wir haben fast über die gesamte Spielzeit das Spiel dominiert, den Gegner kontrolliert“.


Es ist schon verwunderlich, dass Braunschweig, der Zweitliga-Absteiger, der sich in dieser Saison immer noch einen teueren Kader leistet (und im Winter sogar aufrüstete), nur zwei Pünktchen vor dem ersten Abstiegsplatz steht. Auch Bierofka sagte: „Wir sind heute auf einen Gegner getroffen, der zu den besten Mannschaften der Liga gehört.“ Er lobte „Wucht“ und „Power“, mit der die Eintracht auftrat. Schon früh waren seine Löwen daher in Not geraten – auch weil Torhüter Marco Hiller fahrlässig spielte. In der 18. Minute ließ er einen Distanzschuss nur abprallen, Manuel Janzer traf ins Tor, stand zuvor aber im Abseits. In der 27. Minute leistete sich Hiller unter Druck einen fürchterlichen Fehlpass, doch Janzer schoss aus sieben Metern übers Tor.

„Wir haben fast über die gesamte Spielzeit das Spiel dominiert, den Gegner kontrolliert“, sagte André Schubert, Braunschweigs Bundesliga-erprobter Trainer. Vielleicht hätte sein Team noch mehr dominiert, wenn 1860-Stürmer Prince Owusu in der 56. Minute nach einem nicht sehr klugen Foul mit Gelb-Rot bestraft worden wäre. So kam es aber anders. Steinharts Freistoß hüpfte unberührt ins Tor, danach, als Braunschweig das Risiko erhöhte, hätten Benjamin Kindsvater (73.) und Nono Koussou (85.) das 2:0 schießen müssen. So kam es wieder anders. Der Braunschweiger Niko Kijewski flankte unbedrängt, Düker besiegte Löwen-Kapitän Felix Weber im Kopfballduell, 1:1. Und beinahe wäre es noch einmal anders gekommen: Ein paar Sekunden vor Spielende knallte Benjamin Kessel den Ball aus nur fünf Metern über das Tor. Es gab daher keinen, der widersprach, als Schubert hinterher sagte: „Es war absolut verdient, vielleicht hätten wir auch mehr verdient gehabt.“

Aufrufe: 01.4.2019, 14:38 Uhr
Münchner Merkur / tz / Christopher MeltzerAutor