2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Foto: Christian Hagenbuch
Foto: Christian Hagenbuch

"Am Potenzial der Mannschaft ausrichten"

Eintracht 93 Walldürn geht das zweite Jahr nach Rückkehr in die Landesliga ohne Gedanken an Höhenflüge an +++ Vergangener Viertplatzierter will sich kontinuierlich weiter entwickeln

Verlinkte Inhalte

Über allem steht die Politik der ruhigen Hand. Und da es hier um Fußball geht, darf das auch ruhig als planvolles Erst-Denken-Dann-Handeln gelesen werden, weniger als Ausrede für Untätigkeit. Denn klar ist bei Eintracht Walldürn: Der Aufsteiger beendete die vergangene Spielzeit in die Landesliga Odenwald auf Platz vier. Und widersteht dennoch mit Bedacht der Versuchung, seine Erwartungen mit einer nahtlosen Wiederholung der erfolgsverwöhnten Vorsaison zu verknüpfen.

Oberes Drittel ist machbar

„Ich bin kein Euphorietyp, sondern richte mich am Potenzial der Mannschaft aus“, betont Trainer Reinhold Thiel. „Und das hat gezeigt, dass wir ohne größere Verletzungs-Durststrecke im oberen Drittel mitspielen können“. Gemeinsam mit Michael Strasser als sportlichem Leiter verkörpert der Coach, an der Schwelle zu seiner zweiten Saison in Walldürn, diesen kühlen Kopf, der nicht zum Himmel aufschauen mag: „Wir haben schlichtweg gut trainiert und uns weiter entwickelt. Und gegen Ende war es auch ein Stück weit ein Selbstläufer. Aber dass es so gut lief, konnte keiner ahnen“. Genau dieses Erfolgsrezept soll auch weiterhin verfolgt werden: Stetig und zielgerichtet Schritt für Schritt weiter arbeiten, taktische und läuferische Vorgaben erfüllen, dazu auf das nötige Fortune in den Kleinigkeiten hoffen. Denn Thiel kennt die Spielklasse und weiß: „Mittlerweile kann sich keiner mehr der Landesliga sicher sein und den Verbleib wie selbstverständlich voraussetzen“. Eine mit Blick auf den jüngsten Abschied von vermeintlichen Inventar-Vereinen nachvollziehbare Botschaft, die auch bei der Konkurrenz in weiten Teilen angekommen sein dürfte.

Nur zwei Neuzugänge

Manch anderer Klub hat Neuzugänge in halber Mannschaftsstärke zu verzeichnen, während Walldürn sich auch hier zurücknimmt. Thiel: „Ich habe mich informiert und war über manche Anzahl überrascht. Wir sind froh, Eugen Jakob und Dominik Neeb begrüßen zu dürfen. Mit einer Ausnahme sind ja auch alle geblieben“. Angesichts der Vielzahl von Verletzten in der abgelaufenen Runde quer durch die gesamte Konkurrenz - kommen da bei der Eintracht keine Ängste wegen eines zu dünnen Kaders auf? Der Übungsleiter glättet mögliche Wogen: „Dieser Schatten hatte sich bereits gegen Ende der letzten Runde auf uns gelegt. Einige Spieler sind immer noch nicht ganz erholt. Ich hätte mir also durchaus noch den einen oder anderen Neuzugang bei der Eintracht vorstellen können. Aber alles Jammern hilft nichts“. Erst recht nicht beim Blick auf die zu erwartende Stärke der Mitbewerber. Dass die ersten wahrscheinlichen Abstiegskandidaten schon frühzeitig feststehen, „wird es meiner Meinung nach in dieser Form nicht nochmal geben“. Für Thiel dürften oben „die üblichen drei, vier Teams sein wie Gommersdorf und Lauda. Bei Mosbach und Rosenberg muss man abwarten, Königshofen hat einige Neuzugänge“. Der Rest der Liga werde dagegen bis zum Winter und knapp darüber hinaus schauen müssen, seine Punkte-Schäfchen ins Trockene zu bekommen, um die Gefahr nach unten zu bannen. „Schloßau wird mit Sicherheit ein starker Aufsteiger sein“ (siehe Pokalauftakt, das Gespräch fand davor statt; Anm. d. Red.).

Im Zweifel Ruhe bewahren

Es dürfte aus Eintracht-Sicht also noch etwas dichter werden als ohnehin schon zuletzt. Daher gilt als Saisonvorgabe „irgendwo in der Mitte mit leichter Tendenz nach oben. Und wenn wir ins Stocken geraten sollten, müssen wir uns auf die Faktoren konzentrieren, die wir beeinflussen können“, führt Reinhold Thiel weiter aus. „In erster Linie heißt das, Ruhe zu bewahren. Und dann mit dem arbeiten, was Dich zuvor über eine gewisse Zeit lang stark gemacht hat“. Der Coach geniesst für diese Linie das Vertrauen der sportlichen Führung, wie Strasser deutlich macht: „Reinhold hat genau das bestätigt, was wir uns von ihm erhofft und erwartet hatten: Ein junger, taktisch versierter Trainer, der sein Wissen gut an die Mannschaft weitertragen kann. Wir waren mehr als zufrieden. Aber deshalb werden wir jetzt nicht zu irgendwelchen Höhenflügen ansetzen“. Und der Angesprochene bestätigt: „Ich bin keiner, der jedes Jahr alles umkrempeln will. Es geht um kontinuierliche Weiterentwicklung. Hektik oder Aktionismus haben noch niemanden weitergebracht“. Die Politik der ruhigen Hand eben.

Aufrufe: 04.8.2014, 07:30 Uhr
Christian HagenbuchAutor