2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
Die Aufstiegshelden des Jahn (v.li.): Josef Nagy, Adolf Pohl, Robert Dürr, Hans Pohl, ?Bill? Schätzer, Heinrich Pohl, Adolf Dötzer, Werner Schreiner, Klaus Schneider, Herbert Kern, Rainer Kestler (Foto: Stadtarchiv).
Die Aufstiegshelden des Jahn (v.li.): Josef Nagy, Adolf Pohl, Robert Dürr, Hans Pohl, ?Bill? Schätzer, Heinrich Pohl, Adolf Dötzer, Werner Schreiner, Klaus Schneider, Herbert Kern, Rainer Kestler (Foto: Stadtarchiv).

Eine große Stunde im Forchheimer Fußball

SpVgg Jahn steigt 1964 erstmals in die Landesliga auf und löst in ganzer Stadt Begeisterung aus

„Wisst ihr eigentlich noch damals?“ So nehmen viele Stammtischunter­haltungen ihren Anfang. Sich über längst vergessene Ereignisse auszu­tauschen, kann schöne Erinnerungen wecken und ist fast eine eigene Sportart. In loser Reihenfolge blicken die Nordbayerischen Nachrichten aus Forchheim in ihrer Rubrik „Wissen Sie noch?“ auf historische Momente des Forchheimer Sports zurück.

Anfang der 1960er Jahre droht in Forchheim einer aufstrebenden Sportart der Stillstand. Seit Jahren ist für die Fuß­baller nicht mehr als die Bezirksliga drin. Branchenführer Jahn läuft dort zwar stets in den vorderen Rängen ein, hat mit der Meisterschaftsent­scheidung aber nichts zu tun. Die Vorstandschaft der SpVgg entschei­det sich deshalb im Frühsommer 1963 dazu, mit Werner Schreiner und Robert Dürr zwei Stars aus Fürth zu verpflichten. Den Kontakt stellt der gebürtige Forchheimer Hans Bauer her, der wiederum noch bis 1964 im Klee­blatt-Trikot spielen und als „Alu“ in die Vereins-Annalen eingehen sollte.

Trainiert vom früheren Profi Horst Hofmann aus Weingarts, halten der­weil beim Jahn endlich moderne Trai­ningsmethoden Einzug, man spielt im 1954 erfolgreichen WM-System — mit den charakteristischen Merkma­len von zwei Halbstürmern und zwei Außenläufern — und trifft sich zwei Mal die Woche zum Üben. Früher ungewöhnlich, heute bis in die B-Klasse Standard. So setzt sich die Mannschaft, in der sich nun auch die eigene Jugendgarde mit ihrer erfri­schenden Mentalität des Straßenfuß­balls etabliert, nach mittelmäßigem Saisonstart an der Spitze fest. Im November geht es in Auerbach um die Herbstmeisterschaft. Der Verein arrangiert für die Anfahrt einen Bus, spendiert den Spielern ein gemeinsa­mes Mittagessen und lobt anstatt der üblichen Siegprämie von fünf Mark satte 30 aus.

„Da umwehte uns ein Hauch von Profitum, der uns sicher beflügelte. Ganz Forchheim unter­stützte uns an dem Tag in Auer­bach“, sagt Rainer Kestler. Der 19-jährige linke Außenläufer erzielt beim 3:2-Sieg das 1:0. Mit zwei Zäh­lern Vorsprung empfängt der Jahn die Oberpfälzer im Januar zum ers­ten Rückrundenspiel. Über 1000 Zuschauer trotzen der winterlichen Kälte und sehen eine Demonstration der Stärke. Auf schneebedecktem Platz — eine längere Winterpause oder Absagen wegen Unbespielbar­keit des Geläufs gibt es damals nicht — gewinnt der Jahn 5:1 und entfacht eine wahre Fußballeuphorie in Forch­heim. Auch die Mannschaft ist wie im Rausch und baut die Tabellenfüh­rung weiter aus.

Erstmals steigt im Frühsommer 1964 ein Verein aus dem Landkreis in die Landesliga auf. Nur die Oberliga Süd und die Bayern­liga gibt es darüber. Wenngleich der große Erfolg zu die­ser Zeit noch nicht von derlei Festivi­täten wie heute üblich begleitet wird, steigt er einigen doch zu Kopfe. Ohne richtige Sommervorbereitung und mehrere Leistungsträger, die im Urlaub weilen, erwischt der Aufstei­ger einen schlechten Start. Zum letz­ten Saisondrittel kehrt Hans Bauer aus Fürth zurück, doch auch er kann den direkten Abstieg nicht verhin­dern. Erst einige Jahre später begin­nen mit der Generation Wiatkow­ski- Limley wieder glanzvolle Zeiten, übertroffen vom Bayernliga-Auf­stieg 1994 und der Vizemeisterschaft in der mittlerweile fünftklassigen Bayernliga 2013.

Aufrufe: 019.6.2014, 12:34 Uhr
Andreas SchmittAutor