2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ein Bild, das erst einmal der Vergangenheit angehört: Die typische Sportplatz-Atmosphäre wird es bis auf Weiteres nicht mehr geben. Zumindest auf dem Platz (hier der Elzer Adrien Born (links) gegen den Eltviller Patrick Veith) soll es aber bald wieder zur Sache gehen.
Ein Bild, das erst einmal der Vergangenheit angehört: Die typische Sportplatz-Atmosphäre wird es bis auf Weiteres nicht mehr geben. Zumindest auf dem Platz (hier der Elzer Adrien Born (links) gegen den Eltviller Patrick Veith) soll es aber bald wieder zur Sache gehen. – Foto: Archivfoto: rscp/Paul Kufahl

Ein Spiel mit neuen Regeln

Das Hygienekonzept für die Wiederaufnahme des Amateurfußballbetriebs erfordert ein hohes Maß an Disziplin und „sensible Zuschauer“

Wiesbaden. Drei-Zonen-Einteilung, Schleusenlösung, Mindestabstand bei Spielpausen: Ab dem 1. August dürfen die Amateurvereine in Hessen wieder Fußball spielen. Aber für Spieler, Trainer, Zuschauer und die Klubs ist es ein Spiel mit neuen Regeln. Denn trainiert und gespielt wird unter der Maßgabe eines Hygienekonzepts, das von allen Beteiligten ein hohes Maß an Disziplin abverlangt. Wer mitspielen will, benötigt eine Freigabe der Sportanlage für den Spielbetrieb durch die zuständigen Behörden. Voraussetzung dafür ist das Vorlegen eines Hygienekonzepts. Der Hessische Fußball-Verband (HFV) hat in den vergangenen Tagen ein entsprechendes Musterkonzept erarbeitet, um den Vereinen zu helfen und um eine möglichst einheitliche Vorgehensweise sicherzustellen.

Bei einem Online-Seminar können Vereine Fragen stellen

Das Papier umfasst sechs Seiten und steht seit Dienstagmittag auf dem Online-Portal des HFV auch zum Download bereit. „Grundlage ist ein Leitfaden des Deutschen Fußball-Bunds. Diese Empfehlungen haben wir erweitert und auf Hessen und die hier geltenden Bestimmungen zugeschnitten“, erklärt Frank Illing vom HFV. Er ist Vorsitzender des Verbandsausschusses für Qualifizierung und Vereinsentwicklung und hat mit vier weiteren Mitstreitern das nun vorliegende Hygienekonzept ausgearbeitet. Darüber hinaus hat die Arbeitsgruppe das Online-Seminar „Sichere Rückkehr in den Spielbetrieb“ entwickelt, das seit Montag allabendlich in knapp 90 Minuten detailliert über das Konzeptpapier und die allgemeinen Regelungen informiert. Beim Auftakt waren 352 Vereinsvertreter zugeschaltet. „Wir haben insgesamt 5000 Teilnehmerplätze, das ist also mehr als ausreichend für unsere etwas mehr als 2100 Vereine.“

Drei Punkte streichen die Verfasser des Konzepts besonders heraus, die den Spielbetrieb in den nächsten Monaten prägen werden. Erstens müssen die Kontaktdaten aller Personen erfasst werden, die an einem Spiel teilnehmen: Spieler, Trainer, Betreuer, Sanitäter, Zuschauer, Helfer. Für ein Spiel gelten 250 Personen als Höchstgrenze, „die anwesende Gesamtpersonenzahl im Rahmen des Spielbetriebes ist stets bekannt“, lautet die Maßgabe. Die Namen, Adressen und Telefonnummern sind jeweils für einen Monat aufzubewahren und – falls nötig – an die zuständigen Behörden zu übermitteln sowie „unverzüglich“ nach Ablauf der Frist „sicher und datenschutzkonform zu löschen oder zu vernichten“. Auch die Trainingsbeteiligung muss jeweils dokumentiert werden.

Zweitens gelten die Abstandsregeln überall auf dem Sportgelände. Ausnahme ist das Spielfeld, wenn die Partie läuft. In Trainings- und Spielpausen indes ist der Mindestabstand von 1,50 Meter auch auf dem Platz einzuhalten, vermerkt das Konzeptpapier explizit. Verboten sind Begrüßungsrituale, Umarmungen, das Spucken oder Nase putzen auf dem Spielfeld. Eine Aufteilung der Sportstätte in drei Zonen soll gewährleisten, dass überall die nötige Distanz gewahrt wird.

Die Zone 1, der Innenraum und das Spielfeld, darf nur an festgelegten Punkten betreten werden und nur durch Akteure, die für den Spielbetrieb nötig sind. Zone 2 umfasst den Umkleidebereich, und auch hier gelten Mindestabstand sowie, falls nötig, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Die Empfehlung des HFV lautet, die generelle Aufenthaltsdauer in den Kabinen „auf das notwendige Minimum zu beschränken“. Für Zuschauer gelten die Festlegungen für die Zone 3. Auch hier gelten jeweils 1,50 Meter Mindestabstand, Abstandsmarkierungen sollen Orientierung bieten. Im Eingangsbereich soll eine „Schleusenlösung“ für Entlastung sorgen: eine räumliche und zeitliche Trennung beim Betreten oder Verlassen des Geländes. Und auch die Teams sollen bei An- und Abreise möglichst auf Fahrgemeinschaften verzichten.

Drittens müssen die Vereine jeweils melden, welches Hygienekonzept sie umsetzen. „Entweder ein eigenes oder das HFV-Konzept“, erklärt Illing, der ein einheitliches Vorgehen befürwortet, „damit die Spielregeln möglichst für alle Beteiligten klar und verständlich sind“. Sollte ein Verein ein eigenes Konzept bevorzugen, muss dies durch die zuständigen Behörden geprüft und freigegeben werden. Zudem müssen die Details Gegnern und Schiedsrichtern rechtzeitig vor einem Spiel mitgeteilt werden. Um die jeweils gastgebenden Vereine bei der Umsetzung der Hygieneregeln zu unterstützen, nimmt der HFV auch die Gastvereine in die Pflicht. Eigens ausgewiesene Ansprechpartner für Hygienefragen sind im Spielbericht zu vermerken.

Gute Hinweise, um das Konzept weiter zu verfeinern

Schließlich appelliert Illing aber auch an die Zuschauer. „Es muss in die Köpfe, dass das Ganze unter besonderen Umständen stattfindet, dass die Abstands- und Hygieneregeln gelten. Wir brauchen Schilder, Markierungen, Platzdurchsagen. Wir brauchen sensibilisierte Zuschauer.“ Sollte es Uneinsichtige geben, fordert das Konzeptpapier zum Handeln auf. „Personen, die nicht zur Einhaltung der Regeln bereit sind, wird im Rahmen des Hausrechts der Zutritt verwehrt oder sie werden der Sportstätte verwiesen.“ So detailliert das Hygienekonzept des HFV auch ist, die Vereinsvertreter hatten im ersten Online-Seminar noch zusätzliche Fragen. Beispielsweise, ob die Behandlung eines verletzten Spielers auf dem Platz möglich ist (Ja, wenn der Betreuer Handschuhe und Maske trägt) oder ob getragene Trikots ein Infektionsrisiko darstellen (Nicht, wenn diese mit Handschuhen eingesammelt und dann mit 60 Grad gewaschen werden). Für Frank Illing sind das sehr gute Hinweise, um das Hygienekonzept noch zu verfeinern. „Wir sammeln all diese Fragen und stellen diese mitsamt den Antworten dann als FAQ online, sodass wir alle auf einem gemeinsamen Stand des Wissens sind.“

Aufrufe: 03.8.2020, 18:00 Uhr
Frank KaminskiAutor