2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar

"Ein Saisonabbruch ist alternativlos"

Kommentar: Echo-Sportredakteur Frank Leber zur Corona-Krise

Die grassierende Corona-Pandemie stellt aktuell weltweit die Menschen vor große Herausforderungen. Nicht nur, dass das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen gekommen ist; auch der Sport steht still. An leidenschaftliche Wettkämpfe, große Zuschauermassen, die Zusammenkunft von Fans und Sportfreunden ist derzeit nicht zu denken. Nicht einmal der Trainingsbetrieb ist noch möglich. Und es ist kaum abzusehen, wie lange das so bleiben wird. Bis Ostern? Unwahrscheinlich. Denn die Epidemie scheint gerade erst so richtig Fahrt aufzunehmen und dürfte den Alltag der Menschen noch über Monate massiv einschränken.

So ist es auch im Fußball wenig wahrscheinlich, dass in absehbarer Zeit wieder der Ball rollen kann. Ein Saisonabbruch steht wie ein Damoklesschwert über dem Fußball. Die deutsche Eishockey-Liga (DEL) hat ihre Saison als erste Profiliga in Deutschland bereits in der vergangenen Woche vorzeitig abgebrochen. Die Volleyballer haben nun nachgezogen, und es ist mehr als wahrscheinlich, dass auch andere Sportarten wie der Fußball diesem Beispiel bald folgen werden.

Denn auch die Sportart Nummer eins muss sich Gedanken machen, wie es in den kommenden Wochen weitergehen soll. Zwar gefährdet die lange Spielpause in den unteren Spielklassen in den meisten Fällen keine Arbeitsplätze. Für Probleme sorgt die Unterbrechung aber trotzdem: Was passiert mit den Teams bei einem vorzeitigen Abbruch? Wer darf hoch, wer muss runter? Annulliert man die Saison, oder wertet man den aktuellen Stand? Und lässt sich dafür überhaupt eine gerechte Lösung finden? Mehr als ein Drittel der Partien stehen noch aus, und in vielen Klassen sind bis zum Ende knappe Entscheidungen zu erwarten.

Dazu stellt sich die Frage, ob die Spielzeit schon zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch zu retten ist? Vielleicht wäre es denkbar, die Saison beispielsweise bis in den Herbst zu strecken und dafür nur eine verkürzte Spielzeit 2020/21 zu absolvieren, in der die Teams nur einmal gegeneinander antreten, anstelle eines Hin- und Rückspiels. Dazu müsste der Verband die Statuten beugen und Wechselfristen gedehnt werden. Das würde zumindest helfen, sportliche Entscheidungen herbeizuführen.

Doch verfolgt man dieser Tage die Meldungen der Bundes- und der Landesregierungen, entwickelt sich die Lage auch in Deutschland in eine ähnliche Richtung wie in Italien. Dort hat die Corona-Pandemie bereits jetzt tausende Menschen das Leben gekostet. Und es dürfte inzwischen jedem klar sein, dass sich die Lage nicht in ein paar Wochen normalisiert haben wird. In Anbetracht dieser alarmierenden Umstände macht ein Abbruch der laufenden Saison aus Sicherheitsgründen nicht nur Sinn; er ist - trotz der sportlichen Problematik - inzwischen alternativlos.

Aufrufe: 021.3.2020, 11:49 Uhr
Frank LeberAutor