2024-04-23T13:35:06.289Z

Vereinsnachrichten
Per Stimmzettel wurde in geheimer Wahl über die Abberufung des Eintracht-Vorstands entschieden. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt.
Per Stimmzettel wurde in geheimer Wahl über die Abberufung des Eintracht-Vorstands entschieden. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt.

Ein Riss geht durch den Verein

Bei der turbulenten Mitgliederversammlung von Eintracht Trier werden verschiedene Strömungen im Club deutlich. - Kommentar

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Zum Ende der rund dreieinhalbstündigen Mitgliederversammlung im Nells-Park Hotel versuchte es Vorstandsmitglied Harry Thiele noch mal mit vermittelnden Worten: "Wir hatten harte Auseinandersetzungen, aber auch das Angebot von jungen Mitgliedern, aktiv mitwirken zu wollen. Meine Bitte ist, dass wir in Zukunft etwas anders miteinander umgehen und Häme weglassen. Wir bemühen uns auch darum."

Bei der Jahreshauptversammlung des SVE ging es richtig zur Sache. 145 von derzeit rund 800 Mitgliedern waren anwesend. Sie spalteten sich weitgehend in zwei Lager auf: die Unterstützer der aktuellen Führungsriege und die scharfen Kritiker, die zu einem großen Teil in den Reihen der Ultras zu finden sind. Dies ist nicht neu bei Zusammenkünften des SVE - diesmal gipfelte die Konstellation aber in Anträgen zur Abwahl von Vorstand und Aufsichtsrat. Sie wurden von Fanbeiratsmitglied Patrick Mohr eingebracht, stellvertretend für eine Gruppe von Mitgliedern. Beide Anträge wurden abgeschmettert, allerdings nur knapp.

In der Aussprache, die teilweise in einer aufgewühlten Atmosphäre über die Bühne ging, kamen Kritikpunkte klar zur Sprache: der Vorwurf mangelnder Transparenz und einer fehlenden Ausrichtung, die sportliche Talfahrt in der Vorsaison, eine schlechter werdende finanzielle Situation oder Verflechtungen zwischen Aufsichtsrat und Vorstand.

In ihren Antworten machten die Angesprochenen dabei nicht immer eine gute Figur - etwa, als der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Natus ,seinem’ Gremium lediglich eine Beratungsfunktion zuschrieb, obwohl auch die Kontrolle des Vorstands in der Satzung definiert ist.

Dieter Friedrich, als kooptiertes Mitglied aus dem Aufsichtsrat seit Sommer beim SVE für die Finanzen zuständig, forderte, dass sich der Verein breiter aufstellt - personell in der Führung und im Ehrenamt sowie in puncto Kreativität bei der Sponsorenakquise. "Das Wichtigste ist die Einnahmenseite", sagte er. Deshalb müsse das Marketing forciert werden, um bei den zuletzt gesunkenen Werbeeinnahmen eine Trendwende einzuleiten. Aber auch manche Ausgaben bereiteten Sorgen - etwa dem Kassenprüfer Ernst Ambré, der Steuerberatungskosten im Vorjahr in Höhe von 38 000 Euro (inklusive Ausgaben für die Lizenzierung) als zu hoch empfand, oder dem Vorstand, der auf 40 000 Euro Strafen wegen Fan-Verfehlungen in der Vorsaison verwies.

Friedrich bestätigte einen Schuldenstand von aktuell 1,9 Millionen Euro, darunter seien jedoch keine Bankverbindlichkeiten. Weil Harry Thiele in der Vergangenheit Rang rücktrittsdarlehen in diesem Zusammenhang nicht erwähnte, war der bis dato verkündete Schuldenstand niedriger (1,15 Millionen Euro). SVE-Mitglied Christoph Selbach-Schneider bezichtigte Thiele deshalb einer "Falschaussage", was dieser zurückwies.
Es blieben die zwei Sichtweisen: Während die Unterstützer des Vorstands und des Aufsichtsrats auf deren - auch finanzielles - Engagement hinwiesen, ohne das der Verein vielleicht nicht mehr in der jetzigen Form existieren würde, warfen die Kritiker der Führungsriege Konzeptlosigkeit vor.

Kommentar

Bemerkenswerter Vorgang

Von Mirko Blahak

Es ist ein bemerkenswerter Vorgang. Ein Mitglied eines Vereinsorgans - konkret des Fanbeirats - fordert per Anträge die Abwahl zweier anderer Cluborgane - des Vorstands und des Aufsichtsrats.

Das zeigt: Im Verhältnis zwischen einem Teil der Mitglieder und der Vereinsführung knirscht es gewaltig.
Die Polarisierung wurde bei der emotionalen Jahreshauptversammlung von Eintracht Trier deutlich. Mitglieder gingen sich untereinander verbal hart an. "Eintracht macht stark!" - von diesem einst kreierten Vereinsmotto ist derzeit nicht viel übrig geblieben. Die Fronten sind verhärtet.

Solange sich Clubfunktionäre angreifbar machen - beispielsweise durch ein teilweise burschikoses Auftreten oder durch Wissenslücken in Bezug auf die eigene Satzung - und solange Teile der Mitglieder destruktiv statt konstruktiv handeln (was bringt ein Abwahlantrag, ohne gleichzeitig personelle Alternativen zu präsentieren?), wird sich daran nichts ändern.

Es ist an allen Protagonisten, sich zusammenzuraufen. Sonst verschwindet die Eintracht noch mehr in der Versenkung.

m.blahak@volksfreund.de

Extra

WEITERE THEMEN DER VERSAMMLUNG

Zweite Mannschaft: Über einen Antrag zur Wiedereinführung einer zweiten Mannschaft wurde nicht abgestimmt. Eintracht-Vorstandsmitglied Harry Thiele verwies darauf, dass es sich bei der Abmeldung im Jahr 2015 um einen Vorstandsbeschluss gehandelt habe, der durch die Mitglieder nicht rückgängig gemacht werden könne. Hauptgrund für die Abmeldung seien die Kosten von 80 000 bis 100 000 Euro pro Saison gewesen. Der Vorstand werde aber über einen Vorschlag aus den Reihen der Mitglieder beraten, ein ähnliches Projekt wie Rot-Weiss Essen zu starten. Unter dem Dach des Vereins spielt eine dritte RWE-Mannschaft in der Kreisliga. Das Besondere: Zum Team gehören jungen Erwachsene, die von sozialen Einrichtungen der Stadt betreut werden.

Ehrungen: Mehrere SVE-Mitglieder wurden für ihre langjährige Verbundenheit zum Verein geehrt: 25 Jahre Mitgliedschaft: Werner Bohr, Franz Carl, Manuel Hug; 40 Jahre: Karl Grund, Josef Hontheim; 50 Jahre: Thomas Geulich, Dietmar Ludwig, Fred Thömmes; 60 Jahre: Josef Pidancet, Egon Weiland; 70 Jahre: Franz-Josef Keiner, Hans-Günther Kirchgesser

Aufrufe: 027.9.2017, 21:41 Uhr
Volksfreund / volksfreund.de Mirko BlahakAutor