2024-04-24T13:20:38.835Z

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Freundlich und eloquent stand Thomas Schneider Rede und Antwort bei seiner Antritts-PK in Frankfurt. F: Meier
Freundlich und eloquent stand Thomas Schneider Rede und Antwort bei seiner Antritts-PK in Frankfurt. F: Meier

Ein "Niederbayer" bei den "WM-Helden"

Thomas Schneiders erster Arbeitstag als Assistenztrainer der Deutschen Nationalmannschaft

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Drei Minuten früher als geplant betritt der frischgebackene Assistenztrainer der Deutschen Nationalmannschaft den Presseraum der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main. Jeden einzelnen der 16 anwesenden Journalisten begrüßt Thomas Schneider per Handschlag. Es ist der erste offizielle Auftritt des Wahl-Straubingers, der per Zufall zum Trainerjob und nun - sieben Jahre später - am vorläufigen Höhepunkt seiner Trainerkarriere angelangt ist. Freundlich und eloquent steht der 41-Jährige Rede und Antwort, ehe das erste Training mit der Deutschen "Weltmeister-Elf" auf dem Programm steht.

"Ein Traum", der da an diesem Montag für Thomas Schneider in Erfüllung geht. Dass der 41-Jährige heute an der Seite von Joachim Löw Deutschlands "Weltmeister" anleiten und sich vorab den handverlesenen Journalisten an der Otto-Fleck-Schneise vorstellen darf, ist in gewisser Weise auch der Verdienst einer hartnäckigen Dame aus Straubing. "Ich wollte nach meiner aktiven Laufbahn erst einmal Abstand gewinnen. Aber dann kam eine Nachbarin auf mich zu und bat mich, ihren Sohn in der Jugend des FC Dingolfing zu trainieren", schmunzelt Schneider über seine Anfänge im Trainergeschäft. Anschließend ging es für den gebürtigen Duisburger, der seine Kindheit in Baden-Württemberg verbracht hat, rasant nach oben. Übers damalige Landesligateam des FC Dingolfing und die U17 des VfB Stuttgart, landete er nach Abschluss seiner Fußballlehrer-Ausbildung (Notenschnitt 1,3) überraschend auf dem Trainerstuhl der Stuttgarter Bundesligamannschaft. Ziemlich genau ein Jahr später geht es nun einen weiteren "Schritt nach oben" auf der Karriereleiter. "Ich kann jetzt mit einem der besten Trainer der Welt und den besten Spielern der Welt arbeiten", muss Schneider kurz innehalten und nimmt einen Schluck Wasser.



Von 2007 bis 2010 stand Thomas Schneider als Junioren- und Herrentrainer an der Seitenlinie beim FC Dingolfing. F: Wagner

Den Weltmeister zu trainieren, auch wenn's "nur" die Co-Trainerposition ist. Für Thomas Schneider beginnt ein ganz neues Kapitel an der Seite von Joachim Löw. Gemeinsam gewannen beide 1997 den DFB-Pokal mit dem VfB Stuttgart: Löw als Trainer, Schneider als Spieler. Nach dem Rücktritt von Hansi Flick erinnerte sich Löw nun an seinen damaligen Führungsspieler, auch wenn der bei vielen Nationalmannschafts-Experten nicht auf dem Zettel stand. "Am 5. März, nach dem Länderspiel Deutschland gegen Chile in Stuttgart, hat Jogi mit mir erstmals über dieses Thema gesprochen. Ich hatte damals schon ein gutes Gefühl, obwohl mir nach meiner Amtszeit beim VfB auch ein Angebot aus der zweiten Liga vorlag. Ich habe mich aber für die Aufgabe beim DFB entschieden. Eine große Ehre für mich", erläutert Schneider mit glänzenden Augen. "Es reicht aber nicht, dass man sich gut kennt. Jogi und ich haben im Vorfeld meiner Verpflichtung viele Gespräche geführt. Auch mit meinem Vorgänger Hansi Flick. Ich wollte wissen, wie er seine Rolle interpretiert hat, auch wenn ich mit Sicherheit meinen eigenen Stil entwickeln werde."

Schneider: »In Straubing bin ich der ganz normale Nachbar.«

Die erfolgreiche WM der deutschen Elf verfolgte Schneider übrigens ganz gemütlich von zuhause aus - in voller Fanmontur versteht sich. Überhaupt fühlt sich Schneider mit seiner Familie in der niederbayerischen Kleinstadt pudelwohl. "In Straubing finde ich Ruhe und kann abschalten. Das ist extrem wichtig für mich. Hier bin ich der ganz normale Nachbar. Manchmal gehe ich sogar mit meinem Trainerkollegen Markus Weinzierl zum Eishockey. Wir genießen es, in Straubing zu leben", schwärmt er von seinem Wohnort und gibt sich wohltuend geerdet. Die versammelte Journalistengruppe nimmt es Schneider sofort ab, wenn er betont, er stehe für freundlichen und respektvollen Umgang: "Die Spieler sollen wissen, dass sie sich auf mich verlassen können." Sagt's und verabschiedet sich freundlich aber bestimmt Richtung Trainingsplatz. Schließlich will Schneider nicht zu spät kommen, bei seinem eigentlichen Höhepunkt des Tages: der ersten Trainingseinheit als Assistent von Joachim Löw; als neuer Co-Trainer der Deutschen Nationalmannschaft.



Aufrufe: 09.10.2014, 11:21 Uhr
D. Meier / M. WillmerdingerAutor