2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
F: Patten
F: Patten

Ein Film als Motivationsschub für Holstein Kiel

„Es ging um Ray Lewis, einen Footballspieler, der großen Erfolg hatte, vor allem weil er sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt hat“

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Die Moral war es, die bei Holstein Kiel am Sonnabend in Chemnitz imponierte. „Frag' den Trainer mal, was wir gestern Abend gemacht haben“, sagte Torschütze Dominick Drexler. „Vielleicht hatte das ja ein wenig damit zu tun, wie wir hier aufgetreten sind.“ Markus Anfang klärte auf. Einen Motivationsfilm hatte der Trainer seinen Spielern gezeigt. „Es ging um Ray Lewis, einen Footballspieler, der großen Erfolg hatte, vor allem weil er sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt hat“, erklärte der Holstein-Trainer, der versuchte, seinen Akteuren Ähnliches zu vermitteln. „Es geht darum, die Dinge, die man angefangen hat, auch zu Ende zu bringen“, beschrieb der Coach. „Ob in einem Spiel über 90 Minuten, oder auch über die ganze Saison.“

In Chemnitz war ein Stück dieser Mentalität sichtbar. Noch in der letzten Minute sprangen die Holstein-Ersatzspieler geschlossen auf, als es einen (glücklichen) Freistoßpfiff für die Kieler gab – aus dem Standard entstand jedoch wieder mal nichts. „Wir wollten hier gewinnen“, betonte Anfang, „und haben bis zum Schluss nach vorne gespielt.“Das vierte Unentschieden in Folge hinterließ bei den „Störchen“ deshalb gemischte Gefühle, auch wenn es den Spielanteilen und Chancen letztlich entsprach. Am wenigsten einverstanden mit dem Remis war noch Trainer Anfang. „Mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden. Wir wollten hier gewinnen“, stellte er klar und war schon ein wenig genervt.

„Vom Gegner bekommen mal wieder Komplimente, dass wir die bislang beste Gastmannschaft hier waren“, sagte der 42-Jährige über das Gespräch mit seinem früheren Mannschaftskollegen Ulf Mehlhorn, inzwischen Co-Trainer in Chemnitz. Und auch CFC-Trainer Sven Köhler stellte fest: „Der Gegner hat hier sehr guten Fußball gespielt.“

Immerhin passte das Ergebnis zum Spielverlauf. „Wir können mit dem Punkt hier besser leben als mit den letzten Auswärtsunentschieden, weil Chemnitz ein guter Gegner war“, sagte Holsteins Verteidiger Dominik Schmidt. „Aber wir hätten das Spiel auch gewinnen können.“ Ebenso berechtigt: „Wir hätten zur Pause höher führen können“, sagte CFC-Trainer Sven Köhler angesichts weiterer Chancen des Torjägerduos Daniel Frahn und Anton Fink, die allein dafür sorgten, dass die Sachsen dem besseren Kieler Kollektiv ebenbürtig waren. Allerdings hätte die Co-Produktion der beiden zum 1:0 nicht zählen dürfen. „Mehr Foul geht nicht“, sagte Schmidt, der im Luftkampf von Fink wegblockt wurde, was das später auch eingestand.

„Über den Schiedsrichter möchte ich gar nicht reden“, sagte Anfang, dem der Ärger – auch über einen (für Referee Patrick Alt schwer sichtbaren) abgepfiffenen Vorteil – dennoch anzumerken war.Ein Lob hatten sich die Kieler für das Auftreten nach der Pause verdient, als Anfang erst ein Zeichen setzte und Verteidiger Arne Sicker („Er war das taktische Opfer“, so der Trainer) für mehr fußballerische Qualität im Zentrum (Bieler als Sechser) und mehr Tempo auf der Außenbahn mit Milad Salem opferte und später auch beim Stand von 2:2 noch Stürmer Fetsch für Mittelfeldspieler Siedschlag brachte.

Die Einstellung passte – eben ganz wie bei Ray Lewis im Film am Abend zuvor. „Es hat auch schon Mannschaften gegeben, die nach dem 2:1 direkt nach dem Ausgleich zusammen gebrochen wären“, sagte Anfang. „Großes Kompliment an die Mannschaft, dass sie danach einfach weiter gemacht hat. Die Moral hat gestimmt.“ Es war der positive Aspekt des Nachmittags.

Der negative war neben den erstmals in dieser Saison kassierten zwei Gegentoren die Tatsache, dass erneut kein Sieg zu Buche stand. „Heute können wir damit einigermaßen zufrieden sein“, sagte Drexler. „Chemnitz ist nicht davongezogen. Aber unser Heimspiel gegen Regensburg müssen wir nächste Woche gewinnen.“
Aufrufe: 024.11.2016, 07:00 Uhr
SHZ / cjeAutor