2024-04-25T14:35:39.956Z

Kommentar
Foto: Stephan Meister
Foto: Stephan Meister

Ehrlichkeit verdient Anerkennung

Kreisliga-Fußballer korrigieren Fehlentscheidung des Schiedsrichters

Die einen nennen es naiv und einfach nicht clever genug, andere reden vom Fairplay und großem Sportsgeist. Eine Entscheidung des Schiedsrichters zum Nachteil der eigenen Mannschaft zu korrigieren, ist nicht alltäglich. Entsteht aus der neuen Situation dann auch noch eine Gegentor, dann sorgt sie zwangsläufig im eigenen Team für Gesprächsbedarf. Wie viel Fairplay darf es in einem Meisterschaftsspiel sein?
Fußballer Justin Braesicke vom A-Ligisten TuS Bad Driburg hatte am Sonntag zugegeben, dass die Entscheidung des Schiedsrichters auf Abstoß falsch war. Die dann folgende Ecke nutzte der SSV Würgassen in der 65. Minute zum Siegtreffer. „Ich hab es doch gesagt“, hallte sofort eine kritische Stimme aus der Bad Driburger Ecke über den Platz. Mitspieler Carlos da Silva sah es dagegen deutlich gelassener. „Vor drei Wochen hatten wir Glück, dass wir die Partie in Bonenburg gewinnen konnten, heute haben wir halt mal Pech gehabt. Wir hatten genug Chancen, um die Partie zu gewinnen“, sagte der Routinier ohne groß auf die Entscheidung seines Mitspielers einzugehen.
„Ehrlichkeit wird bestraft“ titelte die NW am Montag zum Spiel SSV Würgassen gegen den TuS Bad Driburg. Wobei das auch nur die halbe Wahrheit ist, denn Ehrlichkeit zahlte sich in der Partie auch aus. In der ersten Halbzeit gab Würgassens Keeper Florian Scholle zu, dass er mit den Fingerspitzen noch an einem Schuss dran war und es Ecke geben muss. Hätte es diese Szene nicht gegeben, dann hätte vielleicht auch Braesicke geschwiegen. Somit zahlte sich Scholles Aktion wohl aus. Hätte, hätte....
Fakt ist aber auch, dass Scholle in einer anderen Situation war. Zum einem geben Torhüter natürlich auch gern mal zu, dass sie einen schwierigen Ball noch um den Pfosten lenken konnten und zum anderen führte der SSV zu der Zeit 2:0.
So kann sich jeder Fußballer einmal die Frage stellen, wie er an Braesickes Stelle in der 64. Minute beim Stand vom 2:2 reagieren würde. Der Großteil wird sicherlich die Entscheidung des Schiedsrichters stehen lassen. Und das macht sie in einer Sportart, in der Fehlentscheidungen einfach dazu gehören, zu keinem unsportlichen Fußballer.
Denn wo soll man mit dem Fairplay anfangen und wo aufhören. Jeder findet da für sich eine andere Definition und macht sie innerhalb eines Spiels auch sicherlich vom Auftreten des Gegners abhängig. So hat sich Bad Driburg vor allem noch über eine anschließende Situation geärgert, als Würgassen den Ball nicht ins Aus spielte, als ein Bad Driburger Spieler verletzt auf dem Rasen lag.
Kurzum: Es ist einfach schön, dass es Sportler wie Braesicke oder Scholle gibt, die aus ihrer Sicht eindeutige Fehlentscheidung zu ihrem Nachteil korrigieren. Das verdient Anerkennung. Und für Justin Braesicke kann man nur hoffen, dass sich seine Ehrlichkeit zumindest im Laufe der Saison noch bezahlt macht.
Aufrufe: 025.10.2016, 09:18 Uhr
Torsten WegenerAutor