2024-04-19T07:32:36.736Z

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Der Ruhepol ist zurück beim Eckernförder SV

In Löwenstedt bestritt Daniel Gerlach (re.) nach seinem zweijährigen USA-Aufenthalt sein erstes Spiel über 90 Minuten für die ESV-Liga.

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Der Wald in Altenhof ist für viele Fußballer des Eckernförder SV der Horror. Vor der Saison laden die Trainer regelmäßig zu schweißtreibenden Laufeinheiten. So war es auch vor dieser Saison. Mit dabei war mit Daniel Gerlach ein bekanntes Gesicht. Der 30-Jährige kehrte im Oktober 2017 nach zwei Jahren aus den USA zurück. Eine lange Zeit, doch der frühere Stammspieler der ESV-Ligamannschaft zeigte schon im Altenhofer Wald, dass mit ihm zu rechnen ist, als er problemlos vorne bei den fittesten Spielern mitlief. Am vergangenen Sonntag war Gerlach dann endgültig zurück und stand in der Startelf der Ligamannschaft im wichtigen Landesliga-Spiel bei Blau-Weiß Löwenstedt.

Zwei Jahre lang war die Air Force Base „Holloman“ in New Mexico die berufliche Heimat vom 30-Jährigen Fluggerätemechanikers. Als Zeitsoldat der Bundeswehr lebte Gerlach in der nächstgelegenen Stadt Alamogordo. „Es war eine Erfahrung die man nicht vergisst. Ich würde es wieder machen, auch wenn man sich in der ersten Phase erst einleben muss. Denn dort ist alles einfach komplett anders“, sagt Gerlach. Unter anderem die hohen Temperaturen im Steppenklima, bei einer extrem geringen Luftfeuchtigkeit. „Man schwitzt nicht, muss aber aufpassen, dass man immer genug Flüssigkeit zu sich nimmt“, erinnert sich Gerlach, der jetzt noch drei Jahre im Stützpunkt in Jagel arbeitet, bevor er sich entweder weiter bei der Bundeswehr verpflichtet, oder einen anderen Berufszweig auswählt. Auch ein erneuter Umzug wäre durchaus denkbar, „allerdings nicht in den kommenden drei Jahren“, sagt er.

Einige Mitspieler kennt Gerlach, der vor seiner Hochzeit mit Kira Gerlach, der Tochter vom langjährigen ESV-Torwart Ottmar Gerlach, noch Kranz mit Nachnamen hieß, bereits aus seiner früheren ESV-Zeit. Doch ein Großteil der jetzigen Ligaspieler sind Youngsters, die vor zwei Jahren noch in der Jugend gespielt haben. „Dennoch kenne ich die meisten“, sagt Gerlach über die mittlerweile verjüngte Mannschaft. Er weiß, dass er in diesem Gebilde eine Führungsrolle einnehmen soll. Das erwartet auch Trainer Töns Dohrn von ihm: „Daniel hat mit seiner Erfahrung und seiner Ruhe am Ball alle Möglichkeiten, eine wichtige Aufgabe als Leader im Team zu übernehmen. Er war eigentlich ab dem ersten Training schon wieder voll in die Mannschaft integriert.“

Dabei ist auch der 30-jährige Linksfuß vom Naturell her kein Lautsprecher. Dennoch will Gerlach die Führungsrolle gerne annehmen, allerdings auf seine Weise. „Natürlich kann ich das Team führen. Aber ich muss dazu nicht viel sabbeln, sondern nehme diese Rolle lieber über mein Spiel an.“ Ein laut dirigierender Anpeitscher ist Gerlach nicht. Auch das Kapitänsamt kam und kommt für ihn nicht in Frage. „Mir ist es sowieso lieber, wenn Verantwortung, und auch Führungsqualität auf mehrere Schultern verteilt wird.“Seine Position im zentral-defensiven Mittelfeld – also auf der sogenannten „Sechs“ – ist seit dieser Spielzeit hart umkämpft. „Daniel muss natürlich seine Leistung bringen, denn die Konkurrenz ist groß“, sagt Dohrn, der aber auch um die Stärken des Zeitsoldaten weiß: „Er ist enorm Zweikampfstark, spielt einen sicheren Ball und bringt Struktur ins Spiel. Seine Spielweise ähnelt der von Toni Kroos.“ Auch der Mittelfeld-Star von Real Madrid ist selten der auffälligste Mann auf dem Spielfeld, aber aufgrund seiner großen Passgenauigkeit eben so extrem wichtig. Mitspieler wie Max Gülzner, Melwin Horstmann, Leon Engelbrecht oder Wladislaw Dietrich können als zweiter Sechser offensiver agieren, da sie mit Gerlach einen ständigen Ruhepol hinter oder neben sich wissen.

So war es auch in Löwenstedt, wo ein Ballgewinn von Gerlach das 2:0 einläutete. Bis zur 35. Minute spielte Gerlach keinen einzigen Fehlpass – das zeichnet ihn aus. „Und auch in den Phasen, wo wir hektisch werden, verspreche ich mir viel von Daniels Erfahrung und Präsenz“, sagt Dohrn. Gerlach selber konnte sich in Löwenstedt bereits ein perfektes Bild von der Mannschaft und ihren Problemen machen: „Wenn wir das 3:0 machen passiert überhaupt nichts mehr. Aber es ist wohl in einigen Köpfen drin, dass wir nicht mehr so viel machen müssen und alles so weiter läuft.“ Genau das passierte nach rund einer Stunde beim Tabellenvorletzten, wo der ESV akut ins Schwimmen geriet und mehrfach Glück hatte, kein Gegentor zu bekommen. Gerlach ist in dieser Phase aufgefallen: „Einige sind zu ängstlich dann mal richtig in die Zweikämpfe zu gehen. Dort, wo es dann auch mal weh tut. Denn so etwas merkt sich der Gegner.“ Genau solche Sätze hört Trainer Dohrn natürlich gerne. Er ist sich sicher: „Daniels Worte werden in der Mannschaft dankend angenommen. Es ist, als ob er nie weg gewesen wäre.“
Besuch aus der Heimat: Als Fynn Gerlach (re.) seine Schwester Kira sowie Schwager Daniel im März 2016 besuchte, durfte eine Tour zu den Universal Studios in LA genauso wenig fehlen, wie ein Erinnerungsfoto mit Kultfigur Bart Simpson.privat
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Aufrufe: 026.10.2017, 20:30 Uhr
SHZ / Stefan GerkenAutor