2024-04-29T14:34:45.518Z

Spielbericht

"Du Affe" - Rassismus-Eklat in Vrasselt?

Bezirksliga, Gruppe 5: Nach einer Beleidigung und einem Spielabbruch dreht sich alles um die Frage, gegen wen sie gerichtet war, und ob die Reaktion überzogen oder nachvollziehbar war

Gut eine halbe Stunde lang sah im Spiel der Bezirksliga, Gruppe 5, alles nach einem normalen Kick aus. In der Partie zwischen dem SV Emmerich-Vrasselt und dem Duisburger FV 08 stand es nach zwei frühen Toren 2:0, als es nach einem langen Pass in Richtung des Duisburger Tores zu einem Zweikampf zwischen einem Emmericher und einem Duisburger kam. Was dann folgte, beendete die Partie vorzeitig.

Denn in Folge des Zweikampfes lag irgendwann Duisburg Schlussmann Ikenna Onugogu auf dem Vrasselter Angreifer, und es kam offenbar zu einer Beleidigung, die nicht folgenlos blieb. Der Vrasselter Spieler soll "Du Affe" gesagt haben, und es entbrannte nach dem Spielabbruch eine Diskussion darüber, gegen wen diese Worte gerichtet waren. Der Keeper jedenfalls bezog die Formulierung zweifelsfrei auf sich und wollte nicht mehr weiterspielen.

"Ich bin fast 35 Jahre im Fußball, und so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt Vrasselts Trainer Sascha Brouwer. "Ich weise es von uns als Verein und spreche da auch für den Spieler, um den es geht: Wir sind ein Dorfverein und haben mit Rassismus in keiner Form etwas zu tun. Ich habe selbst nicht gehört, dass das so gesagt worden ist, es soll aber wohl so gewesen sein. Nur ging das gar nicht gegen den Torhüter und war auch in keinster Weise rassistisch gemeint. Das kann einfach nicht sein", sagt Brouwer, der eher vermutet, dass die "Rassismus-Karte gespielt worden ist, weil wir ja 2:0 geführt haben". Das sei ein Nachmittag gewesen, der das Zeug dazu habe, dass man die Brocken hinwerfen wolle. "Da waren auch eine ganze Reihe Duisburger, die total vernünftig waren und mit denen man super reden konnte. Aber eine Gruppe von Spielern wollte einfach nicht weiter spielen."

Nachdem Onugogu nicht weiter spielen wollte, solidarisierte sich auch Ersatzkeeper Musafi Shehu mit seinem Torhüter-Kollegen. Shehu ist wie Onukogu dunkelhäutig, und natürlich ist es da zu verstehen, dass er seinem Nebenmann nicht in den Rücken fallen wollte. "Wir sind eine Multi-Kulti-Truppe, da kann man absolut verstehen, dass die Reaktion so ist", erklärt Duisburgs Vorsitzender Zafer Can. "Und dass damit ein anderer Spieler gemeint gewesen sein soll, ist aus meiner Sicht Blödsinn hoch drei", fügt er an. Die Situation habe gar keine andere Interpretation zugelassen. "Ikenna hatte einen Gefühlsausbruch. Da saß ein 34 Jahre alter Mann in der Kabine und hat geweint. Es ist ja nicht so, dass er das nicht alles schon erlebt hat", fügte Can an.

2013 hatte Onukogu eine Sperre erhalten, weil er nach rassistischen Beleidigungen mit einer Trinkflasche nach Zuschauern geworfen hatte, nachdem er auch selbst beworfen worden war. Der Fall hatte damals bundesweites Medieninteresse nach sich gezogen. Wie es nun in diesem Fall weiter geht, wird das Sportgericht entscheiden müssen. Es scheint aber ein wenig so, als habe jemand etwas dann vielleicht doch nicht ganz so gemeint, wie es auf der anderen Seite angekommen ist. Verstehen kann man dann immerhin beide Seiten.

Aufrufe: 08.12.2019, 18:30 Uhr
Sascha KöppenAutor