2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Abgang aus Nöttingen: Nach vielen gemeinsamen Jahren verlässt Ex-Profi Dubravko Kolinger den Remchinger Dorfverein. Foto: Ripberger/PZ-Archiv
Abgang aus Nöttingen: Nach vielen gemeinsamen Jahren verlässt Ex-Profi Dubravko Kolinger den Remchinger Dorfverein. Foto: Ripberger/PZ-Archiv

Dubravko Kolinger: „Ich habe noch ein bisschen was vor“

Der scheidende Trainer des FC Nöttingen im Interview

Interview mit Dubravko Kolinger, dem scheidenden Trainer des FC Nöttingen, über Zukunftspläne, Teamgedanke und deutsche WM-Chancen.

Seit 2010 ist Dubravko Kolinger, mit kurzer Unterbrechung, als Spieler und Trainer beim FC Nöttingen aktiv. Jetzt hat der Fußball-Oberligist den auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängert. PZ-Redakteur Udo Koller sprach mit Kolinger über den emotionalen Abschied und seine sportlichen Pläne.

Pforzheimer Zeitung: Herr Kolinger, erstmals nach vielen Jahren als Spieler und Trainer sind sie aktuell für die kommende Saison ohne Verein. Wie fühlt sich das an?

Dubravko Kolinger: Noch bin ich im Amt, die Saison endet erst am 30. Juni. Aber ich habe schon frei, genieße die freie Zeit, werde erst einmal auch Urlaub machen und mich erholen.

Wo geht es im Urlaub hin?

Wie immer zur Familie nach Kroatien. Da geht es auch ans Meer.

Haben Sie einen neuen Job?

Es gibt lose Anfragen, aber noch nichts Konkretes, keine Gespräche. Ich werde im Urlaub in Ruhe über alles nachdenken. Was hat man gut gemacht, was schlecht gemacht, was muss man als Trainer noch verbessern. Zurückziehen, alles Revue passieren lassen, Kraft schöpfen.

Aber sie wollen schon weiter als Trainer arbeiten? Oder können Sie sich auch vorstellen, erst einmal zu pausieren?

Ich bin Fußballer. Pausieren kann ich immer noch, wenn ich das richtige Alter erreicht habe. Ich bin jetzt 42 und glaube, dass ich noch ein bisschen was vor mir habe. Ich nehme gerne etwas Neues an. Aber es muss passen.

Der FC Nöttingen hat sie im Frühjahr informiert, dass er nicht länger mit Ihnen plant. Sie wären gerne geblieben. Wie tief steckt die Enttäuschung immer noch?

Das ist im Fußball ein normales Prozedere. Der Verein hat gesagt, dass er einen neuen Impuls will. Für mich ist das in Ordnung. Natürlich hätte ich gerne weitergemacht. Aber der Verein will einen anderen Weg gehen. Ich bin schon lange genug im Fußball und weiß, wie die Gesetze sind.

Können Sie die Begründung des Vereins mit einem neuen Impuls nachvollziehen? Schließlich wird mit Michael Wittwer ihr Vorgänger ihr Nachfolger.

Das ist Sache des Vereins. Da halte ich mich raus.

Wie waren die Reaktionen in der Mannschaft?

Natürlich kamen ein paar Spieler auf mich zu und haben gesagt, dass sie es schade finden. Ein paar werden sich auch freuen. Das ist im Fußball so. Man nimmt es, wie es ist.

Der Abschied von den Spielern wirkte aber recht emotional?

Ich habe jetzt ein paar Jahre in Nöttingen verbracht, habe mit einigen der Spieler selbst noch zusammengespielt. Da kommt am Ende schon ein bisschen Wehmut auf. Es ist schon schade, dass man nicht mehr zusammenarbeitet. Es war eine schöne Abschiedsrede von Kapitän Timo Brenner im Auftrag der Mannschaft. Ich bin auch stolz, dass ich die Mannschaft zwei Jahre trainieren konnte. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinen Spielern. Wer spielt, dem geht‘s gut, wer nicht spielt, bei dem ist es natürlich ein bisschen anders.

Wo hätten Sie mit der Arbeit für die kommende Saison angesetzt, wenn Sie Trainer geblieben wären?

Es ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Aber wir haben den Weg mit jungen Spielern eingeschlagen. Es wäre schön, wenn man die weiter im Nöttinger Kader sieht.

Kann es irgendwann eine Rückkehr nach Nöttingen geben?

Niemand weiß, was im Leben kommt. Man wird sehen, was die Zeit bringt.

Als Profi waren Sie nicht der klassische Star, eher ein Teamplayer. Ist der Teamgedanke auch etwas, das sie ihren Mannschaften besonders vermitteln wollen?

Auf jeden Fall. Ich bin immer über das Team gekommen, auch als Trainer. Und so erfolglos war ich ja nicht. Ich habe mit der B-Jugend einen guten Platz erreicht, in Muggensturm sind wir im ersten Jahr aufgestiegen. Nach der Rückkehr sind wir in Nöttingen mit der A-Jugend aufgestiegen, damit hat keiner gerechnet. Wir wären gerne mit der 1. Mannschaft in der Regionalliga geblieben, aber die Konkurrenz hat durch die höheren Etats halt einen Vorsprung. Der Abstieg hat mich dennoch geärgert. Aber wir sind im ersten Jahr auch Pokalsieger geworden. Bei all meinen Mannschaften stand immer der Teamgedanke im Vordergrund.

Die DFB-Elf firmiert ja als „Die Mannschaft“, propagiert den Teamgedanken. Was trauen Sie Deutschland bei der WM in Russland zu?

Wir wurden 2014 Weltmeister, sind jetzt die Gejagten. Ob es wieder zum Titel reicht? Ich glaube eher nicht. Da sehe ich andere Mannschaften stärker. Aber was Jogi Löw mit dem deutschen Fußball erreicht hat, ist ein Erfolg. Bei so einem Turnier kommt es aber immer auch auf das Team an. Wenn das funktioniert, kann man auch die großen Mannschaften schlagen. Das hat man in der Vergangenheit gesehen.

Aufrufe: 029.5.2018, 19:38 Uhr
Pforzheimer Zeitung / Das Gespräch führte Udo KollAutor