2024-04-24T13:20:38.835Z

Spielvorbericht

Sandra Hausberger: Ein Stück in Richtung Heimat

Zum Siegen in den Süden - Arminia Bielefeld nimmt den Abstiegskampf beim FC Bayern II auf. Kapitänin Sandra Hausberger ist zuversichtlich – und hat triftige Gründe dafür.

Die zehn Wochen zwischen Abpfiff und Anpfiff hat Sandra Hausberger intensiv genutzt. Allerdings nur vier davon mit freier Programmwahl: Skifahren. In Alpbach, Tirol. Dort, wo die Österreicherin geboren ist vor ziemlich genau 26 Jahren. Die sechs folgenden Wochen waren nicht so spaßig: Harte Vorbereitung auf den 2020er Saisonteil in der 2. Frauenfußball-Bundesliga. An diesem Samstag geht es für Sandra Hausberger, Kapitänin von Arminia Bielefeld, mit dem Bus wieder nach Süden, nur nicht ganz so weit: Bis Aschheim, München. Dort spielt die Arminia am Sonntag gegen die Zweitvertretung des FC Bayern.

FC Bayern München II - DSC Arminia Bielefeld (So 11:00)
Der Sportpark Aschheim ist ein kleines Schmuckkästchen östlich vom Zentrum Münchens. Hier geht es für die Armininnen schon um elf Uhr los. Ein kleiner Ausflug ins Hofbräu vielleicht noch am Abend vorher – quasi ein Aprés-Ski vorab? Sandra Hausberger schaut, als wolle sie sagen: „Sind Sie wahnsinnig?“ Entscheidet sich aber, weil sie höflich ist, für: „Nein, nein. Wir sind alle professionell genug, um zu wissen, um was es geht. Um elf wird geschlafen.“

Es geht um nicht weniger als drei Punkte für die Gäste – obwohl der Name der Gastgeberinnen schon ziemlich prominent ist. „Das interessiert mich nicht. Ich konzentriere mich auf mein Spiel und unsere Mannschaft. Da ist mir egal, gegen wen es geht“, sagt Hausberger, ganz Routinier. Am Sonntag wird sie eine Woche lang 26 Jahre alt sein. Trotzdem: „Ich bin die Viertälteste im Team, da gehöre ich schon zu den alten Hasen.“ Und als solche sagt die Abwehrchefin: „In der 2. Liga kann jeder jeden schlagen.“ Zuletzt bewiesen haben das die Armininnen zum 2019er-Kehraus im Abstiegskampf beim 3:0 über Borussia Mönchengladbach, Rang drei. Die Bayern-Reserve steht auf Platz sechs. Mit sechs Siegen, zwei Unentschieden und sechs Niederlagen statistisch das exakte Mittelmaß der Liga. Und Sandra Hausberger sieht ihre Mannschaft bestens präpariert. Wegen der sechswöchigen Vorbereitung unter Trainer Markus Wuckel: „Markus kann uns schon sehr ordentlich quälen. Aber er weiß auch, bis wohin. Und wir wissen, was es uns bringt.“ Gegen Mönchengladbach fielen die Tore in der 65., 87. und 89. Minute. Doch nicht nur physisch sieht die linke Innenverteidigerin ihr Team auf der Höhe.

„Wir sind noch mal enger zusammengerückt nach der Hinrunde. Und jetzt sind wir auch spielerisch viel besser. Wir werden schon deshalb nicht absteigen, weil wir am Ball einfach zu gut sind.“ Klare Ansage. Und auf Hausberger hört die Mannschaft. Markus Wuckel ist bestens zufrieden: „Sie ist so etwas wie die perfekte Kapitänin. Von der Einstellung her, von ihren sportlichen Möglichkeiten. Aber auch, was ihr Engagement für die Mannschaft außerhalb des Platzes angeht. Sie kümmert sich praktisch um alles und alle.“ Dass sie das kann, liegt auch an ihrem Hauptjob als Assistentin des Präsidiums. Hausbergers Boss jenseits des Rasens ist somit Präsident Hans-Jürgen Laufer, ihr Arbeitsplatz die Schüco-Arena, zweite Etage der Geschäftsstelle. „Da hab ich in manchen Angelegenheiten einfach einen kurzen Draht nach oben“, sagt sie.

Am Sonntagmorgen hilft der nicht, da zählt nur: Wach sein, griffig sein, drei Punkte holen und wieder nach Hause fahren. Heimweh nach den Bergen von Tirol hat Hausberger nicht mehr, schließlich ist sie schon vor sechs Jahren nach Deutschland gekommen, zum SV Werder Bremen. Im Juni 2017 heuerte sie bei der Arminia an. Und wenn es sie doch einmal packt, das Fernweh, kann sie in die Gemeinschaftsküche der Geschäftsstelle gehen, auf einen Kaffee, schwarz. Von dort aus schaut sie ja auch auf eine Alm. Irgendwie.

Aufrufe: 022.2.2020, 00:30 Uhr
FuPa / NWAutor