2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
F: Zobe
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Neuling Arminia zahlt noch Lehrgeld

Frauenfußball: Zweitligist Arminia geht durchaus selbstkritisch mit der zweiten Halbzeit beim 4:4 gegen Turbine Potsdam um, in der ein 4:1-Vorsprung noch verspielt wurde

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„Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“, war der Titel eines preisgekrönten Spielfilms von Alexander Kluge. Am Sonntag spielten Arminias Fußball-Künstlerinnen den Streifen auf ihre Weise nach: Nach einem Gefühlsspektrum, das von „himmelhochjauchzend“ bis hin zu „zu Tode betrübt“ gereicht hatte, wusste am Ende niemand so recht, wie das 4:4 gegen Turbine Potsdam II – nach einer 4:1-Halbzeitführung – einzuordnen war.
Kapitänin Maxi Birker konnte in der Kabine Tränen der Enttäuschung nicht zurückhalten. „Wir lassen uns nach der Pause komplett in die eigene Hälfte zurückdrängen und spielen nur noch planlos nach vorne – das darf in der 2. Liga einfach nicht passieren“, meinte sie. Abteilungsleiter Werner Jöstingmeyer war über den Punktverlust zwar auch nicht glücklich, hob aber hervor, dass man gegen einen der stärkeren Gegner der Klasse immerhin einen Zähler am Platz behalten hatte. „Potsdam ist als Bundesliga-Reserve schließlich keine Kirmestruppe, die sind alle erstklassig ausgebildet“, sagte er und fügte hinzu, dass es in Zukunft sicherlich auch mal einfacher werden dürfte.
In der Ursachenforschung taten sich alle Beteiligten ebenfalls schwer. „Wir haben heute erkennen müssen, dass unsere Defensive noch einigen Nachholbedarf hat“, legte Trainer Markus Wuckel den Finger in die Wunde: „Was in der Regionalliga noch ohne Probleme klappte, ist in der 2. Liga keine Selbstverständlichkeit mehr.“ Der Coach hatte zudem Schwächen auf den Sechserpositionen gesehen: „Wir hatten im Mittelfeld keinen Zugriff mehr und haben es Potsdam zu leicht gemacht, das Heft in die Hand zu nehmen.“ So zahlte der Neuling noch reichlich Lehrgeld.
»Wir reagieren nach dem Gegentor zum 4:2 viel zu hektisch«
Auch Annabel Jäger, die diesmal während der 90 Minuten nicht so gut zur Geltung kam wie in den vorangegangenen Spielen, hatte keine Erklärung für den Einbruch in der zweiten Halbzeit „Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, genau so wie in den 20 starken Minuten vor der Pause weiter zu machen. Das hat aber irgendwie gar nicht geklappt“, erklärte Jäger. Vielleicht lag es ja daran, dass die Potsdamerinnen in der Abwehr von der Dreierkette, die Arminia viele Räume gelassen hatte, auf eine Viererkette umgestellt hatten. Turbine-Trainer Thomas Kandler war jedenfalls zufrieden: „Nach der Pause haben wir den Laden gut dicht gemacht!“
Nach dem Potsdamer Doppelschlag durch die agile Tabea Schütt, die die 4:1-Führung in der 55. und 56. Minute auf 4:3 verkürzt hatte, lief bei Arminia nicht mehr viel zusammen. Symela Ciesielska ärgerte dabei das Verhalten nach Schütts erstem Treffer. „Bei einem 4:2 ist doch eigentlich noch nichts passiert. Wir reagieren dann aber viel zu hektisch, drängen alle nach vorne, um gleich wieder ein Tor zu machen, und laden so den Gegner praktisch zu einem weiteren Treffer ein“, forderte die Innenverteidigerin gerade in kritischen Situationen mehr Ruhe und Gelassenheit.
Bei aller berechtigten Selbstkritik sollten die Armininnen sich allerdings auch Mut machen: Die 20 Minuten vor der Halbzeit, in denen sie den 0:1-Rückstand in eine 4:1-Führung umwandelten, waren Frauenfußball vom Feinsten. „Die Zuschauer haben ein rasantes Spiel gesehen“, meinte Werner Jöstingmeyer, der sich zudem darüber freute, „wie toll die Fans die 2. Liga angenommen haben.“ 400 Zuschauer zum Heimauftakt im Queller Waldstadion – darunter etwa 300 zahlende – sorgten für eine tolle Kulisse. Es war also nicht alles schlecht an diesem 4:4. Und mal ehrlich: Ein 0:0 wäre doch viel langweiliger gewesen.
Aufrufe: 05.9.2016, 23:30 Uhr
Hans-Joachim Kaspers Autor