Die Schwierigkeiten im Jugend- und Amateurfußball sind nämlich kein gefühltes Problem, sondern statistische Realität. Während die Bundesliga boomt und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) immer höhere TV-Gelder an die Deutsche Fußball (DFL) zahlt, krankt es an der Basis: Allein zwischen 2016 und 2017 sank die Zahl an Fußballmannschaften bundesweit um 2.200. Die meisten davon (1.400) im Juniorenbereich.
Der DFB selbst hat die Gründe analysiert: „kontinuierliche, gesellschaftliche Veränderungen wie der demografische Wandel, Veränderungen im Bildungssystem und die angespannte Situation der öffentlichen Finanzen“, heißt es im „Masterplan Amateurfußball“, der dem unbezahlten Freizeitfußball in den nächsten Jahren auf die Sprünge helfen soll. Ziel ist es mit Vereinsdialogen, Kurzschulungen und Besuchen des DFB-Mobils die Nachwuchsarbeit im Kreis zu verbessern. Doch auch das klappt nur bedingt.
Am 1. September musste Voigt eine Kurzschulung für die Mini-Kicker bis E-Junioren absagen, weil sich zu wenig Teilnehmer angemeldet hatten. Für die nächste Schulung am morgigen Samstag gibt es bislang zwei Anmeldungen. Auch diese steht vor der Absage.
„Dass wir keine 15 Leute zusammenbekommen, die sich qualifizieren wollen, verstehe ich nicht“, sagte Voigt und auch Hans Keuch, der Vorsitzende des Kreisjugendausschusses, konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Das ist der erste Weg hin zu einem besseren Training“, erklärte er und verwies auf die Nachbarkreise, in denen Kurzschulungen deutlich besser angenommen werden.
Allerdings kämpfen auch die Nachbarkreise mit einer sinkenden Zahl an Junioren-Teams. Im Kreisverband Gütersloh gehen in diesem Spieljahr 328 Mannschaften an den Start – so wenig wie lange nicht mehr. Dessen Ausschuss-Vorsitzender Jürgen Tönsfeuerborn nimmt daher die Vereine in die Pflicht. „Mir fehlt es an Kooperationen mit Schulen und Kitas, aber auch mit Schützenvereinen oder Kolpingsfamilien“, bemängelte er.
Neben dem Rückgang an Junioren-Teams bereitet dem Kreisausschuss Bielefeld ein weiteres Problem Kopfzerbrechen. 18 Verhandlungen musste die Jugend-Spruchkammer in der vergangenen Saison führen. Dabei ist weniger Zahl, sondern vielmehr die Spielklasse bedenklich: Denn mittlerweile müssen sich schon E-Junioren vor dem Sportgericht verantworten. Häufigster Verhandlungsgrund sind Schiedsrichterbeleidigungen.
„Die haben wirklich zugenommen“, bestätigte Schiedsrichter-Lehrwart Stefan Lang. Dabei sind nicht immer die Spieler, sondern auch die Trainer und Eltern die Täter. „Dieses respektlose Verhalten auf dem Fußballplatz darf nicht sein“, forderte Lang. Der Schiedsrichter, der unter anderem in der Bezirksliga pfeift ist daher froh, dass Lösungen in Form von Sanktionen gefunden wurden. „Ich hoffe auf einen Lerneffekt.“ Immerhin: Mit etwa 200 aktiven Schiedsrichtern ist der Kreisverband Bielefeld gut aufgestellt. „Neue Anwärter gibt es auch reichlich“, sagte Lang. Eine Entwicklung, die auch für den Junioren-Fußball Hoffnung weckt.