2024-04-16T09:15:35.043Z

Querpass

Fan-Puls: ein fantastisches Format

oder: wie die Sendung „Fan-Puls“ Arminiafans eine Stimme gibt

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„Der Brief ist ein unangemeldeter Besuch, der Briefbote der Vermittler unhöflicher Überfälle. Man sollte alle acht Tage eine Stunde zum Briefempfangen haben und danach ein Bad nehmen.“ Die Erkenntnis, die der deutsche Philosoph und Nihilist Friedrich Nietzsche in seinem Werk „Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister“ sehr kritisch und auf zugleich humorvolle Weise ausführt, sollte ich auf wesentlich angenehmere Weise gewinnen. Denn Ende Januar wartete ein solcher unangemeldeter Besuch beim (täglichen) Öffnen des elektronischen Postkastens, als eine Email von Maurice Lubina mich erreichte. Der Redaktionsleiter des Fußball-Talkformats „Fan-Puls“ war durch meine Kolumne auf mich aufmerksam geworden und lud mich daher kurzerhand in seine Sendung am 6. Februar ein.

Lange Zeit zum Nachdenken brauchte ich erst gar nicht bei dieser unverhofften Anfrage. Ein wenig aufgeregt war ich dann aber trotzdem, als es soweit war. Da konnte auch das empfohlene Bad keine Linderung bringen. Kleinere Recherchearbeiten bezüglich der angekündigten Themen, um sich ein Bild der Lage zu verschaffen, durften genauso wenig fehlen, wie die akkurate Auswahl des Talk-Dress, schließlich suggerierte der „Drehplan“ schon ein ziemlich hohes Maß an Professionalität.

Um 17.30 Uhr stand das Vorgespräch bzw. gemütliche Treffen auf der Agenda, zu dem ich mit der obligatorischen Verspätung von 10 Minuten eintraf. Ich hatte schon befürchtet, der letzte im Bunde zu sein, doch zu meinem Glück musste ich feststellen, dass die meisten Herrschaften zum Glück eine weitaus großzügigere Definition von Pünktlichkeit hatten als ich. Da ich Redaktionsleiter Maurice noch nicht erblicken konnte unter den Anwesenden, stellte sich mir erstmals einer der Kameramänner vor, ehe ich schmunzelnd das erste bekannte Gesicht erblickte:

Ein Herr mit herrlich gestutztem voluminösen Bart und einer herausragenden, oder soll ich lieber sagen: herausstechenden Frisur (?) im Arminia-Fan-Pulli begrüßte mich mit offenen Armen: Pierre Alexander Buiwitt, der Radiomoderator vom Campusradio "Hertz 87.9“ kannte ich schon von zwei gemeinsamen Interviews. Der andere geladene mir bekannte Gast, Jan-Henrik Grotevent, sollte aber erst gegen 18 Uhr eintreffen. Uns beide (ver-) eint(e) lange Zeit die Leidenschaft zum Frauenfußball - auf verschiedene Weise und vor allem aus gänzlich unterschiedlichen Schreib - Perspektiven, die wir aber gegenseitig immer als sehr fruchtbar und ergiebig empfunden haben. Er ist dieser Sportart im Gegensatz zu mir, bis auf wenige Ausnahmen, treu geblieben.

Nach dem ersten Beruhigungsbierchen und der Euphorie über das liebevoll, und doch schon sehr professionell gestaltete TV-Studio durften wir hinter der Gesprächstheke Platz nehmen, um den Soundcheck ab 18.15 Uhr vorzunehmen. Hierfür wurden wir erst mit einem Insulinpumpen ähnlichem Gerät ausgestattet, an das wiederum ein klitzekleines Mikrofon angebunden war, das an der eigenen Garderobe befestigt wurde. Die wegführenden Kabel wurden diskret in der Blazer-Innenwand versteckt.

Zu guter Letzt wurde das Gesicht auf Vordermann gebracht, indem es mit einem mit dem Hautton auf wundersame Weise harmonisierenden Puder bedeckt wurde. Aufkeimende Bedenken, ob dieses Puder nicht zu hell sei, wurden elegant beiseite gewischt mit dem Verweis, dass es selbst bei einem Herrn mit wesentlich dunklerem Hautteint zu keinen visuellen Irritationen geführt habe.

Dann fing die Uhr langsam an zu ticken. Die Wartezeit wurde mit Flachsereien, dem Zurechtlegen des eigenen Gesprächsspickzettels und einzelnen Tonproben überbrückt, ehe der Countdown eingeläutet wurde.

Und aufeinmal waren wir ab 19 Uhr auf Sendung. Uhhaaaaaa! Und man merkte: Der (blutjunge) Moderator, Florian Lempke, eröffnete diese Sendung nicht zum ersten Mal: Mit einem warm klingenden Timbre in der Stimme und einer formvollendeten Intonation sprach er seinen Text stilsicher und gekonnt in die Kamera. Das gab Sicherheit. Nachdem er alle Gäste vorgestellt hatte, ging es auch gleich in die Vollen.

Zunächst mussten wir unsere Einschätzung zur attraktiven Zweitligapartie des DSC Arminia Bielefeld gegen 1. FC Union Berlin mit einer spannenden Schiedsrichter-Entscheidung am Ende zum Besten geben. Da es mir leider nicht vergönnt war, selbiges live am 5. Februar zu sehen, und das Internet keine Zusammenfassung aus der zweiten Liga zur Verfügung gestellt hatte, musste ich mir dieses Spiel anlesen und gab den Gesprächs-Stab in Momenten sich ergebender Wissenslücken ganz galant auf meine wesentlich praxis-kompetenteren Diskussionspartner ab.

Anders sah es da schon bei unserem zweiten Themenfeld aus: Das "Bündnis Ostwestfalen" bot Anlass und Raum zu überlegen, wie gelungen der Rettungsansatz Arminia sei, sich aus den Schulden zu befreien. Einzigartig bisher im Geschäft Fußball (sogar in der Bundesliga!) ist nämlich der Entschluss vieler Unternehmen aus der Region gewesen, sich zu einem Geldgeber zusammen zu schließen, um den Verein zu unterstützen.

Keine Frage, dass da vor allem Hans Joachim Faber, ehemaliger Präsident des DSC, eine besondere Position zu diesem Thema einnahm. Und da ja aller guter Dinge bekanntlich drei sind, blühte ich als Fußball-Philosoph meines Standes am Ende regelrecht bei der Problematik auf: „Strafen wegen Pyrotechnik - eine Gefahr für Fans und Spiele? - bei der ich mich anscheinend zu sehr explosiven Äußerungen („Fußball - Terroristen“) hinreißen ließ.

Jan-Hendrik Grotevent, unser Spiel-Berichterstatter, überzeugte mit gelassener Fachkompetenz und kunstvollen Gesprächspausen (das Aufstoßen ist ein treuer Begleiter des Anstoßens…:)). Pierre Alexander Buiwitt outete sich als eingefleischter, rundum informierter, aber doch kritischer Fan und Hans Joachim Faber bereicherte die Runde mit feinen (selbst-) ironischen, und doch wohlwollenden Untertönen und pointierten Bemerkungen.

Rundum: es war eine Wonne, in dieser erlauchten Runde fußballerische Reflektionen kundzutun.

Wer nach dieser Beschreibung Lust bekommen hat und sich ärgert, diese Sendung verpasst zu haben, hat die Chance auf der Internetseite des TV-Senders NRWISION.de in der Mediathek eben jene aufzurufen.

https://www.nrwision.de/programm/sendungen/ansehen/fan-puls-arminia-bielefeld-gegen-union-berlin-finanzlage-und-pyrotechnik.html

https://www.facebook.com/search/top/?q=fan-puls

Bildquelle: Susanne Kuscholke

Das Format: Fan-Puls:

Initiator der Sendung „Fan-Puls“ ist Maurice Lubina, der im Rahmen seiner Ausbildung als Medien-Gestalter beim Bielefelder Bürgerfernsehen Kanal 21 jene ins Leben gerufen hat. Anlass war seine Beobachtung, dass viel zu wenig Platz für das Kundtun der Meinung der Fans ist. Aus diesem Grund hat er sich vorgenommen mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dafür findet sich regelmäßig ein kleiner Kreis von Fans oder ausgewählten Gästen, die im Bereich (Amateur-) Fußball unterwegs sind in das Kanal 21 - TV-Studio ein, um mit dem Moderator Florian Lempke in „Doppelpass-Manier“ LIVE über aktuelle Themen zu diskutieren. Das besondere dabei: Via Live - Stream haben die Zuschauer über Facebook die Möglichkeit, der Diskussion um aktuelle Themen rund um Arminia Bielefeld nicht nur beizuwohnen, sondern aktiv mitzugestalten. Mehrfach werden Meinungen der Zuschauer in das Gespräch mit einbezogen. Darüberhinaus wird die Sendung nachbearbeitet und eine Woche lang mehrfach ausgestrahlt. Denn am Ende dreht sich die Sendung nur um eins: Um die Fans von Arminia!

Sender: NRWision

Bei NRWIsion handelt es sich um einen Kanal, der sich selbst als ein tv - lernSeh-Sender für Nordrhein Westfalen begreift Er zeigt selbst produzierte Sendungen, Filme und Beiträge landesweit im Fernsehen und stellt demnach kein kommerzielles Angebot. dar Die Landesanstalt für Medien NRW ist ein ausgezeichneter Förderer. Die Programmverantwortung liegt wiederum beim Institut für Journalistik der Technischen Universität Dortmund - unter der Leitung von Journalistik-Professor und TV-Moderator Michael Steinbrecher.

Empfangen kann man das Programm nur in NRW über die digitalen Kabelnetzen von Unitymedia, NetCologne und NetAachen - unverschlüsselt und ohne Zusatzkosten. Darüberhinaus ist es in zahlreichen Video-on-Demand-Angeboten vertreten und wird auch über entsprechende Livestreams angeboten und verbreitet.

Aufrufe: 021.2.2018, 18:25 Uhr
Nicu BurgheimAutor