2024-04-19T07:32:36.736Z

Vereinsnachrichten
– Foto: Andreas Zobe

Die U-19-Bundesliga steht auf der Kippe

Ein DFB-Projekt beinhaltet spürbare Änderungen im Nachwuchsbereich. Das Ziel ist eine bessere individuelle Förderung. Arminias NLZ-Leiter Holsing sieht gute Ansätze.

Finn Holsing mag nicht klagen. „Natürlich haben wir uns alle das anders vorgestellt“, sagt der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Arminia Bielefeld. Der zweite Lockdown mit dem Verbot aller Mannschaftssportarten außerhalb des Profibetriebs bedeutet auch für die jungen Arminen: Der Ball ruht. Doch auch wenn Holsing und seine Mitstreiter aus anderen Leistungszentren (LZ) auf eine baldige Rückkehr in den Trainings- und Spielbetrieb hoffen, akzeptieren sie den Status quo.
„Natürlich haben alle Spieler ihre Trainingspläne bekommen, um sich fit zu halten. Wir bieten auch wieder Cybertraining an“, sagt Holsing. Die Erfahrungen, die Arminias Trainer- und Betreuerstab beim ersten Lockdown gesammelt haben, helfen ihnen jetzt. Bislang waren die Arminen relativ gut durch die Corona-Zeit gekommen. „Wir hatten den einen oder anderen Quarantäne-Fall. Eine ganze Mannschaft war aber noch nicht betroffen“, berichtet Holsing. Eine Rückkehr zum Spielbetrieb nach Ende der zunächst bis November befristeten Lockdown-Phase sieht Holsing nicht unbedingt gewährleistet. Es dürfe keinen Kaltstart mit Ligaspielen am ersten Dezemberwochenende geben. „Und dann sollte man sich fragen, ob es Sinn ergibt, vielleicht gleich eine längere Pause zu machen und erst im Januar wieder loszulegen.“

In der Zwangspause können sich Deutschlands Klubs derweil Gedanken über die Zukunft machen und über einen Vorstoß des DFB nachdenken. Der Verband hat ein Projekt zur besseren Förderung des Nachwuchses entwickelt und es auch schon den Leistungszentren der Profiklubs sowie den Amateurvereinen mit Teams in den Jugend-Bundesligen vorgestellt.

Wie der Kicker schreibt, soll die individuelle Entwicklung verstärkt und die Bundesligen der U 17 und U 19 in ihrer jetzigen Form aufgelöst werden. Das beträfe auch die Arminia, die in den höchsten Jugendklassen mit Teams vertreten ist. „Auch uns sind die Ideen schon präsentiert worden. Es handelt sich um verschiedene Initiativen und nicht nur eine Spielklassenreform“, erzählt Finn Holsing. Auch um Trainer- und Trainings-Optimierung gehe es. Er halte es „grundsätzlich für einen guten Ansatz“, die individuelle Förderung der jungen Spieler in den Vordergrund zu stellen. Die Reformpläne wurden unter der Führung des sportlichen Leiters der Nationalmannschaften Joti Chatzialexiou und Meikel Schönweitz, dem Cheftrainer der Junioren-Auswahlteams, entwickelt. Start des Projekts war schon im Februar 2018.

„Man müsste im Detail darüber sprechen"


Wie der Kicker weiter berichtet, sollen statt der Bundesliga sogenannte „Entwicklungsspiele“ und LZ-Turniere stattfinden, mit denen auch ein Deutscher Meister ermittelt werden soll. Solange die Teilnehmer ihren Status als Leistungszentrum behalten, sollen sie nicht absteigen können. So hätten die Vereine Planungssicherheit, weniger Ergebnisdruck und Existenzängste. Auf diese Weise könnte die individuelle Förderung der Spieler erleichtert werden. Ob eine für Anfang nächsten Jahres geplante Testphase stattfinden wird, ist angesichts der Pandemie-Entwicklung fraglich. Frühestens zur Saison 2022/23 könnte das neue System eingeführt werden. Vorher müsste ein außerordentlicher DFB-Bundestag darüber befinden.

Finn Holsing steht der weiteren Entwicklung des Projekts wohlwollend gegenüber: „Man müsste im Detail darüber sprechen und vielleicht das eine oder andere ausprobieren.“ Kleinere Veränderungen könnten positive Auswirkungen haben. So sind die Unterteilung der Spielzeit in Drittel oder Altersklassenwechsel im Gespräch. „Wenn jemand im Dezember geboren ist, ist er meist körperlich hinter dem Januargeborenen zurück. Warum sollte der Jüngere dann nicht eine Altersklasse tiefer spielen?“ gibt Holsing zu bedenken.
Aufrufe: 09.11.2020, 09:30 Uhr
Peter BurkampAutor