2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
– Foto: Hermann Tautrims

Trai­ner sol­len Kin­dern in schwie­ri­gen Si­tua­tio­nen he

Bei dem Sport­ver­ein Tu­SA sol­len Trai­ner zu­künf­tig päd­ago­gisch aus­ge­bil­det wer­den, um Pro­ble­me von Kin­dern früh­zei­tig zu er­ken­nen.

Mon­tag­abend, Mitt­woch­abend und Diens­tag­abend steht das Trai­ning an. Am Wo­chen­en­de dann ein Spiel. Und in der nächs­ten wie­der der glei­che Rhyth­mus. Doch plötz­lich er­scheint ein Kind nicht mehr, hat merk­wür­di­ge blaue Fle­cken oder wirkt teil­nahms­los.

„Wenn es dann ei­nen auf­merk­sa­men Trai­ner gibt, kön­nen so vie­le Pro­ble­me er­kannt wer­den“, sagt Gun­ter Bliss-Mül­ler von DJK Tu­SA 06 Düs­sel­dorf in Fle­he, der bei der Um­set­zung von ei­ner So­zi­al­ar­bei­te­rin un­ter­stützt wird. In dem am­bi­tio­nier­ten Pro­jekt „Ver­eins­so­zi­al­ar­beit“ wol­len die bei­den pro­fes­sio­nel­le So­zi­al­ar­beit in den Spor­tall­tag der 800 im Ver­ein spie­len­den Kin­der in­te­grie­ren.

„Die Idee: Trai­ner ha­ben häu­fig Kon­takt mit den Kin­dern, so dass sie vie­le Pro­ble­me der Kin­der be­mer­ken kön­nen, be­vor es zu spät ist“, er­klärt die So­zi­al­ar­bei­te­rin, de­ren Kin­der und Ehe­mann im Ver­ein Fuß­ball spie­len. Die et­wa 100 Trai­ner von Tu­SA ha­ben zwei- bis drei­mal die Wo­che Kon­takt zu den Kin­dern. Da­durch ent­ste­he ein Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Kin­dern und Trai­ner. „Das Ver­trau­en der Kin­der in die Trai­ner kann sehr wert­voll sein“, sagt Bliss-Mül­ler, be­son­ders wenn sich Kin­der in schwie­ri­gen Le­bens­si­tua­tio­nen be­fin­den. „Sport­ver­ei­ne sind Spie­gel­bil­der der Ge­sell­schaft. Na­tür­lich kom­men da auch Pro­ble­me auf“, sagt Bliss-Mül­ler. „Das Po­ten­zi­al der Trai­ner, die­se Pro­ble­me früh­zei­tig zu er­ken­nen, wird ak­tu­ell aber nicht ge­nutzt“, be­dau­ert die So­zi­al­päd­ago­gin. So et­was wie Ver­eins­so­zi­al­ar­beit ge­be es bis­her nicht. „Ähn­lich wie in der Schu­le, wo So­zi­al­ar­beit fest eta­bliert ist, wol­len wir ein Netz von An­sprech­part­nern auf­bau­en“, sagt Bliss-Mül­ler, der Vi­ze-Vor­sit­zen­de des Ver­eins. Da­bei den­ken die bei­den In­itia­to­ren an päd­ago­gi­sche Schu­lun­gen für Trai­ner, Be­ra­tungs­an­ge­bo­te für El­tern und In­fo­vor­trä­ge für al­le in der Ju­gend­ar­beit tä­ti­gen Eh­ren­amt­li­chen.

Be­reits im ver­gan­ge­nen Fe­bru­ar wur­de den Ver­eins­mit­glie­dern das Pro­jekt zum ers­ten Mal vor­ge­stellt. „Der Zu­spruch war groß, aber eh­ren­amt­lich ist das für vie­le Mit­glie­der ne­ben­bei nicht zu schaf­fen“, sagt die So­zi­al­ar­bei­te­rin. „Als ver­nünf­ti­ges Pro­jekt kann der Ver­ein al­lei­ne das nicht stem­men.“ Man be­nö­ti­ge fach­li­che Ex­per­ti­se, die es für Sport­ver­ei­ne so bis­her nicht ge­be. Bliss-Mül­ler be­dau­ert: „Es braucht fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung und an­de­re Ver­ei­ne und Ein­rich­tun­gen, die mit ein­stei­gen.“

Bei an­de­ren gro­ßen Fuß­ball­ver­ei­nen äu­ßert man ähn­li­che Be­dürf­nis­se. Beim SC Düs­sel­dorf-West aus Ober­kas­sel hält man das Pro­jekt für „ab­so­lut un­ter­stüt­zens­wert“, wie de­ren Vor­sit­zen­der Wolf­gang Pra­ger er­klärt. „Trai­ner kön­nen viel er­ken­nen und auch be­ein­flus­sen. Je mehr Ba­sis­wis­sen und Hand­werks­zeug vor­han­den sind, des­to bes­ser für die Kin­der“, so Pra­ger. Ak­tu­ell wer­de im Ver­ein ein neu­es Aus­bil­dungs­kon­zept für Ju­gend­trai­ner ent­wi­ckelt. Man wol­le in die Aus­bil­dung der Ju­gend­trai­ner in­ves­tie­ren und päd­ago­gi­sche As­pek­te in die Aus­bil­dung ein­bau­en. „Im Ja­nu­ar wol­len wir un­ser neu­es Kon­zept für Ju­gend­trai­ner dann vor­stel­len“, sagt Pra­ger.

Im nächs­ten Jahr soll dann end­lich auch das Pro­jekt bei Tu­SA star­ten. Zum Auf­takt des Pro­jek­tes steht Bliss-Mül­ler be­reits mit zwei Kin­der­ärz­ten in Kon­takt, die sich be­reit er­klärt ha­ben, Vor­trä­ge für die Trai­ner zu hal­ten. „Wenn nur ein ein­zi­ger Fall ent­deckt wird, ha­ben wir schon ge­won­nen“, sagt der Vi­ze-Vor­sit­zen­de hoff­nungs­voll. Lang­fris­tig sol­le das Pro­jekt nicht nur auf die Fuß­ball­spar­te be­grenzt sein, son­dern für den ge­sam­ten Ver­ein an­ge­bo­ten wer­den. Die So­zi­al­ar­bei­te­rin er­gänzt: „Das Ziel ist es, ir­gend­wann viel­leicht mal ei­nen fest­an­ge­stell­ten So­zi­al­ar­bei­ter für Sport­ver­ei­ne zu ha­ben.“ Bis da­hin wol­len die bei­den ak­tiv für die Ver­eins­so­zi­al­ar­beit wer­ben, um wei­te­re Mit­strei­ter zu ge­win­nen.

Hun­dert eh­ren­amt­li­che Trai­ner

Der Ver­ein Für die rund 800 Kin­der und Ju­gend­li­chen bei Tu­SA (ur­sprüng­lich Turn-und Sport­ver­ein Ar­mi­nia) sind et­wa hun­dert eh­ren­amt­li­che Trai­ner zu­stän­dig. Ins­ge­samt hat der Sport­ver­ein mehr als 1500 Mit­glie­der.

Die Trai­ner­aus­bil­dung Für die Aus­bil­dun­gen von Ju­gend­trai­nern sind die Sport­ver­ei­ne in der Re­gel zu­stän­dig. Bei grö­ße­ren Sport­ver­ei­nen wer­den ei­gens Aus­bil­dungs­kon­zep­te er­stellt. Da­zu be­steht für Trai­ner die Mög­lich­keit, Aus- und Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te bei den Sport­ver­bän­den zu be­le­gen.

Aufrufe: 017.12.2019, 14:00 Uhr
RP / Robin HetzelAutor