Steigt DJK Steinberg fast ohne Heimspiele auf?

"Jetzt bin ich seit Jahrzehnten Fußballfunktionär, aber das habe ich noch nicht erlebt: zum sechsten Mal fällt ein Heimspiel aus, weil die Reserven keinen Bock haben, gegen unsere Erste anzutreten", ist der Sportliche Leiter der DJK, Jakob Scharf, sauer. Mit Abteilungsleiter Jürgen Demleitner beklagt er die fehlenden Einnahmen durch die Eintrittsgelder, die Verärgerung der Fans, die auch am Sonntag wieder umsonst zum Sportplatz gekommen sind, und die schwierige Motivation der Spieler, die unter der Woche trainieren, obwohl sie befürchten müssen, dass der nächste Gegner wieder nicht antritt. Die x:0-Wertungen bringen die DJK zwar dem sofortigen Wiederaufstieg näher, kompensieren aber nicht den Ausfall einer dreistelligen Euro-Summe pro Spiel: ,,Wir brauchen bald gar nicht mehr spielen und steigen trotzdem auf!", sagt Demleitner.

Das Grundsatzproblem: Im Fußballkreis III Cham/Schwandorf der Oberpfalz gibt es zu viele Mannschaften für drei und zu wenige für vier A-Klassen. So zog sich die Diskussion bereits über viele Jahre, und sie wird durch die Forderungen der Vereine verschärft, dass die 2. Mannschaft möglichst oft das Vorspiel der ,,Ersten" bestreiten soll, was freilich nur machbar ist, wenn die Reservegruppe der entsprechenden A-Klasse zugeordnet ist. Dennoch schaffte man es über viele Jahre, dass keine 1. Mannschaft absteigen musste. In der Vorsaison gelang der Spagat nur mit einer auf diesem Liganiveau höchst unüblichen 16er-Gruppe, wobei die Verantwortlichen im Vorfeld der Runde - auch nach Vorwürfen der Inkonsequenz von manchen Vereinen - verkündeten, die Gruppenstärke auf zwölf Teams zu reduzieren und für die Zukunft zu reglementieren.

,,Wenn man das die Jahre vorher schon durchgezogen hätte, wäre beispielsweise der SV Vilshofen schon in der Y-Klasse gewesen", sagt Markus Pach vom FC Saltendorf, den es wie Steinberg und auch den ASV Fronberg sportlich ,,erwischte". Diesen sportlichen Abstieg akzeptiere man, sagen Jakob Scharf und Jürgen Demleitner, die dennoch den Fußballverband nicht aus der Verantwortung entlassen wollen. Er habe die Pflicht, für die Vereine einen ordentlichen Spielbetrieb zu organisieren, der derzeit für die DJK Steinberg I definitiv nicht gegeben sei. ,,Wir können ihn schon organisieren, aber durchführen müssen ihn die Vereine selbst", kontert BFV-Kreisvorsitzender Josef Wocheslander, der die missliche Situation versteht und mit dem zuständigen Spielgruppenleiter Hans Dammer auch schon schriftlich an die Fairness der Liga-Konkurrenz appelliert hat.

Tatsache ist: Die DJK hat seit 29. September kein Heimspiel mehr bestritten. Insgesamt sechs Vereine zogen es bisher vor, nicht nach Steinberg zu reisen, wobei die Absagen meist erst kurzfristig erfolgten. ,,Teilweise durch einen Anruf im Sportheim oder nur durch eine SMS - über eine Verlegung wird gar nicht mehr gesprochen. Inzwischen rufen wir schon bei den Vereinen an", sagt Jürgen Demleitner.

Trotz der damit verbundenen großen sportlichen und finanziellen Probleme - der Sportheimwirt hat jeweils umsonst eingekauft und blieb auf seinen Getränken und Speisen sitzen, zeigt der Sportliche Leiter Jakob Scharf sogar ein gewisses Verständnis für diese Vereine, denn eine Reserve wolle sich aus Wettbewerbsgründen auch mit ,,gleichwertigen Mannschaften" messen. ,,Es war weder der 1. Mannschaft der DJK gedient noch der 2. Mannschaft von SG Silbersee, als wir 10:0 gewonnen haben." Ganz nebenbei habe man sechsmal für die Stadionzeitung zum ,,Einstampfen" geschrieben, worüber die darin werbenden Firmen alles andere als erfreut sind.Erschwerend, so DJK-Spielleiter Christian Huttner, kommt die organisatorische Belastung hinzu, denn die 2. Mannschaft spielt zumindest auswärts immer an einem anderen Ort, was zusätzliches Spieler- und Betreuerpersonal erfordert.

Die DJK-Verantwortlichen sehen ihren Protest nicht nur in eigener Sache, ,,denn wir sind nächste Saison wieder in der A-Klasse", gibt sich Jakob Scharf sicher. Aber man denke auch an andere Vereine, denen dasselbe Schicksal droht. Aus Sicht der Steinberger Funktionäre müsste 1. Mannschaften die A-Klasse als niedrigste Spielklasse garantiert werden, um ihre Existenz zu schützen. ,,Wenn es sich von der Mannschaftszahl her so ergibt, dann spielen wir halt wieder mit 16 Vereinen", so Huttner.

Diese Nicht-Abstiegsgarantie in die B-Klasse sei aber mit der BFV-Satzung nicht vereinbar, meint Josef Wocheslander. ,,Wenn einer dagegen klagt, bekommt er Recht." Eine andere Forderung aus Steinberg ist aber im Fußballverband schon teilweise umgesetzt. Die Strafe für Nichtantretungen müsste deutlich erhöht und ein Teil davon dem Gegner als Ersatz für den wirtschaftlichen Ausfall zur Verfügung gestellt werden, so Jürgen Demleitner.

Tatsächlich kann man sich von Vereinen, bei denen man angetreten ist und die zum Rückspiel nicht erscheinen, die eigenen Fahrtkosten zurückholen. ,,Das werden wir auch machen", kündigen die DJK-Verantwortlichen an. Insgesamt sei das Beispiel der DJK nach Meinung der Steinberger nicht dazu geeignet, einer Negativtendenz im Amateurfußball entgegenzuwirken, zumal durch die demografische Entwicklung ohnehin ein Mannschafts- und Vereinssterben drohe. Dies spürt Wocheslander auch: ,,Wir hatten noch nie bis zur Winterpause so viele Nichtantretungen wie diesmal."

Fünf davon waren Gegner der DJK Steinberg, die mit Spannung darauf wartet, ob die SG Regental II am Sonntag zum Nachholspiel anreist. Wie die DJK Steinberg haben auch der ASV Fronberg und der FC Saltendorf sportlich das Klassenziel in der zurückliegenden A-Klassen-Saison nicht erreicht. Haben sie die gleichen Probleme mit nicht antretende Gegner?

Der 1. Vorsitzende des ASV Fronberg, Georg Schindler, beantwortet die Frage mit einem klaren ,,Nein". Nur einmal - und zwar nachvollziehbar am vergangenen Sonntag beim FC Pertolzhofen - sei ein Spiel ausgefallen, das aber im Frühjahr nachgeholt werde. Er sieht dies auch als ein Ergebnis der Tatsache, dass man freiwillig in die stärkere B-Klassen-Gruppe 4 der Kreisklassen-Reserven gewechselt sei. Dort sei die Mannschaft, in der man 20 Spieler bei Laune halten müsse, im Hinblick aus den angestrebten Wiederaufstieg auch entsprechend gefordert. Der ASV steht an der Tabellenspitze und hofft, in der neuen Saison als A-Klassist dann auch wieder eine Reserve stellen zu können.

Markus Pach vom FC Saltendorf hat Verständnis für die Steinberger Probleme. "Nach Saltendorf sind zwei B-Klassen-Gegner nicht angereist, wobei einer klipp und klar gesagt habe, dass man doch nicht auch noch Benzingeld investiert, um sich dann abschießen zu lassen". Dass diese beiden Absagen mit einer längst vereinbarten Verlegung und mit einem spielfreien Wochenende zusammenfielen, hatten eine fünfwöchige Spielpause zur Folgem die die Mannschaft völlig aus dem Rhythmus brachte. Überhaupt sei die Trennung der zeitgleichen Auswärtsspiele von 1. und 2. Mannschaft in zwei Parallelklassen nicht länger als ein Jahr durchzuhalten, zumal Spieler abwandern, weil sie nicht in der B-Klasse spielen wollen. ,,Da braucht man Woche für Woche 26 Spieler plus Betreuerstab."

Ja, traut sich denn wirklich keiner nach Steinberg?

B-Klasse 6 1. So. 04.08.13 15:00 H SC Altfalter II 3:0 2. So. 11.08.13 13:15 A 1. SG Regental II 1:1 3. So. 18.08.13 15:00 H SV Seebarn II 2:0 4. So. 25.08.13 13:15 A TV Bodenwöhr II 2:6 5. So. 01.09.13 15:00 H SG Silbersee 08 II 10:0 6. So. 08.09.13 13:15 A SV Erzhäuser-Windm. II 0:3 7. So. 15.09.13 15:00 H TSV Dieterskirchen II 2:0 9. So. 29.09.13 15:00 H SV Pullenried II 3:1 10. Do. 03.10.13 13:15 A SV Diendorf II 1:3 11. So. 06.10.13 15:00 H VfR Premeischl II 2:0 12. So. 13.10.13 13:15 A SV Altendorf II 0:4 13. So. 20.10.13 15:00 H SV Bernried/Obp. II 2:0 14. So. 27.10.13 12:15 A SC Altfalter II 0:8 15. So. 24.11.13 14:00 H 1. SG Regental II 2:0 16. So. 10.11.13 12:15 A SV Seebarn II 0:5 17. So. 17.11.13 14:00 H TV Bodenwöhr II 2:0