2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Zusammenhalt steht bei Schönbrunn im MIttelpunkt, wie Pressesprecher Michael Haydn (links) betont. F: Hönl
Zusammenhalt steht bei Schönbrunn im MIttelpunkt, wie Pressesprecher Michael Haydn (links) betont. F: Hönl

Schönbrunn - oder: Ein Amateurverein, wie er sein sollte

Kreisklassen-Tabellenführer Schönbrunn steht nicht nur für Erfolg, sondern vor allem für unbedingten Zusammenhalt - und ist somit Vorbild für viele Amateurvereine

Als Tabellenführer der Kreisklasse Freyung produzierte die DJK-SG Schönbrunn am Lusen in letzter Zeit nicht nur sportliche Schlagzeilen. Immer wieder wird auch über das unbedingte Miteinander von Pauli, Hirner & Co. geschwärmt. "Erst kämpfen und siegen, dann feiern" - ein oft zitiertes Amateurvereins-Motto, das in Schönbrunn gelebt wird. Doch wo liegen die Gründe für diesen enormen Zusammenhalt? Warum ist die Mannschaft von Spielertrainer Sebastian Tanzer gespickt mit zahlreichen hoffnungsvollen Talenten? Ist Schönbrunn ein Amateurverein, wie er sein sollte? SG-Sprecher und -Kicker Michael Haydn versucht im FuPa-Interview diese Fragen zu beantworten.

Michael, wie weit sind die Planungen für die Kreisliga fortgeschritten?
Es gibt tatsächlich keine Planungen für die Kreisliga. Natürlich spricht man zu Jahresbeginn im Verein über gewisse Themen und Entwicklungen - hierbei spielt die Ligazugehörigkeit jedoch, wenn überhaupt, nur eine sehr untergeordnete Rolle. In Schönbrunn wird seit Jahren primär großer Wert auf ein intaktes Mannschaftsgefüge gelegt. Jeder sollte Spaß an seinem Hobby haben und mit Freude auf dem Fußballplatz stehen. Sollte der Fall eintreten, dass wir zur kommenden Saison die Spielklasse wechseln dürfen, so wird die Freude in ganz Schönbrunn riesig sein - jedoch wird es ansonsten keine großartigen Veränderungen geben.


Keine Aufstieg, kein Beinbruch

Bei vier Punkten Vorsprung auf Verfolger Mauth und noch neun ausstehenden Spielen scheint der Aufstieg bzw. die Meisterschaft nur noch die logische Konsequenz zu sein, oder?
Mit dem bisherigen Saisonverlauf sind wir weitestgehend zufrieden und wir wissen die komfortable Ausgangslage zu schätzen, jedoch haben wir mit dem TSV Mauth und Grafenau II zwei sehr starke Konkurrenten. Die Konstanz, die uns in den Vorjahren ab und an fehlte, bringen wir bisher in dieser Saison auf den Platz. Sofern diese konstanten Leistungen im Saisonendspurt bestätigt werden können, wäre die Meisterschaft vermutlich die logische Konsequenz. Jedoch spielen hierzu viele Faktoren eine große Rolle. Es ist also noch ein langer Weg bis in die Kreisliga, auf dem wir uns keine Ausrutscher leisten können. Vor allem Mauth wird sicherlich nochmal Vollgas geben und nicht mehr viele Punkte liegen lassen. Es wird bis zuletzt spannend bleiben, aber mit dem Potenzial der Mannschaft ist auf jeden Fall alles möglich.

Sollte es mit dem Aufstieg nicht klappen, dann...?
… spielen wir nächstes Jahr wieder in einer guten Kreisklasse mit vielen Derbys. Wir wären sicherlich enttäuscht, weil wir den Aufstieg selber in der Hand haben. Aber wenn es am Ende nicht sein soll, dann starten wir eben im nächsten Jahr wieder den Versuch, vorne mitzuspielen.

Zahlreiche Talente wie Marco Dirndorfer, Johannes Pichler oder Julian Schreiner sind bereits in jungen Jahren die Gesichter dieser Mannschaft. Warum klappt bei Schönbrunn die Integration der Talente - im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen - so reibungslos?
Ganz so reibungslos, wie es nach außen vielleicht wirken mag, ist es sicherlich nicht. Unsere "Youngstars" müssen noch des Öfteren auf den Boden der Tatsachen gebracht werden. Gerade die Relevanz der Themen “Vereinsleben” und das ganze “Drumherum” muss immer mal wieder ins Gedächtnis gerufen werden, denn davon lebt unser kleiner Dorfverein. Es ist aber auch ganz normal, dass die Jungs ab und an noch Flausen im Kopf haben, es muss halt alles in einem vernünftigen Rahmen bleiben.


Talente soweit das Auge reicht

Doch gerade an dem Beispiel von Johannes Pichler ist zu sehen, dass den Spielern auch schon in jungen Jahren großes Vertrauen entgegengebracht wird. Er ist seit dieser Saison Spielführer der ersten Mannschaft und macht seine Sache bis dato hervorragend. Fußballerisch profitieren die Jungs ganz gewiss von der hervorragenden Jugendarbeit der JFG Lusen oder, wie bei Marco Dirndorfer, beim TSV Waldkirchen, wo er in der U17 Landesliga große Erfahrungen sammeln durfte. Zudem muss man erwähnen, dass die SG nicht nur eine Fußballmannschaft ist, sondern einfach ein Haufen guter Freunde, die Spaß am gemeinsamen Fußball haben. Das begründet mitunter wohl auch die geringe Fluktuation in unserem Verein. Die Integration junger Spieler verläuft unter den oben genannten “Problemchen” relativ reibungslos und so gelingt es dem Verein auch Jahr für Jahr seine Talente zu halten.

All diese Spieler entstammen der JFG Lusen, die Schönbrunn gemeinsam mit Hohenau, Mauth und Finsterau betreibt. Doch warum ist Schönbrunn der größte Nutznießer dieser Jugendfördergemeinschaft? Was macht die DJK besser als die JFG-Kollegen?
Ich denke, dass hier sowohl der SV Hohenau als auch der TSV Mauth in gleichem Maße profitieren, was auch zahlreiche Beispiele belegen. So sind Andreas Braml, Alexander Fuchs oder Fabian Lendner beim SV Hohenau als auch Nico Herzig, Michael Segl und Christian Fuchs fester Bestandteil ihrer jeweiligen Mannschaften.


»Basti hat enormes Feingefühl bewiesen«

Droht der Abgang der hoffnungsvollen SG-Nachwuchsspieler, sollte ein Erfolg wie z.B. der Kreisliga-Aufstieg ausbleiben?
Hier machen wir uns keine Sorgen. Wir pflegen eine große Freundschaft innerhalb der Mannschaft, welche auch abseits des Platzes viel Freizeit miteinander verbringt. Darüber hinaus hat so manches Ereignis in der jüngsten Vergangenheit das Team geprägt. Hier rückt man einfach noch näher zusammen und lernt die wesentlichen Dinge im Alltag besser zu schätzen. Fußball ist nicht alles - das ist uns hier allen klar geworden.

Welchen Anteil am aktuellen Erfolg hat Spielertrainer Sebastian Tanzer? Und wie geht es mit ihm über die Saison hinaus weiter?
Basti stieß in einer Zeit zu uns, in welcher das ganze Dorf unter Schock und Trauer stand. Hierbei bewies er ein tolles Feingefühl, mit dieser schwierigen Situation umzugehen. Das sogenannte Eis war dadurch sofort gebrochen. Ein großes Plus für jeden Trainer ist zweifelsohne, dass in sämtlichen Trainingseinheiten genügend Spielermaterial zur Verfügung steht. In den Trainings und in den Spielen verlangt er stets Höchstleistungen. Sollte dies mal nicht der Fall sein, so kann er seine Unzufriedenheit auch sehr deutlich zeigen. Durch seine höherklassigen Erfahrungen ist er natürlich eine große Stütze in unserem Defensivverbund, indem er das Spiel von hinten ruhig lenkt und der ganzen Mannschaft stets hilfreiche Kommandos gibt. Wie es mit Basti über die Saison hinaus weitergeht, werden zeitnahe Gespräche bringen.


Das Schönbrunner Motto: 40 statt 11 Freunde

Schönbrunn steht nicht nur für erfolgreichen Fußball vieler junger Kicker, sondern auch für unbedingten Zusammenhalt. Warum gilt bei der DJK noch das - oftmals längst überholte - Motto der 11 Freunde?
Wir sind über viele Jahre als Team gewachsen. Nach dem Abstieg aus der Kreisliga im Frühjahr 2011 und dem "Karriereende" der damaligen Stammmannschaft in den Folgejahren hat sich das Gesicht der Mannschaft natürlich gravierend verändert. In diesen Jahren wurde auch die Zusammenarbeit von Erster und Zweiter Mannschaft Schritt für Schritt verbessert. Es entstand dadurch eine große Gemeinschaft, die nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz viele Gemeinsamkeiten hat. In diesem Zusammenhang muss besonders der Trainer der 2. Mannschaft, Andreas "Jimmy" Pauli, erwähnt werden, welcher wie kein Zweiter die Verzahnung zwischen den zwei Mannschaften vorantreibt. Das Motto der 11 Freunde ist somit nur begrenzt gültig. Wenn man so will sind wir 40 Freunde, wo jeder Einzelne seinen Teil für den Erfolg beiträgt.

Der überwiegende Großteil des Kaders sind Schönbrunner, Wechsel finden fast gar nicht statt. Woher rührt das große fußballerische Potenzial des kleinen Ortes Schönbrunn?
Diese Frage bekommen wir in letzter Zeit häufiger gestellt. Hier darf man sicherlich nicht nur Schönbrunn erwähnen, sondern die gesamte Gemeinde Hohenau. Wir haben vier intakte Herren-Mannschaften im aufstiegsberechtigten Punktspielbetrieb, das findet man im ländlichen Raum nicht nochmal so schnell.


"Klare Verhaltensregeln, die es zu beachten gilt"

Zusätzlich muss man hier wieder die JFG Lusen erwähnen. Hier haben die beteiligten Vereine schon frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und sich in der Jugendarbeit zusammengeschlossen. Die Früchte dieser Arbeit ernten die Vereine in den Seniorenmannschaften. In den vergangenen Jahren sind besonders viele Schönbrunner Jugendspieler in den Herrenbereich aufgerückt, wovon wir im Moment natürlich extrem profitieren. Es werden aber auch wieder andere Zeiten auf uns zukommen.

Schönbrunn ist bekannt für seine Erfolge, aber auch für seine legendären Siegesfeiern. Doch wie schafft man es, das eine vom anderen zu trennen? Wer gibt die Marschroute "Erst siegen, dann feiern" vor? Und: Gibts hier Ausreißer, die die Reihenfolge verwechseln?
Dieses Thema ist natürlich gerade in den unteren Spielklassen immer wieder präsent. Es wurden hier innerhalb der Mannschaft klare Verhaltensregeln vereinbart, welche jeder einzuhalten und zu respektieren hat. Es verlangt ja schon der Respekt gegenüber dem Mitspieler, sich angemessen auf ein Spiel vorzubereiten. Dass es hier auch mal zu vereinzelten Ausreißern kommen kann, ist ganz klar. Das gab es schon immer und wird es immer geben. Aber solche Sachen bleiben natürlich intern und werden auch intern geregelt. Nichtsdestotrotz gehört aber auch das ausgiebige Feiern von Erfolgen zu unserem Image vom Dorfverein. Wobei hierbei erwähnt werden darf, dass die Schönbrunner Dorfgemeinde den Luxus genießt, zwei tolle Wirtshäuser als Vereinslokale zu haben. Da geht man dann einfach auch gerne hin.


Blick in die (rosige?) Zukunft

Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich Schönbrunn entwickeln? Welche Ligenzugehörigkeit entspricht dem Selbstverständnis? Und: Ist ein Personalmangel in absehbarer Zeit ausgeschlossen?

Die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins wird sich auch in den kommenden Jahren nicht bedeutend ändern. Der seit Jahrzehnten fest im Verein verwurzelte Gedanke mit einheimischen Spielern die unentgeltlich spielen, wird auch weiterhin bestand haben. Im sportlichen Bereich wollen wir uns langfristig spielerisch weiterentwickeln und im Rahmen unserer Möglichkeiten ansehnlichen Fußball spielen, in welcher Spielklasse wird sich zeigen.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen eine verletzungsfreie und erfolgreiche Restsaison.

Aufrufe: 06.2.2019, 10:36 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor