2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Bekannt als Torjäger, aber auch als Vollblut-Schönbrunn: Tony Böhme (rechts) beendet nach über 300 Toren seine Karriere.
Bekannt als Torjäger, aber auch als Vollblut-Schönbrunn: Tony Böhme (rechts) beendet nach über 300 Toren seine Karriere. – Foto: Grübl

"Ich war ein Miststingl": Tony Böhme hört auf

Nach über 300 Toren in 425 Ligaspielen für die DJK-SG Schönbrunn beendet Tony Böhme seine Karriere, die auch von schweren Verletzungen geprägt war.

Im Rückblick auf seine Karriere wäre aus sportlicher Sicht mehr möglich gewesen, wie er ganz offen und ehrlich zugibt. Landesliga-Angebote hat er genauso regelmäßig ausgeschlagen wie Anfragen von Vereinen, die der Bezirksliga angehört haben. "Ich war ein Miststingl. Ich war ein Vogel, der nur von seinem Talent gelebt hat", beschreibt Tony Böhme sich selbst. Erst im fortgeschrittenen Fußballeralter - nach schweren Verletzungen - hat er es eigenen Aussagen zufolge kapiert, seinen Körper zu pflegen. "Es wäre schon mehr drin gewesen", weiß er, blickt aber dennoch auf eine erfolgreiche Karriere zurück. Verbittert ist er ob seiner verpassten Chance, höherklassig zu spielen, nicht. Im Gegenteil. "Es ist gut so, wie es ist bzw. war. Ich habe nichts verpasst."

Das Miteinander, der Zusammenhalt, bei Schönbrunn ausgeprägt wie wohl bei keinem anderen Verein im Bayerwald, war stets das, wofür Tony Böhme lebte. Er wollte mit Freunden Fußball spielen, aber auch mit ihnen Feiern - manchmal mehr als nötig, wie der 37-Jährige heute schmunzelnd zugibt. "Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag - wir waren immer unterwegs. Hätte ich beispielsweise Landesliga gespielt, hätte ich auf das verzichten müssen. Das wollte ich jedoch nicht."

Tony Böhme ist Schönbrunner durch und durch. Zahlreiche Tore - laut Vereinschronik sind es über 300 - haben dazu beigetragen, dass der 37-Jährige jahrelang das Gesicht der DJK-SG war. Obwohl der Torjäger völlig aufgeräumt auf seine Karriere zurückblickt, spricht er doch immer wieder davon, dass "Bezirksliga ein Traum" gewesen wäre - allerdings nicht mit einem anderen Verein, sondern nur mit "seinem" Schönbrunn. Und er war auch knapp dran an diesem großen Ziel, 2007/08 wurden Petzi, Schreiner & Co. Dritter in der Kreisliga - Böhme erzielte 22 Tore und das, obwohl "zwei Trainings in der Woche für mich fast schon zu viel waren".


"Die Mausdoudn habe ich meistens ausgelassen"

Der Stürmer jedoch war - trotz seiner anfänglichen Faulheit - weitum gefürchtet. Er erzielte Tore mit dem rechten und linken Fuß, auch mit dem Kopf war er stets brandgefährlich. Er hat einfach das berühmt-berüchtigte Näschen. Seine Quote ist überragend - hätte jedoch noch besser sein können. "Die Mausdoudn habe ich meistens ausgelassen", erinnert sich der leidenschaftliche Dortmund-Fan und lacht. "Die Unmöglichen habe ich jedoch gemacht."

Tony Böhme spielte Fußball, weil er denn Sport seit frühester Kindheit liebte. Er kickte aber auch, weil der die gemeinsame Zeit mit seinen Freunden auf den Spielfeld genoss. "Allein das Einkehren nach den Spielen beim Fischei ist einmalig. Wer das einmal miterlebt hat, will nie wieder weg von Schönbrunn." Nicht nur wegen seiner vielen Tore war und ist Böhme in Schönbrunn ein angesehener Mann, sondern auch wegen seiner empathischen, geselligen Art. "Es bleiben rückblickend tolle Erinnerungen und viele sportliche Erfolge", macht Vorsitzender Josef Pauli deutlich.


Kreuzbandriss und Rückenprobleme

Der sportliche Weg des 37-Jährigen war gepflastert von Toren, Erfolgen und entsprechenden Feierlichkeiten, jedoch darüber hinaus von Niederlagen, Abstiegen - und vor allem schweren Verletzungen. Ein Kreuzbandriss mit anschließender zweijähriger Leidenszeit sowie ein Bandscheibenvorfall als Folge einer angeborenen Wirbelfehlstellung, sorgten dafür, dass der lebensbejahende Mensch auch die negativen Seiten des Sports miterleben musste.

Diese schwierige Zeit und auch das reifere Alter ließen Tony Böhme zu einem anderen Sportler werden - mit dazu beigetragen hat auch, dass er unter Trainer Andreas Eberl Kapitän wurde und dadurch mehr Verantwortung übernehmen musste. "Ich habe erkannt, dass ich auch mal laufen muss. Meine Einstellung zum Fußball hat sich grundlegend geändert." In den Dreißigern angelangt ging er plötzlich voran, regte sich über ausschweifende Partynächte seiner jüngeren Mitspieler auf, wurde zum Vorbild. Auch, weil er während er langen Verletzungspause erkannte, was ihm der Fußball eigentlich bedeutet.


"Ich wollte meine Karriere nicht als Verletzter beenden"

"Mir war es sehr wichtig, vor allem nach den Rückenproblemen, noch einmal zurückzukehren. Ich wollte meine Karriere nicht als Verletzter beenden." Und plötzlich war Tony Böhme wieder da - und wie. 2015 kehrte er auf den Rasen zurück und wusste sofort wieder, wo das Tor steht. "Ans Aufgeben habe ich eigentlich nie gedacht, aber eine gewisse Angst, mich wieder zu verletzten hatte ich anfangs schon. Gott sei Dank bin ich fit geblieben."

Das Karriereende kam deshalb zum genau richtigen Zeitpunkt, wie er findet - ein Hollywood-Regisseur hätte es wohl nicht besser inszenieren können. Im letzten Punktspiel gegen Schönberg schnürte der scheidende Torjäger einen Doppelpack, bei der anschließenden, bitteren Relegationsniederlage erzielte er den einzigen Treffer. "Ein Abschied vor 1.000 Zuschauern - das ist schon gigantisch", schwärmt der 37-Jährige, auch wenn es mit dem Kreisliga-Aufstieg und somit mit dem vollkommenen Happy End nicht geklappt hat.


Das erste AH-Spiel hat er schon absolviert

Tony Böhme ist aus fußballerischer Sicht mit sich vollkommen im Reinen. Er blickt auf eine schöne Karriere mit vielen Erinnerungen, die bleiben, zurück. Nun, nach der ersten fußballfreien Zeit, überwiegt auch das Positive aus 18 Jahren Sport. Und auch die Mitspieler scheinen sein Karriereende akzeptiert zu haben, "glauben tun sie es aber noch nicht so recht".

Ganz verzichten muss Schönbrunn nicht auf seinen langjährigen Torjäger. Sein erstes AH-Spiel hat er bereits bestritten. "Mir hat das Spielen einfach brutal gefehlt." Schnell schiebt er hinterher: "Ich würde wohl auch nicht Nein sagen, wenn ich mal - beispielsweise in der Zweiten - aushelfen soll." Tony Böhme ist einfach Vollblutsportler - mit Verspätung. Wobei: Fußballspielen wollte er eigentlich schon immer - und "a Vogel bleibe ich wohl auch".

Aufrufe: 029.6.2019, 10:47 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor