2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Der Neustädter Trainer Manfred Lederer (r.) sorgt sich vor allem um den Jugendbereich. Er fordert die Vereine auf, während Corona Kontakt mit ihren Nachwuchskickern zu halten, um sie nicht zu verlieren.
Der Neustädter Trainer Manfred Lederer (r.) sorgt sich vor allem um den Jugendbereich. Er fordert die Vereine auf, während Corona Kontakt mit ihren Nachwuchskickern zu halten, um sie nicht zu verlieren. – Foto: Dagmar Nachtigall

In Neustadt keine coronabedingte Absage bei Training oder Spiel

FuPa möchte im Rahmen einer Befragung Einblicke geben, wie die Vereine das wegen Corona mehr als verrückte Fußballjahr 2020 erlebt und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.

Im dritten Teil unserer Interviewreihe über Erfahrungen der Vereine während des pandemiebedingt immer wieder neue Herausforderungen erzeugenden Fußballjahrs 2020 hat sich Manfred Lederer, Trainer der DJK Neustadt - aktuell Tabellenführer der Kreisklasse Ost -, den Fragen von FuPa gestellt. Der engagierte und erfahrene Übungsleiter hat sich dabei viel Zeit genommen, schaut bei der Beantwortung auch über den Tellerrand seines Vereins hinaus und gibt zudem wertvolle Ratschläge, wie man den durch Corona womöglich entstandenen finanziellen Engpässen begegnen kann.

Mane, das Fußball-Jahr 2020 - ein Jahr, das man ohne Zweifel in die Kategorie „schnell vergessen“ einordnen kann. Wie sieht Dein ganz persönliches Resümee aus?

Manfred Lederer (56): Ja, das stimmt, die veränderten Umstände stellten uns Trainer und Spieler immer wieder vor neue Herausforderungen, nicht nur was den sportlichen Bereich betraf, da wir ja alle nicht wussten, wann und wie es weiter geht. Aber auch die Vereine mit ihren vielen ehrenamtlichen Helfern wurden und werden immer noch durch die umfangreichen Vorschriften zusätzlich personell und zeitlich vor enorme Herausforderungen gestellt. Meinem Eindruck nach wurde das aber zumindest in meinem sportlichen Umfeld sehr gut bewältigt. Insgesamt gesehen, sollte man künftig eine klare Trennung zwischen Amateur- und Profisport herstellen - mir erschienen dann doch so manche Hygienevorschriften auf unserer Ebene teilweise etwas übertrieben. Das ist für die Vereine nur mit zusätzlich freiwilligen Helfern zu schaffen, die aber nicht immer zu finden sind.


Auch wenn nur wenige Spieltage absolviert wurden, bist Du zufrieden mit der sportlichen Ausbeute heuer?

Ja, nicht nur was die Ergebnisse betrifft, sondern auch mit der Art und Weise, wie sowohl die erste aber auch die zweite Mannschaft nach dieser langen Pause die Spiele angegangen, war ich sehr zufrieden, das war schon sehr gut. Alle Spieler waren hoch motiviert und wir alle waren froh, dass man endlich wieder um Punkte spielen durfte.


Wie war die Reaktion Deiner Mannschaft auf die hohen Fallzahlen in unserer Region? Gab es Spieler, die keinesfalls trainieren oder spielen wollten, oder andere, die unter Einhaltung der Hygienebestimmungen dennoch „ganz normal“ weiter machen wollten?

Das war eigentlich kein Thema. In den Zeiten, wo das Trainieren und Spielen erlaubt war, haben die meisten Spieler das auch angenommen. Ich hatte zumindest keine offizielle Absage von Spielern, die wegen der hohen Fallzahlen Bedenken hatten.


Gibt es schon Planungen, wie es nach einer hoffentlich erfolgenden Freigabe des Trainingsbetriebes ab Dezember weiter gehen wird bei Euch?

Jetzt etwas zu planen ist zu früh, da wir alle nicht wissen wie es die nächsten Wochen weiter geht. Wir warten die weiteren Informationen von Verbands- und Vereinsseite ab und entscheiden dann kurzfristig.


Wie haltet ihr euch während der Winterpause fit?

Wir müssen sehen wie die Entwicklung ab Januar ist, um dann konkret planen zu können. Bis dahin kann und wird sich jeder individuell fit halten, da zähle ich auf die Eigeninitiative meiner Männer.


Wie haltet ihr überhaupt Kontakt in Zeiten von Corona?

Da die Jungs sowieso vor Ort sind, haben die auch regelmäßig Kontakt. In der jetzigen Zeit geht das sowieso überwiegend online oder natürlich über WhatsApp.



Wie bewertest Du die Entscheidung des BFV, als einziger Landesverband in Deutschland die Saison nicht abzubrechen?

Über dieses Thema mache ich mir keine Gedanken. Denn um diese Frage seriös zu beantworten, müsste man die Vor- und Nachteile genau kennen und abwägen. Das ist dann doch Aufgabe des Verbandes, der zusammen mit den Vereinsverantwortlichen nach einer geeigneten Lösung suchen muss. Dass man sich dabei letztlich auch nur nach den momentanen Vorgaben der Regierung richten kann und muss, ist klar. Die weitere Entwicklung kann leider keiner vorhersagen und im Nachhinein ist man dann immer schlauer. Hier verlasse ich mich tatsächlich voll und ganz auf den BFV und die Verantwortlichen im Verein.


Eine Möglichkeit, dem pandemie- oder wetterbedingten Terminstress mit womöglich vielen Nachholspielen zu entgehen, wäre der Wegfall des Ligapokals. Wie stehst Du dazu, oder habt Ihr Euch schon abgemeldet?

Ich bin zunächst einmal froh darüber, dass wir mit der ersten und zweiten Mannschaft nur jeweils ein Nachholspiel haben, somit hätte ich auch nichts gegen weitere Ligapokalspiele. Aber auch hier muss man alles wohl insgesamt betrachten und sehen, wie viele Nachholpartien jetzt schon geplant werden müssen.


Habt ihr Sorgen, dass einige Spieler im neuen Jahr überhaupt keine Lust mehr auf Fußball haben? Oder haben sich gar schon welche verabschiedet?

Das kann ich mir bei uns absolut nicht vorstellen, da sind alle Fußballer aus Leidenschaft. Es ist doch so: Alle, die sich für eine Mannschaftssportart entschieden haben, machen es doch vor allem deshalb, weil sie Spaß an dieser Sportart haben und weil es einfach herrlich ist, wenn man die Emotionen zeigen, Sieg und Niederlage und die vielen Erlebnisse rund um den Sport gemeinschaftlich erleben kann. Aber auch die sozialen Kontakte nach dem Training und Spiel bieten die besten Möglichkeiten, um vom normalen Alltag auch mal abzuschalten oder sich abzulenken. Darüber hinaus dient der Sport der Gesunderhaltung, was gerade in diesen Zeiten enorm wichtig ist. Erst jetzt merkt man so richtig, was einem fehlt. Ich denke, dass das viele Spieler genauso sehen. Der eine oder andere, der sich tatsächlich anders entscheidet, hatte wohl dann auch schon bisher nicht unbedingt das große Verlangen, gemeinsam und mit Hingabe unseren Sport treiben zu wollen. Sorge macht mir da eher der Jugendbereich. Hier denke ich, müssen die Vereine schon sehr dahinter sein, damit nicht viele Spieler dem Sport fern bleiben. Hier sind die Vereine richtig gefordert, damit der Kontakt zu den Spielern und Eltern - trotz Abstandhalten - nicht verloren geht.


Hat Corona negative Auswirkungen im finanziellen Bereich bei Deinem Verein erzeugt? Wenn ja, könnt ihr die Ausfälle überhaupt kompensieren?

Ehrlich, da bin ich überfragt, da müsste man unseren Schatzmeister fragen. Da ich persönlich aber auch Schatzmeister beim BLSV im Kreis Weiden/Neustadt bin, weiß ich, dass die Bayerische Staatsregierung die Vereinspauschale auf 40 Millionen Euro verdoppelt hat. Das kommt vor allem den Vereinen zugute, die einen hohen Mitgliederanteil an Jugendlichen und jungen Erwachsenen besitzen und sehr viele Übungsleiter mit Lizenzen einsetzen können. Zusätzlich konnten Vereine Hilfen aus dem Corona-Soforthilfeprogramm in Anspruch nehmen, sofern finanzielle Einbußen in manchen Bereichen entstanden.


Wie gehst Du ganz persönlich mit der Pandemie um?

Ich halte mich soweit es geht an die so genannten AHA-Regeln und hoffe, dass wir bald wieder schönere Zeiten erleben. Jetzt, wo zudem auch noch die Fitnessstudios wieder geschlossen sind, ist es für einen Sportler wirklich keine schöne Zeit. Aber das Wichtigste ist und bleibt nun einmal die Gesundheit. Deshalb müssen wir uns auch etwas vorsichtiger und disziplinierter verhalten, um dann hoffentlich bald wieder zusammen im Verein Sport treiben zu können.

Aufrufe: 013.11.2020, 10:00 Uhr
Werner SchaupertAutor