2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Anja Schorer erzielte im Spiel um Platz drei gegen Italien drei Treffer und gewann dadurch die Bronzemedaille bei der Futsal-WM.
Anja Schorer erzielte im Spiel um Platz drei gegen Italien drei Treffer und gewann dadurch die Bronzemedaille bei der Futsal-WM.

Bronze in Bangkok

Anja Schorer hat mit dem deutschen Gehörlosen-Team bei der Futsal-Weltmeisterschaft viel erreicht

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Anja Schorer aus dem Ebershauser Ortsteil Waltenberg ist Spielführerin der deutschen Futsal-Nationalmannschaft der Gehörlosen. Mit diesem Team hat die 27-Jährige, die seit dem Jahr 2000 beim Bezirksoberligisten DJK Breitenthal spielt, jetzt bei der Futsal-Weltmeisterschaft der Frauen in Bangkok/Thailand die Bronzemedaille gewonnen.

Sind Sie zufrieden mit dem Abschneiden der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft?

Schorer: Mein Ziel war es, auf das Treppchen zu kommen und das haben wir geschafft. Also bin ich zufrieden. Man muss bedenken, dass wir im Vorfeld lediglich an zwei Wochenend-Lehrgängen zusammen trainieren konnten und deshalb nicht so eingespielt waren, wie wir es gerne gehabt hätten.

Wie fällt Ihre persönliche Bilanz aus. Welche Note würden sie dafür geben?

Schorer: Sagen wir mal eine Zwei. Ich habe alle fünf Spiele bestritten und dabei fünf Tore erzielt. Die beiden Trainerinnen Andrea Girruleit und Natascha Laier haben mir bestätigt, dass ich eine der Besten im deutschen Team war. Da kann ich nicht meckern. Und es freut mich, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Bereits acht Wochen vor dem Turnier mussten wir ein Trainings-Tagebuch führen und fünf Mal in der Woche trainieren. Das heißt: neben den beiden Trainingseinheiten bei der DJK Breitenthal samt Punktspiel blieben noch zwei Lauf- und Krafteinheiten, die ich alleine absolviert habe.

Vor dem Turnier hatten Sie Russland zum großen Titelfavoriten gemacht. Da lagen Sie ja richtig.

Schorer: Ja, die Russinnen ist souverän Weltmeister geworden. Aber die sind sozusagen Vollprofis, sind das ganze Jahr zusammen und können von ihrem Sport leben. Da wundert es nicht, dass sie auf sehr hohem Niveau spielen.

Was hat dem deutschen Team gefehlt, um Weltmeister zu werden?

Schorer: Es hätte gut getan, wenn wir mehr Gelegenheiten zum gemeinsamen Training gehabt hätten. Zudem haben drei technisch starke Spielerinnen gefehlt.

Was war Ihr schönstes sportliches Erlebnis bei dieser WM?

Schorer: Das war das Spiel um Platz drei gegen Italien. Beim 4:0-Sieg habe ich drei Tore erzielt und noch einen Sechsmeter herausgeholt. Auch das Spiel gegen England war etwas Besonderes, weil wir da einen 1:3-Rückstand aufgeholt und dann im Sechsmeterschießen mit 5:3 gewonnen haben.

Um die Kosten für die Teilnahme an der WM finanziell stemmen zu können, haben Sie vor ein paar Monaten eine Spendenaktion gestartet. Hatte sie denn den gewünschten Erfolg?

Schorer: Die Aktion hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn der Eigenanteil an der Reise und der WM-Teilnahme war dadurch gering. Allen Spendern, allen voran meinem Verein DJK Breitenthal, möchte ich deshalb recht herzlich danken.

Wann steht der nächste Höhepunkt mit der Nationalmannschaft an?

Schorer: Nächstes Jahr wäre die Großfeld-WM der Gehörlosen in Italien. Aber leider wird der Deutsche Gehörlosen-Sportverband aus finanziellen Gründen voraussichtlich keine Mannschaft melden. Mehr weiß ich zu diesem Thema nicht. Im Jahr darauf, bei den Gehörlosen-Weltspielen in Samsun/Türkei, sowie 2018 bei der Europameisterschaft in Amsterdam/Holland hoffe ich, dass wir dann wieder dabei sind.

Genießen Sie jetzt die Winterpause?

Schorer: Jein, denn ich gehe mindestens zweimal in der Woche zum Laufen, um zumindest konditionell fit zu bleiben. Zudem haben wir bei der DJK Breitenthal einmal wöchentlich Hallentraining und das ist gut so, denn wenn man zuvor fünfmal die Woche trainiert hat, sollte man nicht plötzlich nichts mehr tun.

Welche sportlichen Erwartungen haben Sie für das Jahr 2016?

Schorer: Ich wünsche mir, dass wir mit der DJK Breitenthal in der Bezirksoberliga möglichst lange vorne mitspielen und dass ich – im Gegensatz zu diesem Jahr – von Verletzungen verschont bleibe.

Aufrufe: 025.12.2015, 08:45 Uhr
Mittelschwäbische Nachrichten / Alois ThomaAutor